Als nach dem Zweiten Weltkrieg mit der neuen abstrakten Bildsprache des sogenannten Informel ein weitreichender künstlerischer Aufbruch in Deutschland gelang, war auch der gebürtige Homburger Künstler Albert Fürst dabei. Nach dem Krieg war Freiheit die Devise, so auch in der jungen Kunst, die nach einer neuen, von Dogmen und Tradiertem entledigten Ordnung trachtete. Das Charakteristische an der informellen Richtung waren im Wesentlichen die freie, aus gestischem Schaffensprozess geborene Formgestaltung sowie der Verzicht auf feste kompositorische Regeln. In dieser Spielart der gegenstandslosen Kunst nun sollte Fürst das Fundament legen für ein umfangreiches Œuvre von beeindruckender Vitalität.
Als Künstler wie als Fürsprecher aktiv und erfolgreich trug Fürst die gegen 1940 ansetzende Bewegung des Informel mit, die niemals aufgehört hat, ihn grundsätzlich zu beflügeln. Zweifellos leistete Albert Fürst als deutscher Informeller der ersten Generation seinen Beitrag für den Anschluss Deutschlands an die internationale Moderne. Untrennbar ist er mit dem Informel und so mit der jüngeren Kunstgeschichte verbunden. Sein Werk aber blieb nicht in dieser Epoche stehen, sondern entwickelte sich weiter. Seine Kunst erschöpft sich keineswegs im Dynamisch-Gestischen, vielmehr zeichnet sie ein individuelles, beschwingt expressives, ebenso spannungsvolles wie spannendes Farb-Zeichen-Klang-Gefüge aus.
Albert Fürst erblickte 1920 in Homburg an der Saar das Licht der Welt und wuchs in einem bürgerlich-konservativen Elternhaus auf. Seine Liebe zur Kunst und Musik offenbart sich bereits in frühester Kindheit. Mit Eifer und Geschick übt er sich im Kopieren von Postkarten, Landschafts- und Heiligenbildern. Auch für das Geigen- und Klarinettenspiel zeigt sich eine ungewöhnliche Begabung, so dass Fürst später hinsichtlich seiner Studienwahl zwischen beiden Künsten lange schwankt.
Nach dem Abitur 1939 bewirbt er sich an der Kunstakademie in Düsseldorf und findet Aufnahme in klassischer Malerei bei den Professoren Franz Doll und Martin Paatz.
Kurz darauf, 1940, wird der Student in die Wehrmacht einberufen. In seinem Speyerer Ausbildungsort wird man seiner musischen Talente gewahr. Fürst darf malen, zeichnen und musizieren. In Mannheim ist es ihm sogar möglich, die Musikhochschule zu besuchen. Fürst wird für die Militärkapelle verpflichtet. Er tritt in Trier als Klarinettist und Geiger gar in mehreren Orchestern auf. "Ich war kein Soldat, sondern Musensohn", stellt auch der Künstler schlicht fest. 1942 wird auch Fürst in die Ukraine und nach Rumänien versetzt. Aus dieser Zeit an der Ostfront stammen kleinformatige, zarte Federzeichnungen ("Im Bunker" 1942, "Wartesaal beim Truppenarzt 1942, "Russischer Junge auf der Flucht" 1943). Seine erste Frau, Annelie Fürst, rettete sie für die Nachwelt. Sie kam 1945 bei einem Bombenangriff ums Leben. Mit wenigen anmutigen bis kühnen Strichen erfasst der Zwanzigjährige stimmungsvoll einen Landschaftszug oder charakterisiert Ausdruck und Haltung seiner Mitmenschen, Soldatenkameraden ebenso wie einfacher russischer Bürger. Seine Verehrung für Rembrandt ist offenkundig. In der Skizzenhaftigkeit mancher Zeichnung blitzt bereits die Lust an der offenen Form auf, kündigt sich die Dynamik späterer Strichsetzungen an. Es sind höchst einfühlsame Bilder von eindringlicher Zartheit. Nicht der Krieg, sondern die Schöpfung gibt das Motiv vor. Dieser tief beseelte Strich durchwirkt die Grafik bis heute ("Meine Mutter" 1981, "Annelie" 1995, "amoris dolor" 2009). Mit diesen ausdrucksvollen "Russland-Zeichnungen" richtet ihm seine Geburtsstadt 1944, zwei Jahre nach seiner Ausstellung in der Homburger Kreisdienststelle, im Ratsherrensaal eine zweite Einzelschau aus.
Der Krieg führt den Soldaten von der russischen an die französische Front. Fürst gerät schließlich in amerikanische Gefangenschaft. Aus dieser Zeit sind Landschaftsaquarelle erhalten, be- und verzaubernde Stimmungsbilder ("Romantische Landschaft - Hofgarten Düsseldorf" 1940, "Abendstimmung in der Po-Ebene, 1945), auch wenn das Motiv wie in "Zerschossenes Haus" von 1945 von düsteren Schicksalsschlägen zeugt.
1946 kehrt Fürst aus Kriegsgefangenschaft zurück nach Düsseldorf und setzt sein Studium an der dortigen Kunstakademie bei den Professoren Wilhelm Schnurr und Heinrich Kamps fort. Seine Landschaftsmalerei ist ebenso konservativ wie gegenständlich ausgerichtet ("Zerstörte Schneelandschaft" 1945, "Mein alter Schulweg" 1945, "Waldstück" 1947, "Garten" 1948, "Selbstbildnis" 1948).
1948 entscheidet sich Fürst dann für den Beruf des Kunsterziehers und wechselt hierzu nach Köln. An der Universität studiert er Romanistik und Philosophie und absolviert nach dem Staatsexamen das künstlerische Ausbildungsjahr an der Kölner Werkschule. Das Lehramtsstudium schließt einen einjährigen Studienaufenthalt an der Pariser Sorbonne ein. Er nutzt natürlich die Gelegenheit zum Studium der Pariser Kunst und wird von Werken Alfred Otto Wolfgang Schulzes, genannt Wols, des Begründers und Vertreters des Tachismus und Informel, in den Bann gezogen. Der schwerkranke, um elf Jahre jüngere Wols stirbt 1951. Im gleichen Jahr noch beendet Fürst in Köln sein Studium mit dem Staatsexamen sowie sein Witwerdasein durch die Heirat der Berufsmusikerin Annemarie Francken-Schwann.
1953 tritt Fürst in Düsseldorf in den Schuldienst ein. Seine Malerei ist thematisch und technisch noch der akademisch gediegenen Weise ver- haftet, also figurativ, farbig reduziert und vorwiegend dunkel- und brauntonig. Zu einer bildnerischen Neuorientierung veranlassen Fürst nicht nur die Begegnungen mit Bildern Wols, sondern - und in nicht unwesentlichem Maße in Düsseldorf - auch mit Kollegen wie Gerhard Hoehme (1920-1989) und Johannes Geccelli (geb. 1925) sowie den beiden Willi-Baumeister-Schülern Winfred Gaul (1928-2003) und Peter Brüning (1929-1970). Das Gestalten mit freien Formen und aus dem Inneren heraus bedeutete einen willkommenen Befreiungsakt von akademischem wie historischem Gepäck und übte eine große Faszination auf Fürst aus ("Joseph und Potifars Weib" 1952, "Keym" 1954).
Erst ein Erlebnis in einer Kölner Nachtbar, die zugleich Künstlertreff ist, bricht definitiv mit den anfänglichen inneren Widerständen gegen die Abstraktion und löst den letzten Knoten. Hier erliegt der Künstler den Reizen nicht irgendeiner Schönen, sondern der Musik einer argentinischen Band. Elektrisiert von der fremdartigen und betörenden Polyrhythmik samt dazugehörigen Tanzbewegungen findet Fürst den Mut, zu noch nicht geformten Ufern aufzubrechen ("Gelber Pasodoble" 1953). Innere Schwingungen, Rhythmik und Bewegung sollen fortan maßgeblich bei der Komposition wirksam sein.
Fürst bringt sich damals mit dem ihm eigenen leidenschaftlichen Engagement in die Düsseldorfer Kunstszene ein und scheut die Mehrfachbelastung als Lehrer, Künstler und Vertreter einer Avantgardeströmung nicht. Der 1953 gegründeten "Künstlergruppe Niederrhein 53 e.V.", ab 1955 kurz "Gruppe 53" genannt, tritt Fürst bei, deren Leitung er von 1956-57 innehat. Zu den Mitgliedern der ersten Stunde zählen neben Peter Brüning, Karl Fred Dahmen, Winfried Gaul und Herbert Götzinger auch Gerhard Hoehme. Zusammen mit der 1952 formierten Frankfurter "Quadriga"-Gruppe (Karl Otto Götz, Otto Greis, Heinz Kreutz und Bernard Schultze) und der Münchner Gruppe "Zen 49" (Willi Baumeister, Rolf Cavael, Gerhard Fietz, Rupprecht Geiger, Willy Hempel, Brigitte Matschinsky-Denninghoff und Fritz Winter) gehört die Düsseldorfer "Gruppe 53" so zu den Keimzellen des Informel in Deutschland und trägt mit ihren zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zum Siegeszug des westdeutschen Auslegers dieser Kunstrichtung bei. Dass 1956 in Stuttgart von den etwas jüngeren Kollegen Günther C. Kirchberger, Georg Karl Pfahler, Friedrich Sieber und Attila Bira ebenfalls die progressive und zeitweise dem informellen Gestus verpflichtete "Gruppe 11" gegründet wurde, verdeutlicht die regen anti-restaurativen Kräfte in Deutschland. Die Gruppe löste sich 1959 wieder auf. (Günther Wirth in: Fürst 1996, S. 12)
1953 ist für Fürst die hohe Zeit des Experimentierens. Mit dem u.a. auch im Informel geschätzten Abdruckverfahren oder auch der Auswahl eines spröden Bildträgers wie z.B. grobem Sackleinen erweitert der Künstler Anfang der 1950er Jahre nicht nur sein bildnerisches Spiel- und Experimentierfeld ("Öl auf Sackleinen" 1954). Er übt sich vielmehr in der befreienden Hingabe an das Zufällige, das Material und die eigene Befindlichkeit. Am Widerspenstigen und Unvorhersehbaren lotet er die stilistischen und persönlichen Möglichkeiten aus, die ihm die ungegenständliche Kunst eröffnen. "Was in diese plötzlich auftauchende Bildwelt hineinzeichnen bzw. malen?", ist die stets aufs Neue von Fürst gestellte Frage und unveränderte Triebkraft für sein Schaffen. Die Arbeiten auf Sackleinen spielen mit Schwarz und Weiß auf einer beschränkten Farbklaviatur von umso überwältigender orchestraler Fülle. Nicht der Gegenstand oder die Figur stehen im Vordergrund, sondern die offene Form und der ebenso eigenwillige wie heftige Fluss der Farbe auf dem porösen Leinengewebe. Aus der Farbe heraus sowie der Vereinigung von Grund und Gebärde entwickelt sich bei den Sackleinenbildern das Bildgeschehen. Der dynamische Bildraum wird zur Bühne für Begegnungen unterschiedlicher Art. Statt Abbildhaftigkeit nun freie Gestaltungen ("Vorahnen" 1983, "Begegnung" 1983, "gestochen" 1985).
Das Sackleinen war sein Gold, gestand der Künstler. Mit den Sackleinen-Bildern machte Fürst früh und weit über die Düsseldorfer Kunstszene hinaus auf sich aufmerksam. So war er 1956 zusammen mit Brüning, Gaul, Hoehme und Werthmann einer der "Cinq Abstraits Rhénans", die im Pariser Studio Paul Facchetti ausstellten, von wo aus 1951 der französische Kunstkritiker Michel Tapié mit einer Ausstellung unter dem Titel "Les Signifiants de l'Informel" den neuen Stilbegriff lancierte. Weitere Ausstellungsstationen waren kurz danach u.a. 1957 die Kunsthalle in Düsseldorf, 1958 die Kunsthalle in Mannheim, die Galerie Parnass-Jährling in Wuppertal sowie das Eindhovener Museum.
Auch der Aktionsradius der grafischen Spur als Kürzel für Bewegung und Bewegtheit weitet sich aus. In den "Poèmes Objets", den sogenannten Schrift-Bildern, Ende der 1950er Jahre tritt das Grafische bewusst in einen Dialog mit der Farbe. Nicht dem Schriftzeichen als solchem gilt Fürsts Interesse, sondern vielmehr dem expressiven Bildzeichen, wobei es sich aus Farbe wie aus Linien entfaltet. Das Skripturale und Malerische gehen bald gewagte und heftige Verbindungen ein. Die Bildzeichen deuten bereits hie und da auch Figürliches an und schlagen sich folgerichtig bereits in einer Kompositionsreihe aus den 1960er Jahren in einer betont vertikalen Ausrichtung nieder (z.B. "Um die Vertikale I-III", 1964-67).
Verzögerte der Beruf als Kunsterzieher die konsequente Entfaltung des abstrakten Bildvokabulars? Leitete möglicherweise die plötzliche Ablösung des Informel durch neue Trends wie Pop Art oder Minimal Art eine Kehrtwendung ein? Bereits 1959 galt das Informel offiziell als überholt. Verunsicherung machte sich unter vielen Zeitgenossen breit, so auch bei Fürst. Gruppierungen, wie die "Gruppe 53", lösten sich kurz darauf schon auf. Verlor der Künstler auch die Gruppenanbindung, so jedoch nicht die informelle Haltung und insbesondere nicht das Vertrauen in die große Geste - auch wenn sie, wie bei "Nani" von 1958, nicht zwangsläufig zum Einsatz kommen muss, um die Qualität des Augenblicks und der Erscheinung zu bannen.
Seit Ende der 1960er Jahre entstehen großformatige Pinselzeichnungen, die eine Nähe zur Kalligrafie aufweisen ("Chiffre" 1976, "Innigkeit" 2000). Als "peintre japonisant" titulierte ihn bereits 1956 ein französischer Kunstkritiker. Mit den Pinselzeichnungen gelingt ihm nach eigener Auskunft eine doppelte Befreiung: "1. Aus den Zwängen meines persönlichen Lebens in der spontanen Pinselschrift. 2. Aus den absurden Freiheiten der Gegenstandslosigkeit". (Fürst 1996, 16, 18) Fürst findet zu sich, als er in seiner Kunst auch die andeutungsweise figürliche Gestaltwerdung der Emotion akzeptiert und zulässt. Ein Kreuz, ein engelsgleiches Wesen oder eine Figur nicht als Abbild, sondern quasi als Abdruck von Verinnerlichtem kommen zum Vorschein. Sieht Fürst auch in der Spontaneität eine Garantie für Wahrheit, so ist doch niemals gänzlich das Bewusstsein ausgeschaltet.
Als ein privates Unglück die Familie in den 1970er Jahren erschüttert, findet Fürst zum Ikarus-Thema, in dem zwischen Höhenflug und Absturz die Dramatik des Lebens gebettet ist. Dennoch überrascht auch in diesen Werken die Dynamik der Bildgestalten, deren tänzerische Erscheinung durchaus als lebensbejahend interpretierbar ist. Dem Chaos setzt der Künstler Zeichen entgegen, seine Zeichen, in denen das Positive doch immer wieder überwiegt.
Fürst ist ein lebensfroher Mann der Tat und des Dranges, der vielseitig musisch begabt 1969 gar mit seinem eigenen Theater ("Rheinische Panto Mini Oper") auch als Sänger, Schauspieler und Regisseur für viele Jahre sein Publikum zu begeistern versteht. Im Jahr 1975 übernimmt er zudem den Vorsitz des Düsseldorfer Kunstvereins "Malkasten", den er nach 15jähriger Leitung seit 1990 als Ehrenmitglied begleitet.
Mit dem Austritt aus dem Schuldienst im Jahr 1982 erlangt Fürst dann den künstlerischen Freiraum, den er für sein kühnes Komponieren nach intuitiven Partituren benötigt ("Das ungleiche Paar" 1986). Der Vergleich mit der Musik ist ebenso naheliegend wie zwingend. Fürst ist inwendig voll von ihr. Seine ausgeprägte Musikalität schlägt sich unmittelbar wie mittelbar auf der Leinwand nieder, in sonoren wie subtilen Farbklängen, mitreißenden bis überwältigenden Rhythmen sowie vielstimmigen Harmonien.
Fürst vertraut dem synästhetischen Vermögen der Farben und Linien wie dem Beschwörungspotenzial der Gestik seiner Bildgestalten. Wandel und Werden sind dauerhaft in Szene gesetzt. Im Prozesshaften erhält sich ein Schwebezustand, den Fürst als "einen Idealzustand" ansieht. Von sublimer Anmut ist in den 1990er Jahren der Akkord aus prächtig leuchtendem Goldgelb und mächtig klingendem Schwarz ("Das schwarze Gold" 1998). Der Künstler inszeniert emotional tiefgründige Sinnes- und Ereignisräume, dies aber nicht mit Pathos, sondern mit Leichtigkeit. In der großzügig gemalten Geste wirkt das Tanzerlebnis weiter (z.B. "Randzeichen" 1997, "gestes" 1997).
Fürsts raffinierte Kompositionen sind Ausdruck von Stimmungen, Gefühlen, Leidenschaften, Sinneseindrücken und Erinnerungsresten. Bei der Arbeit folgt er einem inneren Antrieb, nicht einer festen Vorstellung. An einem Augenblick wie an einem mit Farbe übersäten Brett entzündet sich seine Kreativität ("Capriccio" 2002-2010). Die Wirkung der Komposition erwächst aus dem freien Wirken der zeichnerischen und farbgestischen Dynamik, die sich über die Bildentstehung hinaus erhält. Wenn also Fürst, wie schon früher geschehen und heute häufiger ältere Werke wieder herausgreift und bearbeitet, so ist das nur konsequent (z.B. "Etüde" 2002-10). Fürst schätzt und pflegt den offenen Charakter von Kunst.
Zweifellos kam auch mit der offenen Malweise des Informel in den 1950er Jahren für Fürst der Durchbruch als Künstler auf privater wie internationaler Ebene. Als Katalysator für seine Entwicklung wirkte sich die Vorherrschaft der freien Geste aus. Fürst auf Grund der gestischen Malerei allerdings ausschließlich als "Informellen" zu etikettieren, ist aus mehreren Gründen nicht zulässig. Schon das Informel als Sammelbegriff für die Nachkriegsmalerei jenseits geometrischer Abstraktion lässt erahnen, dass es Vielfalt einschließt und mehr eine prinzipielle als stilistische Verbundenheit meint.
Hinzu kommt, dass Fürst sich vom Diktat der Formlosigkeit verabschiedete und einer instinktiven, partiell semifigurativen Formsprache Einlass gewährte. Aber auch die Betonung der Vertikalen führt zu einer Abweichung vom Informel - die 2006 sogar titelgebend ist. Sie stellt eine Referenz zur Wirklichkeit her, insbesondere zur Figur und damit menschlichen Gegenwart, wenngleich sie rein formal Spannungsverhältnisse veranschaulicht. Als Zeichen der Wachheit und Objektivität, als Ausdruck von Verbindung zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit qualifiziert Fürst die Senkrechte, die sich immer wieder heftigen Gegenbewegungen, Strichhieben oder Umknäuelungen ausgesetzt sieht. Die menschliche Figur bleibt - wenn zum größten Teil auch nur als formelhafte Erscheinung des Körpers - bis heute bei aller Abstraktion gegenwärtig ("Souvenir" 1999). Auch Fürst selbst agiert nicht zuletzt aus der Bildbühne heraus. Formell "informel" geben sich die Spuren der Malgesten und Bildzeichen und äußern sich als Ausdruck von Zufall und Spontaneität. Informell zeugen die Energiefelder vom Geist der Romantik, der angesichts der Schöpfung die Sinne andachts- und stimmungsvoll auf ihre Allmacht, Größe und auch Güte lenkt. Mit seinen Bildfindungen hat Fürst zu einer Individualsprache gefunden, die stilistisch am ehesten noch als lyrisches "Post-Informel" zu fassen wäre.
Fürsts Kunst ist sinnlich konzertierende Inszenierung von Realitäten. In seinen Kompositionen treffen sich Malerei und Musik unter der Regie einer die Figurenpräsenz nie ganz leugnenden temperamentvollen Schöpfungsgebärde. "Le grand geste!" auch betitelte im Jahr 2010 das museum kunst palast in Düsseldorf seine Ausstellung zur informellen Kunst von 1946-1964, in der neben illustren Größen wie Jackson Pollock, Jean Fautrier, Ernst Wilhelm Nay und Emil Schumacher auch Albert Fürst vertreten war. Die große, dynamische Geste ist wahrlich eines seiner Kennzeichen. Diese Geste aber ist es im Bezug auf seine Kunst erst recht in ihrem übertragenen Sinne, nämlich ein außerordentliches und im wahrsten Sinne des Wortes gar fürstliches Geschenk.
Françoise J. Mathis-Sandmaier
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Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Archiv, Bestand: Fürst, Albert (Dossier 1381)
Redaktion: Sandra Kraemer, Ursula Kallenborn
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