Josef Linschinger setzt sich im Kontext der visuellen Poesie seit Jahren intensiv mit den Kategorien „Text“ und „Bild“ auseinander. In der Reihe „TEXTBILD“, die zudem Animationen und Filmsequenzen umfasst, bringt der Künstler diese in einem „farbigen Schriftbild“ zusammen. Linschinger greift den formalen Aspekt der auf Buchstaben basierenden Bildkonstruktion auf. Die Zeichen werden aus Linien, Geraden und Kreissegmenten gebildet, welche sich in bestimmten Winkeln schneiden. Durch eine Maximierung der Linienstärke erzielt der Künstler flächige Formgebilde, die aus der Überlagerung einzelner Buchstaben resultieren.
Die Überschneidung der durch die Primärfarben Rot und Blau charakterisierten Begriffe „Text“ und „Bild“ manifestiert sich als zentrales Bildelement in einer neuartigen Flächenform mit der Sekundärfarbe Violett. Lediglich an den Randflächen, wo die Begriffe sich nicht überlagern, sind die reinen Farben und damit der Ursprung der beiden Worte erkennbar.
Josef Linschinger zielt in der Farbgebung von „TEXTBILD“ auf eine weitere Bedeutungsebene ab: Mit dem Warm-Kaltkontrast von Rot und Blau nimmt er Bezug auf die Theorie der sogenannten „heißen“ und „kalten“ Medien nach Marshall Mc Luhan. Der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler unterscheidet„heiße“ Medien mit intensiver Informationsdichte, welche unmittelbar rezipiert werden, von „kalten“ Medien, die facettenreiche Informationen beinhalten, mehrere Sinnesorgane simultan ansprechen und Interaktion erfordern.
Im Werk „TEXTBILD“ schreibt Linschinger dem Wort „Text“ die warme Farbe Rot zu und definiert die Sprache gemäß Mc Luhan als leicht konsumierbares Medium. Das Bild charakterisiert Linschinger dem gegenüber mit der kalten Farbe Blau als komplexeres System, welches vielschichtige Sinnesebenen stimuliert.
Damit deutet Linschinger zum einen auf die Polarität der Begriffe in der Gegensätzlichkeit der Primärfarben hin. Andererseits verbildlicht der Künstler die Annäherung, Überschneidung und Durchdringung der Bedeutungen in der Überlagerung der Formen und Farben. „TEXTBILD“ visualisiert die Transformation von Begrifflichkeiten als Prozess, der die Farben und Formen nicht voneinander abgrenzt, sondern durch Überlagerungen, Zwischenstufen und Nuancierungen deren Zusammenspiel charakterisiert. In der konkrete Poesie Josef Linschingers manifestieren die Kategorien „Text“ und „Bild“ eine gegenseitige Durchdringung in der bildnerischen Umsetzung von Sprache.
Sandra Kraemer
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