Robert Schad
"Saarbrücker Wasser", Brunnen, 1997
Becken: Granit, 6,40 qm; Skulptur: Stahl, Höhe 6 m
Bahnhofstraße
Saarbrücken
Von alters her waren Straßenkreuzungen und Plätze in den Städten ebenso ein Treffpunkt wie die lebensspendenden Brunnen, aus denen vor der Einrichtung kommunaler Wasserversorgung die Bevölkerung ihr Trinkwasser schöpfte. Längst haben Brunnen in Städten diese Aufgabe abgegeben. Doch ihre Funktion als Treffpunkt im sozialen Gefüge einer Stadt ist geblieben. Selbst in Zeiten knapper Kassen ist der Brunnen keine Kostenstelle im Etat, die als erste Sparmaßnahmen zum Opfer fällt. Denn Wasser zieht Menschen an. Kinder spielen am und im Wasser. Erwachsene schätzen den Ort zum Verweilen. Der Brunnen dient als Spielplatz und Ruhepunkt. Damit erfüllt er ein für jede im Wettbewerb um Einwohner, Touristen und Kunden stehende Stadt unverzichtbares Kriterium: Anziehungspunkt und ein die Innenstadt belebendes Element zu sein.
Es war nur folgerichtig, dass ein Brunnenobjekt im Zentrum der Saarbrücker Bahnhofstraße den Umbau der ehemaligen Fahrstraße zur Fußgängerzone abschließen und zugleich ganz klassisch den Kreuzungsbereich Bahnhof-/Sulzbachstraße betonen sollte.
Von den eingereichten 13 Entwürfen eines beschränkten Realisierungswettbewerbes entschied sich die Jury einstimmig für den Entwurf des Freiburger Bildhauers Robert Schad. Zwei grundlegende Voraussetzungen des "Saarbrücker Wasser" gewähren bis heute Akzeptanz und Erfolg.
Das niedere, viereckige Brunnenbecken lädt die Kleinen zum gefahrlosen Spiel, während der Wasserfall und die aus der Stahlplastik sprudelnde Gischt den auf Bänken ausruhenden Passanten akustisch und optisch eine Abwechslung zu den Geräuschen der Stadt bieten. Die markante, dabei leicht und filigran wirkende Brunnenplastik, eine räumliche Figuration, ist aus hohlem Vierkantedelstahl geschmiedet. So halten zwei schlanke Bündel aus geknickten Elementen eine schmale Fläche, über die sich eine Wasserwand in das Brunnenbecken ergießt. Eine aufwendige, fein abgestimmte Brunnentechnik steuert die vom Künstler komponierte Choreographie des Wasserspiels. Der Brunnen lebt von den gegensätzlichen Eigenschaften der Materien: Hier der feste, aber leicht wirkende Stahl, dort das in seiner Anmutung mal leicht, mal als Naturgewalt (Wasserfall) inszenierte Wasser.
Robert Schad setzte mit seiner Materialwahl auf das Gegensatzpaar Gefühl und Ratio. Das regionale Industrieprodukt Stahl repräsentiert dabei den Bereich des Verstandes. Das Naturprodukt Wasser symbolisiert folglich das Gefühl: Mitunter muss der Kontrast stark, die Aussage plakativ sein, damit sich die gewünschte Wirkung einstellt. Die Stadt am Fluss, Saarbrücken nimmt darauf ausdrücklich Bezug, wenn es darum geht, mit Hilfe von Brunnen einen Ort zum Platz und Treffpunkt umzugestalten.
Sabine Graf
Bibliografie
Redaktion: Oranna Dimmig und Claudia Maas
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