Michael Sailstorfer, "Tor de France", Entwurf 2009
Beton
Quartier Eurobahnhof, Europaallee, Saarbrücken
"Wer räumt das Alte auf, um Platz für Neues zu schaffen?" – Quartier Eurobahnhof
Wo Straßen sind, ist Bewegung und Veränderung. Wo Veränderung und Bewegung sind, ist auch die Kunst. Dieser Regel folgen auch die jüngsten Pläne für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Saarbrücken. Anders als beim Heizkraftwerk Römerbrücke, das seinen Platz an einer seit der Antike bestehenden Wegkreuzung fand, existierte im Quartier Eurobahnhof kein Straßennetz, sondern ein Schienennetz. Die Fläche des aufgegebenen Bahnbetriebswerks Saarbrücken Hbf (Dampflok-Bw) zwischen dem Hauptbahnhof Saarbrücken und dem Stadtteil Rodenhof soll künftig als neues Areal zum Leben und Arbeiten dienen. Die Haupterschließung des Quartiers Eurobahnhof wurde im Mai 2008 fertig gestellt.
Das Quartier Eurobahnhof mit seiner einzigartigen Verkehrsanbindung an das europäische Schienen- und Autobahnnetz soll ein lebendiges Viertel mit vielfältiger urbaner Nutzung werden. Angestrebt ist die Ansiedlung von Anbietern von Dienstleistungen aus den Bereichen Forschung, Entwicklung und Verwaltung sowie von Dienstleistungen zu den Themen Mobilität, Flexibilität und Kommunikation sowohl in den denkmalgeschützten alten Bahngebäuden als auch in Neubauten an der Hauptachse "Europaallee". Die Stadt Saarbrücken wählte die "Europaallee" als neuen Standort für Kunst im öffentlichen Raum.
Ein im Jahr 2009 durchgeführter beschränkter Wettbewerb lieferte Entwürfe für die Flächen zweier Kreisverkehre an der neuen Achse. Mehrheitlich entschied sich die Jury für den Entwurf der Großplastiken des in Berlin lebenden Künstlers Michael Sailstorfer.
Bewegung bleibt ein Motiv an diesem Treffpunkt von industrieller Vergangenheit und dienstleistungsorientierter Branchen, die hier ihren Platz finden. Sailstorfer hat dafür das Bild des Tors gefunden. Zum Vorbild für sein "Tor de France" dienten die charakteristischen Bögen in den Fassaden der Bahngebäude auf dem Areal des Quartiers Eurobahnhof. Sailstorfer zitiert sie auf den beiden Kreiseln, wobei er sie in weißem Sichtbeton nachbilden lässt. Anstatt verklärender Nostalgie wirft er damit die Frage danach auf, so die Jury in ihrer Begründung, wer die Stadt gestaltet und wer darüber entscheidet, was bleibt und was dazukommt: Wer räumt das Alte weg, um Platz für Neues zu schaffen?
Die Realisierung des Entwurfs ist für das Jahr 2011 geplant.
Wie schon bei den künstlerischen Beiträgen am Heizkraftwerk Römerbrücke greift auch hier die Kunst in eine bestehende Diskussion ein. Nicht Briefmarke, sondern Brief, Botschaft will sie sein.
Im Quartier Eurobahnhof vollzieht sich ein Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, wobei die alten Gebäude nicht Ruinen, sondern Bausteine des Kommenden sind. Sie sind in Bewegung, wie das ganze Areal sich als Teil der Stadt weiter entwickelt. Die beiden Kreisel sind nicht nur Wendepunkte einer hier neu angelegten Straße, sondern werden künftig neue Stadtzeichen tragen, mögliche Orientierungspunkte für den im Zug in Richtung Frankreich oder Bundesrepublik Reisenden. Die Bögen symbolisieren das Tor nach Frankreich, das Saarbrücken als Grenzstadt darstellt.
Dem Ort ist die Bewegung eingeschrieben, ebenso die Funktion als Treff- und Kreuzungspunkt von Verkehrswegen. Dafür hat Michael Sailstorfer ein Bild gefunden.
So gesehen bleibt der Kunstort Saarbrücken ein begehbarer Essay über die Geschichte der Stadt und die Phasen, welche die Kunst im öffentlichen Raum seit den Jahren des Wiederaufbaus durchlief.
Sabine Graf
Biografie
Michael Sailstorfer, Bildhauer
geboren 1979 in Velden
Bibliografie
Redaktion: Oranna Dimmig, Ursula Kallenborn-Debus, Claudia Maas
Privatpersonen | Schüler*innen, Studierende | Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen | |
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: