Kunstort Oranna Kapelle Berus
Zur Kapelle
„Ältestes bisher bekannt gewordenes, schriftliches Zeugnis über die Pfarrkirche von Eschweiler“, die heutige Oranna Kapelle, „ist eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1220: ,Das Patronat und den Zehnten der Pfarrkirche zu Eshwilre schenkt auf Rat der Grafen Simon von Saarbrücken und Heinrich von Zweibrücken deren Ministerialer Marsilius, Ritter von Lizdorf durch die Hand des Majorpatronus, des Herrn Anselm von Flörchingen, dem Kloster Wadgassen (Zimmermann 1934, S. 159). Bereits im Mittelalter wurde der Ort Eschringen durch kriegerische Handlungen zerstört und nicht wieder belebt. Der Ort fiel wüst, die Kirche (deren Aussehen nicht überliefert ist) mit dem Pfarrhaus blieb indes erhalten und die Prämonstratenser Chorherren aus Wadgassen versahen auch weiterhin die priesterliche Seelsorge der zur Pfarrei Eschweiler gehörenden Ortschaften und der Pilger. 1401, ein Jahr nach der Öffnung des Sarkophags, verlegte der Pfarrer seinen Sitz nach Berus, während fortan ein Eremit die Bewachung der Kirche in Eschweiler übernahm.
Für die folgenden Jahrhunderte sind immer wieder Zerstörungen und Wiederherstellungen des Kirchengebäudes überliefert.
Die heutige Kapelle erscheint als ein verputzter Bruchsteinbau von unregelmäßiger Anlage, deren ältester Teil der quadratische Chor mit dem Kreuzrippengewölbe ist. Er dürfte aus der Zeit um 1230 stammen (Zimmermann 1934). Das anschließende Joch wird um 1500 datiert, der jetzt als Sakristei dienende nördliche Anbau entstand vermutlich im 17. Jahrhundert. Die Ostwand des aktuellen Kapellenschiffs ist das Relikt von einem 1757 errichteten neuen Schiff, das 1829 wieder hergestellt werden musste. (...)
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle stark in Mitleidenschaft gezogen. Bereits 1940 war die gesamte Inneneinrichtung verbrannt. Ein Jahr nach Kriegsende konnte die Wiederherstellung der Kapelle beginnen, die sich schrittweise in den folgenden Jahren fortsetzte. Bauherr war Wilhelm Kornelius, der seit 1941 Pfarrer in Berus war.“ (Oranna Dimmig)
Die Legende der hl. Oranna und Cyrilla
„Die Eschringer Pfarrkirche war zugleich die Grabeskirche von zwei „seit altersher“ als heilig verehrten Frauen, zu deren Steinsarkophag Menschen wallfahrteten und Heilung vor allem bei Kopfschmerzen und Ohrenerkrankungen suchten (Oranna = volkstümlich Ohr-Anna). Ohne gesicherte historische Erkenntnisse, ranken sich um die beiden Frauen verschiedene Legenden, von denen zwei in die Legendensammlung „Acta Sanctorum“ aufgenommen wurden. Die erste Überlieferung führt in die Zeit der iro-schottischen Wandermissionare, die im 6. und 7. Jahrhundert durch das inzwischen von nicht christianisierten Franken beherrschte romanisierte Gallien zogen. Aus Irland waren diese Glaubensboten gekommen, um das seit der Spätantike vorwiegend in den Städten bekannte Christentum auch in den ländlichen Gegenden zu verbreiten. Oranna soll eine iro-schottische Königstochter gewesen sein, die sich zusammen mit ihrer Gefährtin (Zwillingsschwester oder Dienerin) Cyrilla sowie ihren Brüdern Fiakrius und Wendelinus dieser Bewegung angeschlossen hätte. Die beiden Frauen hätten sich in der Waldeseinsamkeit, dort wo später die Eschringer Kirche, die heutige Oranna-Kapelle stand, niedergelassen. Die zweite Überlieferung berichtet, dass Oranna die Tochter eines lothringischen Adeligen gewesen sei, die wegen ihrer Gehörlosigkeit von ihren Geschwistern verstoßen worden wäre. Zum Lebensunterhalt hätten sie ihr aus dem elterlichen Erbe ein Stück Land bei Eschringen zugewiesen, wo „sie zusammen mit ihrer Dienerin in Geduld und Heiligkeit ihre Lebenstage“ verbracht hätte (Heinz 1991, S. 81).
1480 wurde in einem offiziellen Akt der Steinsarkophag in der Eschringer Pfarrkirche geöffnet, und man fand darin tatsächlich die Überreste von zwei Frauen. Diese brachte man über 200 Jahre später, 1719 von dem unsicher gewordenen Eschringen nach Berus in die Kapelle Heilig Kreuz. Zu einem unbekannten Zeitpunkt, vermutlich nach 1750, wurden die Gebeine in die damals um ein Schiff vergrößerte Marien-Kapelle überführt. Aus dieser Herrschaftskapelle ging die heutige Beruser Pfarrkirche St. Martin hervor, von wo aus 1969 die Reliquien schließlich zurückkehrten in ihre ursprüngliche Grabeskirche.“ (Oranna Dimmig)
Kunst im öffentlichen Raum
Tristan Ruhlmann – Fenstergestaltung (1952)
Die acht bunten Bleiglasfenster der Kapelle wurden von dem Künstler Tristan Ruhlmann gestaltet. Zusammen mit dem Pfarrer Wilhelm Kornelius der seinerzeit Bauherr des Wiederaufbaus der Kapelle nach dem zweiten Weltkrieg war, wurde das inhaltliche Programm der Fenster festgelegt.
„Im Kapellenschiff verweist das kleinere Wappenfenster in der Ostwand auf die historischen Überlieferungen zur Oranna-Kapelle, die vier Fensterbahnen, je zwei in der Nord- und Südwand, sind der Geschichte von Oranna und Cyrilla gewidmet, wozu die Legende von den iro-schottischen Glaubensverkünderinnen ausgewählt wurde. Das rechteckige Fenster im Zwischenjoch erinnert mit einer Beweinungsszene an den zerstörten Maria-Magdalena-Altar und im Chor zeigen die einander gegenüberliegenden Fenster mit Oranna und Barbara zwei Frauengestalten, die als Heilige des Saarlandes in den 1950er Jahren besondere Verehrung erfuhren.“ (Oranna Dimmig)
Harry Leid – Grabplatte (1969)
Erst im Jahr 1969 wurden die Gebeine der Oranna und Cyrilla aus der Pfarrkirche St.Martin in Berus in die Kapelle zurückgebracht. In einem kleinen Wandgrab bestattet, ruhen die Reliquien nun hinter einer Grabplatte aus Kupfer, die von dem Künstler Harry Leid gestaltet wurde. Der saarländische Metallbildhauer hat sich in der Ausarbeitung auf die Legende der Oranna bezogen. Dies zeigt sich in der Ausarbeitung des Kreuzes als zentrales Motiv der Grabplatte; es ist ein irisches Kreuz. Die Inschrift „ SANCTA ORANNA CUM SOCIA“ ist ein Verweis auf die dahinter liegenden Reliquien.
Fritz Zolnhofer – Triptychon „Grubenunglück in Luisenthal“ (1962)
Rechts neben dem Eingang in die Kapelle befindet sich das Gemälde des Künstlers Fritz Zolnhofer. Das dreiteilige Werk thematisiert das wohl schwerste dokumentierte Bergwerksunglück des Saarlandes. Am 7. Februar 1962 verloren so 299 Bergmänner durch eine Schlagwetterexplosion ihr Leben. An vielen Orten des Saarlandes finden sich Andenken an dieses Unglück, so auch in der Kapelle – einige der tödliche verunglücktem Bergleute stammten aus den Dörfern rund um die Kapelle. Es war der Wunsch des Künstlers, dass sein Werk in der Kapelle seinen Platz findet. Dargestellt auf dem Gemälde ist das Unglück selbst.
Martin Fröhlich – Brunnenskulptur (1952/74) Im Außenbereich der Kapelle links neben dem Eingang steht die von Martin Fröhlich gestaltetete Skulptur der hl. Oranna auf einem eigens dafür angelegten runden Brunnen, dessen Stock zugleich Stellfläche für die Figur ist. Dargestellt ist eine ikonische Darstellung der Oranna, charakteristisch hält sie ein Ohr in ihrer linken Hand die sie auf Herzhöhe hält. Zunächst aus rotem grobporigen Ton gefertigt, wurde die Skulptur auf Wunsch um 1974 in Bronze gegossen und ist nun als grün patinierte Bronzestatue zu bewundern.
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: