Edition Laboratorium 2003
„Betrachtet man die Serigrafien von Dirk Rausch (*1975) lange genug, stellt man aber wohl fest, dass sie – was Farben, Formen, Parallelen und Überschneidungen, Sättigung und Transparenz etc. angeht – zwar mit immer wiederkehrenden, relativ einfachen Mitteln operieren, zugleich jedoch vortrefflich unterschiedliche, lebendige und anmutige Ergebnisse darstellen. Insofern handelt es sich ganz grundlegend auch um das Experiment, größtmögliche Vielfalt zu erschaffen unter Wahrung dessen, was vielleicht besser als Familienähnlichkeit denn als Serie bezeichnet werden sollte. (...)
Der erste der Drucke (Artothek Nr. 1172) gruppiert ein sattes, goldfarbenes Gelb um die Ränder des Blattes; deutlich sichtbar überschneiden sich die breiten Linien, ergeben leicht abgedunkelte Quadrate an drei der vier Ecken; unten rechts läuft eine der Pinselbewegungen – parallel zu einer der Blattmitte entfliehenden Leerfläche – ungekreuzt bis zum Blattrand hin. An dieser Stelle wurde
das Blatt vertikal coupiert: Es entsteht ein zweiter Hintergrund. Dies betont, wie zentral das unbedruckte Papier, die weißen Flächen in die Gestaltung der Bilder einbezogen sind. Es steht dem Betrachter selbstverständlich frei, das Papier einmal unter den Farben, das andere mal neben ihnen zu sehen. Dieser Versuch wird aber von Druck zu Druck schwieriger. (...)
Die Sequenz
der Drucke ermöglicht verschiedene Lesarten. Bei aller künstlerischen
Disziplin kann man sie dennoch als eine Geschichte verstehen, die
erzählt über einen abnehmenden Grad an Ordnung, die Zunahme von
Komplexität oder vom Schicksal der leeren Fläche berichtet. Der
einfarbige Druck war und bleibt für mich ein rein konstruktives Werk,
der dreifarbige hingegen erschien mir bald wie eine – sehr freie –
Abbildung von etwas Natürlichem, obwohl es keine ist.“
(Wolfram Armbruster. Textauszug des Vorsatzblattes zur Edition 11 des Laboratoriums, Saarlouis 2003)
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