Daniel Hausig beschäftigt sich projektorientiert mit künstlerischer Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Lumineszenz. In seiner Arbeit kreist Daniel Hausig um die Untersuchung und Gestaltung von Lichtphänomenen. Für die Realisierung seiner Lichtinstallationen verwendet er Lumineszenzstoffe, wie sie z.B. für die blendfreie Beleuchtung von Armaturen und Flachbildschirmen verwendet werden. Dieses Licht hat eine andere Qualität als das gewöhnliche, elektrische Licht oder das Tageslicht und regt besonders die Eigenaktivität der Wahrnehmung an.
Es geht um Malerei: nicht um Beleuchtung, sondern um ein inneres Leuchten der Farbe, die, auf über dem Boden schwebendes Glas aufgetragen, ihre Materialität als Licht, als eigenes Leuchten zum Ausdruck bringt und ihre Gebundenheit an ihre Substanz oder ihren Träger darin aufhebt.Daniel Hausig bezieht sich mit dieser Arbeit auf die künstlerische Debatte um den ästhetischen Eigenwert der Farbe und im Besonderen auf die Entwicklung konstruktiv-konkreter Kunst. (Schulz 1996, S. 9) In der Romantik und dann unter dem Einfluss naturwissenschaftlicher Forschung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts löst sich die Malerei in ihrer fortschrittlichen, vermeintliche Regeln und Erwartungen sprengenden Entwicklung immer mehr von der Zeichnung, von der interpretierbaren, deutbaren Darstellung und ihrem damit verbundenen körperlichen wie räumlichen Illusionismus. Die Reflexion der Bedingungen von Sehen, von Wahrnehmung prägt die Entwicklung ebenso wie die Isolation der Farbe in der Moderne mit den daraus sich ergebenden vielfältigen Möglichkeiten, losgelöst von aller abbildenden, repräsentierenden Bedeutung ihre elementaren eigenen ästhetischen Qualitäten künstlerisch zu erforschen und zum wesentlichen Bildinhalt zu machen. Im Zusammenhang mit dieser Arbeit von Daniel Hausig spielen sicher die monumentalen Farbraumgemälde eines Mark Rothko eine wesentliche Rolle, die monochrome Malerei seit Yves Klein und nicht zuletzt der experimentelle Umgang mit Malerei, der mit neuen Materialien wie Farbe auf Glas und der Farbraumgestaltung mit Licht (Dan Flavin), die Farbe durch Licht zu entmaterialisieren sucht oder dem Licht eine eigene materielle Erscheinung und Empfindung ermöglicht (James Turrell). Daniel Hausig hat eigene Verfahren entwickelt, das künstlerische Material selbst, d.h. die Farbpigmente flächenhaft zum Leuchten zu bringen, z.B. als Elektroluminszenz- oder als Photolumineszenztechnik. Bei seinen Wand- und Bodeninstallationen verschmelzen Oberfläche und Material in der Präsenz des Lichtes und bilden Farbräume ganz eigener Art (Schulz 1996, S. 12f). 1987 streicht er in der Arbeit Farblichtraum einzelne Wände und Decken eines Bunkers in Berlin mit grüner Nachleuchtfarbe. 1990 installiert er mit dem Titel Blaues Aquarell im Kunstmuseum Thun einen Farblichtraum: mit Fluoreszenzfarben bestrichene, blau schimmernde, über dem Boden schwebende Glasscheiben, beleuchtet mit UV-Licht Projektoren. In der Arbeit licht.lokal in der Kunsthalle Göppingen greift er dieses Konzept der Rauminstallation selbst leuchtender Malerei ein weiteres Mal auf. In der wechselnden Tendenz der Farbe Gelb zu Grün oder zu Orange und in der lockeren Anordnung zur Feldstruktur liegt eine bewusst intuitive Geste, die zusammen mit dem Schweben der Elemente dem systematisch rationalen Konstrukt emotionales Erleben und Atmosphre einverleibt. Die Installation ist ein Energiefeld. Technische Energie wird durch UV-Strahler mit digital gesteuerten Blendklappen, die über dem Feld angebracht sind, in zeitlichen Intervallen eingespeist und wird in der ästhetischen Energie der in sich leuchtenden Farbflächen reflektiert. Kurzwelliges, unsichtbares UVLicht transformiert sich dabei ins langwellige, sichtbare Eigenlicht der Farbpigmente. Diese Umwandlung der Energie findet Ausdruck in der Farbe, in ihrer maximalen Intensität durch den Kontrast mit der Dunkelheit, in der Anordnung der Elemente. Der kontemplative Raum ist begehbar, das Erleben entfaltet erst in seinem Inneren seine ganze ästhetische Qualität: seine visuelle Intensität, seine überwältigende (vorstellbare) Grenzenlosigkeit im Verhältnis zum einzelnen erlebenden Subjekt, seine schwebende Erhabenheit. Technische Prozesse sind anverwandelt in ein künstlerisches Bild, elektrische Energie in Poesie und sinnliches, emotionales Erleben. Der Wechsel von Aufnahme und Abgabe weckt die Neugier um den technischen Prozess, der nicht verborgen, sondern immer Teil des Bildes ist. Es geht Daniel Hausig auch "um das Mitwahrnehmen dessen, was als 'Empfindung' gespürt wird" (Hausig, Stadtgalerie 1996, S. 23). In diesem Sinn ist dieses Bild wie alle Arbeiten Daniel Hausigs ein technisches und ein künstlerisches Experiment gleichermaßen. Im Kunstwerk entfaltet sich ein außerordentliches Erleben, in dem die tendenzielle Überwältigung mit der kritischen Wahrnehmung, mit der nachforschenden Frage nach dem Wie und Warum unmittelbar verbunden ist. Im nie ganz dunklen Raum ist erkennbar, dass die leuchtenden Farbflächen über dem Boden in einen größeren räumlichen Zusammenhang gehören. Die Mittelbarkeit technischer Prozesse der Beleuchtung und bildnerischer, künstlerischer Strategien im Sinne von konkreter, sich auf die Leuchtkraft der Farbe konzentrierender Malerei finden zusammen und geben dem unmittelbaren, sinnlichen und emotionalen Erleben, der Erfahrung an sich zugleich einen aufklärerischen Sinn. Diese Farblichtrauminstallationen von Daniel Hausig bedeuten eine Malerei mit anderen Mitteln, das Experiment mit einem neuen Mischungsverhältnis von Farbe, Licht und Raum. Er macht ernst mit dem Mythos von der inneren Leuchtkraft der Farbe. Die Erkenntnis um die Wechselwirkung zwischen der chemischen Zusammensetzung lumineszierender Farbpigmente und ultravioletter Strahlung hat eine elementare Auswirkung auf die Malereikonzepte. Dieses Experiment führt und verdichtet der Künstler zu einem Bild. Dieses schuldet seine sthetische Bedeutung und Intensitt der Kunstgeschichte, der Entwicklung von gegenstandloser Farbfeldmalerei, die nach der Abkehr vom Paradigma der Abbildhaftigkeit zum Mysterium der Farbe selbst vorgedrungen ist. Daniel Hausig schafft mit seinen Werken Bilder, die einen bedeutenden Schritt weiter gehen indem sie selbst Farblichtquellen sind. Durch das Farblichtfeld findet der Betrachter den Weg zum Lichthaus (2004/05, Ursprünglich 2004 auf hohen Stelzen eine symbolische Rekonstruktion eines Hauses, als Beobachtertribüne am Hophei-Turm in Paderborn). Wie im Feld gleich große, selbst nach innen wie außen leuchtende Glasflächen sind hier eingebunden in architektonisches Gerst und bilden eine begehbare Plastik. Innen wie außen wirken die Module als semitransparente Flächen, deren innere Zeichnung das eingespeiste Licht einfängt und leuchtet. Auf Stelzen und in seiner Konstruktion vermittelt der Raum seinen abstrakten Charakter, in dem zugleich alle Materialität des Gerüsts wie der lumineszierenden Gläser aufgehoben ist in der räumlichen Präsenz des Lichtes, in dem Erleben einer Farblichtatmosphäre ganz eigener Art. Die Steuerung verbindet den Rhythmus von Auf- und Verglühen im Farbfeld mit dem wesentlich schnelleren, freien Spiel des Leuchtens im Haus durch das ganze Farbspektrum in dem Lichthaus zu einer Farbwechselkomposition. Nicht nur über das Licht aus der Fläche gewinnt die Wahrnehmung Raum. Hinzu kommt die Dimension der Zeit, in der ständigen, langsamen oder schnellen Veränderung der Farben, in der Synchronisation der Elemente und als Interaktionen von Lichthaus und Farbfeld. licht.lokal an einem bestimmten Ort schafft eine dynamische Wahrnehmungssituation: In der räumlichen entfaltet sich unter tendenzieller Aufhebung aller Materialität eine zeitliche Ausdehnung der Malerei, in ihrem ureigenen Element des Lichts. In dem abstrakten Erleben von ästhetischer Energie in Farbe und Licht findet Daniel Hausig damit eine wesentliche Dimension in seinem künstlerischen Konzept wie in seinen damit entstehenden Bildern - wenn man seine Arbeiten, so die These dieser Betrachtung, als konkreten Schritt in der Entwicklung der Malerei mit anderen Mitteln wahrnimmt.
Werner Meyer aus: Daniel Hausig – licht.lokal. Göppingen 2005, S. 6-12
Redaktion: Michael Jähne, Ursula Kallenborn
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