Die Schwarzweißfotografie „Fichte Donon“ der Künstlerin Monika von Boch aus dem Jahr 1957 zeigt drei karge blattlose Fichtenbäume vor einem gänzlich weißen Himmel. Durch den hohen Kontrast erscheinen die Bäume wie mit schwarzer Tusche auf einen weißen Hintergrund gezeichnet. Ihre eigentlich organische Struktur wird durch eine auf die reine Form reduzierte Struktur abgelöst. Diese Art der Abstraktion führt zu einem intensiven Erleben des natürlichen Wuchses. Der Titel des Werkes gibt Hinweis auf den Ort, an dem die Künstlerin die Nadelbäume ablichtete. Mit einer Höhe von 1009 m markiert der Donon eine der höchsten Erhebungen der Nordvogesen. Dort entspringen die beiden Quellflüsse der Saar: die sarre rouge (Rote Saar) und die sarre blanche (Weiße Saar).
„Monika von Boch zeigt mit ihren Fotografien elementare Strukturen, mittels der Kamerafotografie wie auch mittels der Abstraktion. In ihrer Kamerasicht wie in der experimentellen Bearbeitung bekennt sich die Künstlerin zur naturhaften, organischen, ungeometrischen Form, seien die Abweichungen von der Geometrie auch noch so minimal. In vielen Beispielen ist dann auch eine frappante Ähnlichkeit von Kameraaufnahmen und Bildern, die unter experimentellem Zugriff entstanden sind, abzulesen, selbst wenn die Bildgegenstände sich von ihrer Wesensart, ihrer begrifflich-lexikalischen Ordnung gänzlich fremd sind. Monika von Bochs universale Größe ist die Natur und ihre Struktur. Sie bringt das fotografisch-Naturschöne mit dem fotografisch-Kunstschönen in Vereinbarung. Ihre fotografischen Bilder vertreten stets den Anspruch autonomer Kunstwerke.“
(aus: Monika von Boch. Die Natur des Abstrakten. Ausstellungskatalog Saarland Museum Saarbrücken 1997, S. 19-31)