„Die Glieder der evangelischen Kirchengemeinde St. Wendel aus Baltersweiler, Furschweiler-Bornerhof, Eisweiler, Grügelborn, Gehweiler, Hofeld, Namborn, Pinsweiler, Reitscheid und Roschberg haben sich in Treue nach dem Zweiten Weltkriege über ein Jahrzehnt in einem Saal der Volksschule in Hofeld versammelt. Auf ihren dringlichen Wunsch, mit großmütiger Unterstützung der Regierung des Saarlandes sowie der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland konnte am 26. Oktober 1956 nach jahrelanger, mühevoller Vorbereitung und nach Stiftung großer Grundstücke durch die Familie Karl Metzger aus Birkenfeld sowie der Erbengemeinschaft Badusch und Riehm aus dem Saarland mit dem Bau des Gemeindehauses und Jugendheimes zu Hofeld begonnen werden. Heute am 1. Sonntag nach Trinitatis, dem 25. Juni 1957 legen wir diesen Grundstein des Gebäudes. Im Wissen ‚wo der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen‘. Das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde“. (Text zur feierlichen Grundsteinlegung, 1957)
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1950er und 1960er Jahren war es vielen Kirchengemeinden wieder möglich geworden, sich neue Kirchen und Kirchenzentren zu bauen. Der gesellschaftliche Strukturwandel dieser Jahre durch neuen Wohlstand und veränderte Anschauungen führte unweigerlich zu einer Erweiterung der Bauaufgabe ‚Kirche‘ – dem Gemeindezentrum, das sich in zwei unterschiedlichen Bauarten ausführen ließ. Eine Art von Gemeindezentrum – wie wir es auch in St. Wendel vorfinden – gruppiert die kirchengemeindlichen Gebäude so um einen vorhandenen bzw. neu erbauten gottesdienstlichen Raum, die Kirche, dass ein innerer, vielfach nutzbarer Hof entsteht. Die andere Art von Gemeindezentrum, das Gemeindehaus bzw. Jugendheim Hofeld, konzipiert den gottesdienstlichen Raum als besonderen Raumteil zusammen mit den übrigen Räumlichkeiten als geschlossenen Baukörper unter einem Dach.
Zwischen 1956 und 1960 wurden in Hofeld etwas abseits der geschlossenen Dorflage, auf einem landschaftlich schön gelegenen großen Grundstück die evangelische Kirche und ein Jugendheim unter einem Dach gebaut. Baumeister war der Saarbrücker Architekt Prof. Rudolf Krüger. An der Südostecke des rechteckigen Baukörpers schließt sich ein sehr hoher, schlanker Kirchturm an, der zusammen mit dem weit vorkragenden flachen Satteldach eine Art Loggia bildet. Der Turm dient nicht mehr der kirchlichen Repräsentation, sondern hat neben seiner städtebaulichen Funktion, weithin sichtbar zu sein, die Aufgabe, Glocken- und Kreuzträger zu sein.
Über eine Außentreppe an der Südfassade gelangt man in einen kleinen Vorraum und von dort in die Küsterwohnung und nach rechts in den Kirchenraum, der auch als Mehrzwecksaal gedacht war. Der rechteckige Saal unter flachem, mit unregelmäßiger, schmuckloser Holzkassettendecke unterlegtem, Satteldach wird untergliedert in den Gemeindebereich und den um zwei Stufen erhöhten Altarraum mit geradem Wandabschluss. Je zwei große, fünfbahnige Fenster in der vorderen Hälfte der Langseiten sorgen für eine gute Beleuchtung des Chorraumes. Unterhalb des Kirchensaals und der Küsterwohnung befinden sich die Räume des Jugendheimes, Küche, Speiseraum, ein großer Schlafraum mit 16 Betten, Waschräume und Toiletten. Die Hanglage des Gebäudes macht es möglich, dass der Aus- und Eingang der Jugendräume ebenerdig auf eine Wiese mit Grillplatz führt.
Bauaufgabe, Saalform mit erhöhtem, gerade schließendem Altarraum, unregelmäßig gelagerte Kassettendecke sowie der hohe schlanke Glockenturm gehören zum Repertoire des Architekten. Rudolf Krüger hat in den 1950er und 1960er Jahren im heutigen Kirchenkreis Saar-Ost eine ganze Reihe vergleichbarer Kirchen und Gemeindezentren gebaut. Leider fehlt in der Hofelder Kirche die von Prof. Rudolf Krüger so geschätzte Zusammenarbeit mit namhaften Glaskünstlern, die in allen seinen Kirchen (vgl. hier auch die Kirche in Leitersweiler) für eine besondere Beleuchtung sorgte.
Die künstlerische Gestaltung des Hofelder Gottesdienstraumes erfolgte erst viele Jahre später. Im Frühjahr 2005 beauftragte das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde St. Wendel die Tholeyer Künstlerin Elfi Pazen, die selbst Mitglied des Presbyteriums war und bereits vorher schon in der Kirchengemeinde künstlerisch tätig war, mit der Gestaltung eines Prinzipalstückes für die liturgische Nutzung, der Neuanfertigung des Ambos, Lesepults oder Tisch des Wortes. Elfi Pazen arbeitet mit Ton, Keramik und Eisen sowie verschiedenen Brenntechniken. Sie versucht in ihren Arbeiten immer einen Bezug zur näheren Umgebung herzustellen, ob zu den Menschen oder der Natur.
Der Ambo der Hofelder Kirche ist in seiner Grundform ein höhenverstellbares Eisengerüst mit schräger Ablage. Künstlerisch wird er jedoch hervorgehoben durch zwei rechteckige, tonfarbene, unglasierte Keramikplatten. Das eigenartige Relief, das sich in den mit Oxyden bearbeiteten und bei 950 und 1100 Grad gebrannten Keramiken zeigt, und sowohl Assoziationen an ein ‚Auge Gottes, das auf die Menschen im Gottesdienst sieht‘ als auch an eine ‚Wurzel, aus der neues Leben ersprießt‘, hervorruft, hat einen ganz engen und gewünschten Bezug zu Hofeld, zur Kirche. Die Künstlerin fand diesen Bezug im Abdruck der Rindenstruktur eines Astloches eines der Kirche gegenüber stehenden Baumes. Die Gestaltung des Ambos war die Arbeit eines Jahres, 2006 im Weihnachtsgottesdienst konnte er der Gemeinde übergeben werden.
Im Jahre 2008 wurde das alte Holzkreuz in der Mitte der Altarwand ersetzt durch ein ebenfalls von Elfi Pazen gefertigtes Keramikkreuz. Auch für das Kreuz nahm die Künstlerin den Abdruck des Astloches und erstellte mehrere Platten, die sie unterschiedlich heiß brannte und so neben den unglasierten Naturtönen, einen matten glasierten Grünton erzeugte. Die einzelnen Platten fügte sie in einem Eisengerüst so zusammen, dass der markante Abdruck des Astlochs am Kreuzungspunkt der Kreuzarme zu liegen kam.
Altarschmuck wie Vasen und Kerzenhalter wurden von der Künstlerin farblich passend dazu gefertigt. Mit einem neuen Anstrich, der Verlegung eines neuen Teppichs und der Erneuerung der Stuhlkissen macht der Kirchenraum seit 2009 einen gepflegten Eindruck.
Seit Mai 2019 ist die evangelische Kirche in Hofeld entwidmet, Prinzipalien wie Kreuz und Ambo der Künstlerin Elfi Pazen sind nach Leitersweiler überführt worden.
Quelle:
Redaktion Margarete Wagner-Grill
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