Richard Döcker, 1952-54
Neubau der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek
Universität des Saarlandes, Im Stadtwald
Der Neubau der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek wird 1952-54 als erstes und einziges Gebäude der Gesamtkonzeption zur Erweiterung der Universität des Saarlandes nach Entwürfen des Architekten Prof. Dr. Richard Döcker detailgetreu ausgeführt. Das neue Wahrzeichen der jungen Universität, das Bibliotheksgebäude, erstreckt sich über einem grob rechteckigen Grundriss in nord-südlicher Ausrichtung. Die Nordpartie ist von Ost nach West abgetreppt. Im Süden bildet ein Lichthof eine Art Atrium. Der Grundriss gliedert sich in verschiedene funktionale Elemente auf, deren Zusammenhang durch den Benutzungszweck erkenntlich wird. Betritt man das Gebäude, befindet man sich zunächst in einem großzügigen Eingangsbereich, der im Norden zu einer Garderobe und den Toiletten leitet. Durch eine mit Glastüren abgeschirmte Halle gelangt der Besucher in alle, der Öffentlichkeit zugänglichen Funktionsbereiche: die Lehrbuchsammlung im Norden, die Ortsleihe im Westen, Lesesaal, Katalogsaal, Sachkatalog und Zeitschriftensaal im Süden. Von einem L-förmig parallel der Ost- und Südfront des Gebäudes verlaufenden Gang erreicht man bestimmte, der Öffentlichkeit eingeschränkt zugängliche Funktionsräume des Verwaltungsapparates. Aus dem funktional gegliederten Grundriss geht die bemerkenswerte Höhenstaffelung und die variierende Bedachung der einzelnen Gebäudeelemente nicht hervor. Das durch die Verwendung von Marmor, Glas und Messing edel anmutende Foyer der UB ist von einem Flachdach mit lukenförmigen Oberlichtern überdacht. Interessant ist auch das Dach des Lesesaales, das sich entlang eines tiefeinschneidenden Grates nach Osten und Westen steil erhebt. Im Aufriss besticht das Gebäude im Wesentlichen durch den über dem nördlichen Teil des Gebäudes aufragenden Turm, der in der ehemaligen Funktion als Bücheraufbewahrungsort einen aufrechtstehenden Buchrücken symbolisiert. Das Gebäude ist von Osten aus betrachtet in zwei Teile gegliedert: einen flachgedeckten, langgestreckten, von Osten kubisch wirkenden Bauteil, und den hoch aufragenden ebenfalls flachgedeckten Bücherturm, der in der Höhenausstreckung fast der Hälfte der Längenausdehnung des quer gelagerten Bauteils entspricht. Betrachtet man die Ostfront, sieht man sich dem zweigeschossigen quer gelagerten Gebäudeteil gegenüber, der den Bibliothekseingang beherbergt. Dieser ist über eine abgerundete, dreistufige Treppe zu erreichen und besteht aus zwei Glasflügeltüren mit messingfarbenen Metallrahmen. Der Eingang wird von einem fliegenden, abgerundeten Dach überspannt, das von einem mosaikverzierten Rundpfeiler getragen wird, der den Besucherstrom in die Bereiche Ein- und Ausgang spaltet. Der Längsbau weist eine betonsichtige Rasterung auf, die sich über beide Stockwerke erstreckt. Die orthogonal ausgerichteten Betonrippen beschreiben Quadrate, die in den oberen zwei Dritteln mit dreiflügligen Fenstern versehen sind. Das untere Drittel einer solchen Quadrateinheit ist mit blassgelben Keramikplatten aufgefüllt. Ausgenommen von diesem Schema sind die Erdgeschossräume nördlich des Eingangs. Dieser Bereich wird durch kleinere Fenster im oberen Drittel belichtet, was sich durch die Funktion dieser Räume erklären lässt:. An dieser Stelle befinden sich die Garderobe und die Toiletten. Betrachtet man den Turm, so erkennt man eine auffällige horizontale Gliederung, die durch ein mit Glasbausteinen ausgefülltes Betongerüst gebildet wird. Umschreitet man das Bibliotheksgebebäude, so erkennt man, dass die Nordfront nicht mehr zu den repräsentativen Ansichten gehört. Trotz einer ähnlichen orthogonalen Aufteilung der Wandflächen, wie sie die dem Forum zugewandte Ostfront aufweist, verfügt die Seitenansicht nicht über die zierende Keramikklinkerung. Allerdings weist auch diese Ansicht interessante Varianten durch vor- bzw. zurückversetzte Gebäudeelemente und wechselnde Fensterformen und -größen auf. Der Turm wird von Norden in ähnlicher Weise mit Glasbausteinen belichtet und weist auf der Nordseite eine außenliegende Fluchttreppe auf, die von jedem Stockwerk zugänglich ist. Die Rückansicht der Universitätsbibliothek büßte durch einige nachträgliche Veränderungen Teile der ehemaligen Wirkung ein. Beschreibenswert ist die durchgehende Fensterwand des Lesesaales, deren Offenheit und Naturnähe durch den davor liegenden Balkon zusätzlich verstärkt wird. Hinzuweisen ist außerdem auf die Gestaltung der Südseite des Bücherturms, die eine geschlossene Reliefstruktur aus Waschbetonplatten zeigt, die als Magazinwand nicht durch Fensteröffnungen unterbrochen ist. Seit umfangreichen Umbaumaßnahem an dem Gebäude in den Jahren 2004-06 durch den Sohn des Architekten Döcker wurde die ursprünglich beschriebene Funktionalität des Gebäudes stark verändert. Der ursprünglich als Büchermagazin angelegte Turm beherbergt nun Büros und Verwaltungsräume, die Bücher befinden sich in unterirdischen Kellergeschossen. Die der Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche haben keine bauliche Veränderung erfahren.
Das Bibliotheksgebäude ist denkmalgeschützt und gehört zum Denkmalensemble Universität des Saarlandes - Stuhlsatzenhausweg.
Privatpersonen | Schüler*innen, Studierende | Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen | |
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: