Walter Schrempf, Otto Herbert Hajek
Mensa der Universität des Saarlandes, 1965-70
Campus der Universität des Saarlandes
Saarbrücken-St. Johann
Architekt: Walter Schrempf, Saarbrücken
Künstler: Otto Herbert Hajek, Bildhauer, Stuttgart
Die seit 1997 unter Denkmalschutz stehende Saarbrücker Universitätsmensa mit der Hausnummer D 4.1 gilt heute als weltweit anerkanntes Beispiel der Brutalismus-Epoche, welches Architektur auf ideale Weise mit raumplastischer Kunst vereint. Nordöstlich, auf einem Hügel des Campus gelegen, erstreckt sich der im Grundriss streng quadratisch gerasterte Stahlbetonbau über drei Geschosse in die Vertikale, in denen neben dem Herzstück, dem 60 x 36 m großen Speisesaal mit Platz für 1.200 Personen, mehrere Funktionsräume wie Büros, Vorratsräume sowie ein Vortragssaal und eine Kinderbetreuungseinrichtung untergebracht sind. Im Nordosten steht das zum Gebäude dazugehörige Hausmeisterhaus (D 4.3).
Die bildhauerischen Mittel Hajeks, Skulptur und Farbe, dominieren mit dem Sichtbeton die Fassade, welche mit balkonartigen Brüstungen untergliedert und mit einer Krone aus unregelmäßigen, geometrisch angeordneten und farblich akzentuierten Formen bekrönt ist. Darüber befindliche Bügelaufbauten greifen in die Höhe. Die quadratischen Fenster korrespondieren mit dem quadratischen Grundmaß des Gesamtbauwerks.
Zur Linken des Haupteingangs befindet sich der Außenbereich des Mensacafés mit 26 Rundtischen, die aus Waschbeton gefertigt sind. Unmittelbar davor lenkt der viereckig angesetzte „Wald“ aus gestaffelten, teils geknickten Betonstelen den Blick auf sich, welcher den ursprünglich von Schrempf geplanten Rosengarten ersetzt. Seitlich davon befindet sich das „Universitätszeichen“, welches die Verlängerung der Mittelachse des Betonpfeilerplatzes bildet und aus einer Wandmalerei mit reliefartigen, plastischen Elementen und einer freistehenden Plastik aus zwei geknickten Stelen besteht.
Betritt man das Bauwerk über den zentralen Zugang, so dominiert ebenfalls Sichtbeton, welcher an den äußeren Seiten holzverkleidet ist. Der breite Korridor wird in Längsrichtung durch drei große Treppen unterteilt, die unmittelbar zu den unterschiedlichen Essensausgaben und somit zum Speisesaal führen. Hajek wählt zur Unterscheidung der Menüs die Farben Rot, Blau und Gelb, die als Kolorit die Graumonotonie des Betons pointieren und diesem an auserwählten Stellen optisch entgegentreten. Mit Licht eröffnet der Künstler dem Raum eine weitere Dimension: Sowohl die durchgehende Fensterreihe an den äußeren Wänden als auch zwei große, laternenartige Dacherhöhungen, von denen Betonfachwerke in den Raum greifen, begünstigen die helle und – trotz der Schwere des Materials – leicht wirkende Atmosphäre des Innenraums. Zwölf massive Pfeiler, Trennwände und die streng rechtwinklig zueinander ausgerichteten Tische strukturieren die Halle zusätzlich und geben dem täglichen Strom tausender Studenten die nötige Ordnung, um den reibungslosen Ablauf der Gastronomie zu gewährleisten.
Die Mensa bildet durch die Einheit von Architektur und Skulptur ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Als solches unter wenigen Beispielen dieser Art im Saarland bildet es den Bruch mit der frühen Nachkriegsmoderne der 1950er Jahre. 1969 wurde das Studentenhaus mit dem BDA-Preis für Architektur und Städtebau im Saarland ausgezeichnet. Die Betonfassade wurde 1998 mit einem neuen Anstrich überarbeitet. Aus Sicherheitsgründen wurde sowohl westlich als auch südlich am Gebäude je ein turmartiges Treppenhaus angefügt, welches zwischen zwei konvex angeordneten Eisenwänden umschlossen wird, dessen natürliche, kräftig rotbraune Rostfarbe einen optischen Kontrast sowohl zum Wiesengrün als auch zum Betongrau darstellt.
Thomas Heinz
Bibliographie
Redaktion: Hannah Jonzyk
Privatpersonen | Schüler*innen, Studierende | Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen | |
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: