Paul Rihm, Jahrgang 1922, besuchte das Merziger Knabengymnasium, wo er auch 1941 das Abitur ablegte. Seine damaligen Kunsterzieher förderten ihn nach Kräften, nachdem sie sein Talent fürs Zeichnen und Malen und seine Begeisterung für die Kunstgeschichte erkannt hatten. Aus dieser Zeit sind Selbstbildnisse, Porträts von Schulfreunden und Familienmitgliedern erhalten.
Die Schulzeit wurde durch die Evakuierung 1940 unterbrochen. Die Familie kam nach Quedlinburg, wo Rihm bei einem Kunstmaler zusätzliche Förderung erfuhr. Eine weitere künstlerische Ausbildung wurde durch seine Einberufung 1941 unmöglich gemacht.
Von seinen Malutensilien trennte Paul Rihm sich jedoch nie, sie begleiteten ihn in alle Einsatzgebiete und bei allen Lazarettaufenthalten. Motive fand er vor allem in den französischen Dörfern, in denen er stationiert war, und in Städten wie Rouen, Wiesbaden oder Dresden.
Nach russischer Gefangenschaft in die Heimat zurückgekehrt, absolvierte Paul Rihm ein Pädagogikstudium und fand eine Anstellung als Lehrer, ein Beruf, den er mit großem Engagement ausübte.
Gleichzeitig versuchte er, zusammen mit anderen Malerkollegen der Kunst an der Saar nach der dunklen NS–Zeit ein neues Gesicht zu geben.
So hielt er schon früh Kontakt zu den saarländischen Künstlern, mit einigen von Ihnen verband ihn eine enge jahrzehntelange Freundschaft.
„Herr Kohl, Chef des Musikhauses Hilger-Kohl, war Teilnehmer der Sommerakademie in Salzburg, in der „Schule des Sehens" bei Oskar Kokoschka. Danach richtete er in der geräumigen Werkstatt seines Musikhauses einen „Abend-Akt" ein, zu dem sich einmal in der Woche eine Reihe Maler zum Zeichnen, auch Aquarellieren, trafen. Es kamen u.a. Hans Joachim Müller, Helmut Collmann, Richard Eberle, Volkmar Groß, der Bildhauer Hans Schröder, Luis Speicher und ich. Weitere Teilnehmer: Günter Brockhoff, Ernst Mees, Alfred Latour, Apotheker Eich. ... Nach dem wöchentlichen Zeichnen gingen wir ins nahegelegene Gasthaus Annen und fachsimpelten." (Notiz von Paul Rihm)
Diese fruchtbaren Treffen in Saarbrücken dauerten bis 1993. Sie fanden ein jähes Ende, als Herr Kohl bei einem Raubüberfall auf sein Musikhaus getötet wurde.
Durch die regelmäßigen Besuche der Malerwerkstatt gelang es Paul Rihm, sich im Porträt- und Aktzeichnen zu vervollkommnen. Mit sicherem Strich brachte er Gestalt und Habitus von Personen zu Papier bzw. auf die Leinwand. In seine Landschafts- und Gebäudebilder fügte er zusätzlich figürliche Darstellungen ein.
Wie seine Malerkollegen zog es Paul Rihm schon früh in den Süden. Weit davon entfernt, dort nur das Pittoreske zu suchen und darzustellen, wählte er als Motiv oft unscheinbare, wenig bekannte Orte. Das Massive ihrer Architektur macht er in seinen Ölbildern mit gedeckten Erdfarben und klarer, einfacher Formensprache deutlich. Die Aquarelle hingegen erscheinen farbenfroh, luftig und oft gewollt unvollendet.
Die gleiche Malweise findet sich auch bei den Bildern von Paul Rihms engerer und weiterer Heimat: Ortsteile von Schwalbach, der Saargau, Lothringen, Belgien oder auch die Pfalz. Die Bilder bleiben zwar immer gegenständlich, sind jedoch nicht naturalistisch. Die Darstellung von Gebäuden und Landschaft ist reduziert auf einfache geometrische Formen, Einzelheiten wie Fenster oder Gesimse werden weggelassen. Das Erdverbundene und Gewichtige der Häuser insbesondere auf dem Saargau und in Lothringen wird so spürbar gemacht.
Die in sich geschlossene Ansammlung von Häusern um einen Kirchturm oder eine Burgruine erscheint oft „unerreichbar"; im Vordergrund sieht man vom Menschen gestaltete Natur: Äcker, Wiesen, Büsche und Alleen, die man erst „überwinden" muss, um zu eigentlichen Motiv zu gelangen.
Paul Rihm war nicht nur passionierter Maler seiner Heimat, er erforschte auch ihre Geschichte. Die Ergebnisse notierte er in kurzen Texten, einige auch in Mundart.
Selbst aus einer alteingesessenen Familie von Mühlenbetreibern stammend, schrieb er zu den vierzehn Mühlen im Sprengerbachtal eine Chronik, die er mit Rötelzeichnungen illustrierte. Rihms Schriften sind kurz und prägnant und zuweilen mit einem leichten Augenzwinkern verfasst.
Es war ihm ein wichtiges Anliegen, durch Geschichten und Bilder das Interesse seiner Schüler für ihre Heimat zu wecken und ihnen seine Begeisterung für die Kunst weiterzugeben.
So kam es auch 1980 zur Gründung der Schwalbacher Malschule für Jugendliche und Erwachsene. Als Initiator und pädagogischer Leiter hatte er wesentlichen Anteil an ihrer Konzeption. Zur Eröffnung hielt er einen beachtenswertes Referat über Sinn, Zweck und Aufgabe dieser bis heute gut besuchten Einrichtung. Er selbst unterrichtete dort lange Zeit die Klasse Ölmalerei.
Trotz dieser vielfältigen Engagements fand Paul Rihm die Muße, zu Hause in seinem Atelier weiterzuarbeiten, an Ausstellungen teilzunehmen oder auch eigene vorzubereiten, um den Besuchern seine Lieblingsmotive nahezubringen.
„Nicht das heroisch Imposante zieht diesen Maler in erster Linie an, vielmehr sind es die unscheinbaren Dinge, das Bekannte und Vertraute, das er neu sieht und fügt und was die Suggestionskraft vieler dieser Landschaften ausmacht. Paul Rihms Bilder erzeugen im Betrachter ein stilles Stück Sehnsucht, die ich nicht mit einem bestimmten Namen belegen möchte, die aber bewirkt, dass man als Betrachter nicht gleichgültig bleiben kann."(Rudolf Weber "Begegnung in Assisi". Aus „Paul Rihm, 10. Kunstausstellung Schwalbach")
Doris Kiefer
Redaktion: Doris Kiefer
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