Zu den Fenstern von Robert Köck
In den ersten Jahren nach der Weihe der Katholischen Pfarrkirche St. Andreas waren die großen Wandöffnungen in der Süd- und Ostwand schmucklos verglast. Dies änderte sich 1969 mit dem Einbau der beiden großen, farbigen Fensterbilder von Robert Köck. Robert Köck – Pater Bonifatius in der Benediktinerabtei St. Mauritius zu Tholey – hatte sich in den Jahren zuvor durch verschiedene künstlerische Arbeiten für den sakralen Raum einen Ruf erworben. Wohl am bedeutendsten für das Saarland sind seine 1959-61 ausgeführten Entwürfe für die Maßwerkfenster in der Benediktinerabteikirche zu Tholey, einem Kirchenbau der Gotik. "Entscheidende Impulse zur Klärung der eigenen Bildvorstellungen gingen von den Fenstern Georg Meistermanns in der Sepultur am Würzburger Dom vom Jahre 1956 aus", schreibt Robert Köck im Rückblick. Bei der Realisierung seiner Entwürfe für St. Andreas in Gisingen versicherte sich Köck der Zusammenarbeit mit Hans Bernhard Gossel. Gossel hatte von 1956 bis 1966 die Klasse für Glasmalerei im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt/Main geleitet und 1960 in der Nähe von Frankfurt/Main eine Firma für Glasmalerei gegründet, die viel für das Atelier von Georg Meistermann arbeitete.
In der Gisinger Pfarrkirche schloss Robert Köck das fünfteilige Fensterband der Südwand zu einem einzigen großen Bildfeld zusammen, das von den Wandpfeilern und dem Stabwerk überschnitten wird. Thema der Darstellung ist der 23. Psalm: "... Der Herr ist mein Hirte, / nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen / und führt mich zum Ruheplatz am Wasser." Im Osten und zugleich in der Leserichtung von links nach rechts entspringt Wasser einem braunen Felsen und zieht sich als ganz sanft gewelltes, helles Band mittig durch das gesamte Bild. Der silbrige Bach durchströmt grüne Weiden, auf denen Schafe grasen, ruhen oder ihren Durst am Ufer löschen. Alternierende rote und blaue Farbflächen rahmen die Darstellung am unteren und oberen Bildrand ein. Zusammengesetzt ist das Bleiglasfenster aus farbigen, amorph-kurvig geformten Scheiben: schmale, lanzett-wellenförmige Stücke für das Wasser, größere, wolkig-schollen-förmige für die grünen Auen und die Schafe.
Als Thema für die Gestaltung des Westfensters, durch das vor allem die kräftigen Strahlen der Nachmittags- und Abendsonne fallen, wurden die ersten Verse aus dem 3. Kapitel des Buches Exodus gewählt: Gott erscheint Moses im brennenden Dornbusch. Auch bei diesem Bildentwurf überläuft Köck die Parzellierung des Fensters – in diesem Falle wird das stabwerkige Fenster durch die Empore geteilt – und nimmt die Wandöffnungen als eine einzige, große Bildfläche. Ist die Komposition des breiten Südfensters horizontal orientiert, passt sie sich hier der vertikalen Ausrichtung der schmalen Fensterform an. Eine in bräunlichen Farben gehaltene Fläche aus schuppig angeordneten amorphen Formen wird links und rechts durch schmale blaue Farbbänder gefasst. Sie bildet die Folie, auf der sich unter der Empore die Darstellungen des Moses und über der Empore des Dornbusches entfalten. Moses ist in einer Haltung des Erschreckens wiedergegeben. Dunkel gekleidet, heben sich vorwiegend Kopf, Hände und die entblößten Füße der Figur von dem felsig-erdenhaften Hintergrund ab. Dieser dunklen Gestalt setzt der Künstler einen hellen Busch entgegen, aus dessem silbrigen, knorrigen Dornengeäst die Flammen in leuchtend roten und orangen Farbtönen sprühen.
Bei der bildnerischen Umsetzung des Moses vor dem brennenden Dornbusch greift Köck auf das traditionelle Mittel der figürlichen, erzählenden Darstellung zurück, wählt jedoch einen neutralen, flächig-abstrakten Hintergund für die Szenerie. Das Südfenster, in dem sich ein silber-graues Band durch eine grüne Fläche zieht, erscheint zunächst als abstraktes Bild. Erst bei näherer Betrachtung lösen sich die Figuren der Schafe aus ihrem wolkig-grünen Hintergrund, lassen auf diese Weise im Kopf des Betrachters die abstrakten Formen und Farben sich zu einer Landschaft zusammensetzen. Die ausgewählten Bibelstellen passen zu dem dörflichen Umfeld der Kirche, einzelne Motive wie Wasser, Weiden, Fels und Gebüsch zu der Landschaft des Saargaus. Dies dürfte Robert Köck dazu veranlasst haben, die Fenster der Pfarrkirche St. Andreas in Gisingen eher erzählerisch-figürlich zu gestalten – im Unterschied zu den Fenstern der Benediktinerabteikirche in Tholey, für die er das Thema der Gottesmachtzeichen in eine symbolisch-abstrakte Bildsprache übertrug. Gemeinsam ist den Fensterbildern beider Kirchen die Beschränkung auf wenige Farben und die Auffassung, mehrteilige Fenster als eine einzige Bildfläche zu begreifen und die unterteilenden Maß- und Stabwerke zu überlaufen.
Oranna Dimmig
Bibliografie
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
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