Als Monika Zorn vierzehn Jahre alt war, begann ihr erfolgreicher Weg in die Fotografie mit einer Lehre im Saarbrücker Atelier von Lotte Reichmann. Dies war im Jahr 1955. Ausgesprochen glücklich für die junge Monika Zorn war die Tatsache, dass in dieser Ausbildung nicht allein die Technik der Fotografie in einem mechanisch-physikalischen Sinne vermittelt wurde, sondern auch die verschiedensten Zugangsmöglichkeiten in die ästhetische Gestaltung der Fotografie, deren Material letztendlich nur das Licht sein kann. Es hat schon Ähnlichkeiten mit der Bauhauspädagogik, dass die junge Monika Zorn in der ersten Zeit während ihrer Lehre mit Studien betraut wurde, die gemeinhin als „Fotogramm“ bezeichnet werden. Hier handelt es sich um die direkte Belichtung von Gegenständen auf dem Fotopapier im Sinne eines experimentellen fotografischen Archetyps.
Eine derart systematische Vorgehensweise in der Ausbildung zur Fotografin war auch in den 1950er Jahren, also in der Zeit als Otto Steinert Saarbrücken zu einem Zentrum der „subjektiven fotografie“ machte, keineswegs selbstverständlich, sondern äußerst selten. Monika Zorn legte schon in den Ausbildungsjahren bei Lotte Reichmann eine sehr große Sensibilität für das elementare Wesen der Fotografie an den Tag – eine Gabe, die sie ein Leben lang bewahren und die gleichzeitig den Weg öffnen wird in die freie, nicht allein auftragsgebundene, gestaltende Fotografie im Sinne eines künstlerischen Mediums. So findet man auch Jahrzehnte nach ihrer Ausbildung immer wieder Rückgriffe auf das Fotogramm, sei es das einer Pusteblume oder das eines Textes, den sie mit Russischbrotbuchstaben frei nach Karl Valentin festhielt und dabei augenzwinkernd auf die semiotische Auseinandersetzung um die Beziehung von Signifikant und Signifikat hinweist.
Nachdem Monika Zorn seit 1962 (bis 2000) als Fotografin für das Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität des Saarlandes zu arbeiten beginnt, ist sie seit Ende der 1970er Jahre in vielen Ausstellungen mit ihren Arbeiten vertreten. Das erste Bild gibt sie 1979 in eine Ausstellung, die unter dem Titel „Künstlerische Bildnis-Fotografie“ im Saarlandmuseum in Saarbrücken unter der Schirmherrschaft des Kultusministeriums stattfand. Aus diesem Anlass verfasste sie ein Statement zu ihrer Fotografie, das sie folgendermaßen beendet:„ebenso reizvoll ist es für mich das fotografieren eines menschen zu benutzen um durch linien, licht, schatten und hintergrund eine graphische komposition aufzubauen.“ Diese knappen Zeilen zeigen, wie wichtig es Monika Zorn ist, einerseits von dem gegebenen visuellen Reiz auszugehen, um aber dann nicht im Dokumentarischen verhaftet zu bleiben. In ihrer Fotografie wird die Verfremdung, die sich aus der Spannung von Ding und Schatten, von Sein und Schein speist, zum schöpferischen Impuls.
Im Verlauf ihrer künstlerischen Entwicklung verfolgt sie mit großer Konsequenz die Auseinandersetzung mit Architektur. Hierbei entwickelt sie ein Formverständnis, das letztendlich aus dem Konstruktivismus der Zwanziger Jahre herleitbar ist. Monika Zorn arbeitet in ihrem fotografischen Werk vor allem über den gewählten Bildausschnitt und ohne technische Manipulationen ein elementar verstandenes Formvokabular heraus, das beim ersten Hinsehen ungegenständlich wirkt. Dabei wird die Wahrnehmung erweitert und neu definiert: Einerseits garantiert das Medium Fotografie eine authentische Bindung des Bildes an die sichtbare Welt, andererseits findet das Auge in Zorns Architekturbildern kaum Hinweise auf eine Verbindung des Bildes mit der Gegenstandswelt, aus der heraus die Fotografin in ihren Bildern einen eigenen Kosmos aus Form, Raum und Licht entwirft.
Gerade in einer Zeit, in der die Fotografie in größten Formaten in die Ausstellungs- und Museumswelt Einzug gehalten hat, gewinnen Monika Zorns bewusst im kleinen Format gehaltenen Arbeiten an Spannung.
Monika Zorns Engagement beschränkt sich keineswegs nur auf ihre eigenes Schaffen. Im Jahr 1984 gründete sie in Saarbrücken die Galerie objektiv, in der sie Ausstellungen etwa von Monika von Boch, Michel Medinger oder Luc König aus Luxemburg veranstaltete. Über zehn Jahre lang war die Galerie objektiv eine wichtige Institution für die Fotografie in Saarbrücken.
Roland Augustin
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Redaktion: Doris Kiefer
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