Nikolaus Lauer wurde am 22. Juli 1753 in St. Wendel als Sohn des St. Wendeler Stellmachers Philipp Lauer (1710-1792) und der Susanna Lauer geb. Hallauer (1714-1792) geboren.
Über die ersten Jahre der Ausbildung des Malers ist wenig bekannt. Bislang ist ungeklärt, ob Lauer bereits eine erste Einführung in künstlerisches Arbeiten in seiner Heimatstadt erhielt. Auch für eine Ausbildung in Trier gibt es bislang keinen Nachweis. Plausibel ist die Überlieferung Bettingens, dass der Bad Kreuznacher Salinendirektor Schmalz 1778 den auf Wanderschaft befindlichen Maler an die Mannheimer Zeichnungsakademie vermittelte, wo sein Aufenthalt 1781 dokumentiert ist: Er wird dort am Ende seiner Ausbildung mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Unter Karl Theodor von der Pfalz war in der Residenzstadt Mannheim ein für angehende Künstler in jeder Hinsicht bereicherndes Klima entstanden. Die Druckgraphik blühte in Mannheim auf, wo Kupferstecher wie Anton Karcher und Heinrich Sintzenich tätig waren. Seine abschließende Ausbildung könnte Lauer hier bei Heinrich Carl Brandt erhalten haben, Johann Wilhelm Hoffnas (1728-1779) konnte ihn auf die Kunst des Anton Raffael Mengs aufmerksam gemacht haben. Bereits in Mannheim entstanden erste Bürgerportraits. Die Bildnisse des kurpfälzischen Konsistorialsekretärs Johann Eberhard Rittmann (datiert 1782) und seiner Gattin Maria Louisa Rittmann sind die frühesten Gemälde, die von Lauer bekannt sind.
Nach seinen Studienjahren kehrte Lauer zunächst nach St. Wendel zurück, wo er ab 1782 bezeugt ist und als Maler seinen Lebensunterhalt verdiente. Er zog bald nach Blieskastel, Residenz der Reichsgräfin Marianne von der Leyen, wo er am 4. Juli 1786 Katharina Lamarche, Tochter des Kaufmanns Toussaint Lamarche, heiratete. Zwei Kinder kamen zur Welt, Philipp (1787-1790) und Maria Regina (1789-1838).
In Blieskastel unterhielt Lauer engen Kontakt zu dem Maler Nikolaus Greff, wird auch mit dem Maler Christoph Fesel und zu dem Zweibrücker Hofmaler Johann Christian von Mannlich in Verbindung gestanden haben. Der Umfang der Arbeit Lauers für den Blieskasteler Hof lässt sich nur schwer einschätzen; ein Bildnis der Marianne von der Leyen (Wiercinski 2004, WV 5) zeigt durchaus stilistische Merkmale seiner Malerei. Darüber hinaus portraitierte Lauer wohl einige wohlhabende Bürger der kleinen Residenzstadt. Aus dieser Schaffensphase erhalten sind die altmeisterlichen Bildnisse der Eltern.
Bereits von Blieskastel aus stand er in Kontakt mit dem Zweibrücker Hof, denn noch bevor Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken ihn am 14. November 1791 zu seinem "Hofportraitenmahler" ernannte, erhielt er von dort bereits seit 1787 mehrere Aufträge, darunter auch das entstandene Bildnis der Anna Maria Josepha Herzogin von Bayern. Infolge des Übergreifens der Französischen Revolution auf das Territorium des Herzogtums im Februar 1793 floh der Zweibrücker Hof nach Rohrbach bei Heidelberg, und mit ihm Lauer mit seiner Familie.
Am 29. Juli 1794 aus den Diensten des Herzogs entlassen, zog der Künstler mit seiner Familie nach Leipzig, wo er bezeichnenderweise zunächst in den "Baraquen vor dem Thomaspförtchen" wohnte. Der Tod seiner Ehefrau Katharina am 25. November 1794 überschattete den offenbar entbehrungsreichen Neubeginn. In der prosperierenden Messestadt konnte Lauer jedoch schnell wieder Fuß fassen und seine neue Klientel finden. So portraitierte er Kaufleute, Professoren und Künstler, etwa den Maler Friedrich Adam Oeser oder den Komponisten und Verleger Franz Anton Hoffmeister, wohl in dieser Zeit schuf er auch das Bildnis des Leopold Friedrich Franz, Fürst zu Anhalt Dessau. Es entstand sein "Selbstbildnis mit Tochter Regina", das Lauer 1796, neben dem Bildnis Friedrich Adam Oesers und dem Portrait des Dresdener Akademiedirektors Pechwell, in Dresden in der Akademieausstellung zeigte.
Lauer lebte damals auch für einige Zeit in Dresden, wo er sich in der Gemäldegalerie an Werken von Liotard ("Schokoladenmädchen") und Mengs (Bildnis des Louis des Silvestre) schulte. Unter dem Eindruck der Malerei Anton Graffs und Anton Raphael Mengs’ wandelte sich Lauers Stil hin zu großzügigem Fluss der Linien, klaren Formen und klarer Silhouettenwirkung. Lauers Malerei öffnete sich dem Klassizismus.
Erstaunlich schnell fasste Lauer auch in Berlin Fuß: 1797 noch in Leipzig gemeldet, datieren bereits 1798 erste Stiche nach seinen Portraits der Königin Luise. Die Entscheidung für einen Umzug nach Berlin fiel womöglich auf Anraten des Kupferstechers und Akademieprofessors Heinrich Sintzenich (1752-1812), der sich damals in Dresden aufhielt und mit dem Lauer im Folgenden in Berlin eng zusammenarbeitete. Sintzenich wird Lauer in Berlin an die Hofbeamten, Minister und bedeutenden Bürger Berlins weiterempfohlen haben, und auch das preußische Königshaus wurde offenbar rasch auf ihn aufmerksam. Sofort beschickte Lauer auch die Berliner Akademieausstellungen mit seinen Pastellen und mit Miniaturen.
Trotz der vielen am preußischen Hof beschäftigten, namhaften Portraitmaler und -malerinnen (Vigée le Brun, Weitsch, J. H. Tischbein, Schröder) konnte Lauer sich auf Dauer behaupten. Über die Qualität seiner Luise-Portraits schrieb Daniel Chodowiecki (1726-1801) an Anton Graff: "Man hat noch keinen recht ähnlichen Kupferstich von der Königinn. Das ähnlichste Bild von ihr ist von Lauer aber in seiner harten u[nd] steiffen Manier. [...]" Lauer hat mit seinen Portraits der Königin Luise in Dreiviertelprofil in Halbfigur, mit blauer Haube, weißem Chemisenkleid und blauem Schal durchaus einen Typus geprägt, der auf Johann Gottfried Schadows Büste (1795) der Königin zurückgeht. In offenbar großer Zahl hat Lauer seine Bildnisse des Königspaares wiederholt. Oftmals wurden seine Pastelle auch als Stiche reproduziert, seine Bildnisse der Königin Luise in Pastell kopiert, etwa von Paul Joseph Bardou (1745-1814) und vermutlich auch von Darbes. Lauer hat seine Pastelle nicht signiert. Etliche seiner Gemälde, die heute verloren sind, sind uns jedoch immerhin durch Stiche überliefert und lassen sich durch deren Beischriften Lauer zuschreiben.
Durch seinen Erfolg als Maler bei Hof und Portraitist der wohlhabenden Berliner Bürgerschicht hatte er sich ein beträchtliches Vermögen erworben und wohnte schließlich 1803 "Unter den Linden 59".
1806 kehrte Nikolaus Lauer nach St. Wendel zurück, als die Napoleonischen Kriege Berlin zu erreichen drohten und viele seiner Auftraggeber, angesichts des bevorstehenden Einnahme Berlins, die Stadt bereits verlassen hatten. St. Wendel gehörte mittlerweile zum französischen Saardepartement und erlebte eine wirtschaftliche Blüte. So zählten nun zu seiner Klientel Kaufleute, Bankiers, Fabrikanten und Politiker, u.a. die Familien Cetto, Stumm, Karcher und Böcking, Röchling und Vopelius. Er beschränkte sich nicht auf die nähere Umgebung St. Wendels, denn im Jahre 1809 muss er nach Frankfurt gereist sein, wo er das Ehepaar Franz und Antonie Brentano mit seinen Kindern sowie den Komponisten Heinrich Anton Hoffmann (1770-1842) portraitierte.
Erneut reiste er 1815, in Begleitung seiner Tochter Regina, vermutlich über Eisleben, nach Berlin, wo es ihm allerdings möglicherweise nicht gelang erneut Fuß zu fassen. Lediglich ein Gemälde, das 1816 entstandene Porträt des Berliner Juweliers Konrad Geiß, ist aus dieser Zeit bekannt. Im Laufe des Jahres 1816 kehrte er mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn Wendel Cetto nach St. Wendel zurück, um erneut an der Saar und in der Pfalz als Portraitist tätig zu sein. Noch 1817 inserierte er im Zweibrücker Wochenblatt. Lauer starb am 29. April 1824 in St. Wendel, wo er am ersten Mai begraben wurde.
1822 hatte sich Nikolaus Lauer nach den Plänen des St. Wendeler Architekten Wenzeslaus Eichler in St. Wendel ein Haus für seine Tochter Regina und deren Ehemann Heinrich Wendel errichten lassen. In den Nebengebäuden des Anwesens soll Lauer Schüler unterrichtet haben, unter ihnen Jacob (geb. 1808) und Johann (geb. 1799) Langendörfer, Anton Riotte (1810-1893), Michael Tholey (geb. 1802), Joseph Tosetti (1803-1844/49) und Philipp Volz (1777-1824). Das Pastell erfuhr in der verhältnismäßig kleinen Stadt in der Nachfolge Lauers eine erstaunliche Breitenwirkung.
Thomas Wiercinski
Redaktion: Claudia Maas
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