Umwandlung
Bei allen interaktiven Klanginstrumenten, die Frauke Eckhardt seit ca. 1998 entwirft, baut und auch technisch umsetzt und meist auch selbst baut, geht es um das Prinzip der Umwandlung. Sensoren tasten Oberflächen ab und die so entstehenden Impulse werden durch eingebaute elektronische Schaltungen wieder hörbar. Kontaktmikrofone verstärken die Geräusche von Besuchern, die auf einem von der Künstlerin arrangierten Ensemble von Stühlen sitzen, kleine Mechaniken lassen an runden Holzscheiben einen Tischtennisball rotieren. Legte Frauke Eckhardt anfangs noch die Orte und Sequenzen der Aktionen in einer Art "Hörpartitur" selbst fest, überlässt sie es später den Besuchern, eigene akustische Wege zu gehen.
Es ist also eine persönliche Entscheidung, was, wie, wo und wie lange man etwas hören will. Der Hörer kann und muss eingreifen in einen Prozess, der Klangobjekte in Bewegung setzt und diese in Geräusche, Klangfarben, rhythmische Strukturen umwandelt. Das Hören lenkt dabei automatisch die Aufmerksamkeit auf den Sehsinn. Obwohl dies Phänomen als Synergeieffekt durchaus bekannt ist, hat es bei diesen Arbeiten eine ganz eigene Charakteristik. Die kleinen, mobilen Klanginstrumente von Frauke Eckhardt z. B. mit denen der Besucher seine Umwelt abtasten kann, überraschen durch die Komplexität der selbst erzeugten Hörerlebnisse. Was so komplex klingt, wird auch mit dem Auge wieder gesucht. Plötzlich fragt man sich, wie wohl die Oberfläche eines Straßenbelages, eines Steinfußbodens, eines Sandweges, von Mauern, Holz, Glas, Stoff etc. klingen mag. Durch die geschärfte Wahrnehmung entsteht beim zunehmend sensibilisierten Besucher/Hörer eine wechselseitige Beeinflussung des Hör- und Sehsinns.
Im Gegensatz zu interaktiven Installationen, bei denen der Besucher über virtuelle Datenströme das vor ihm liegende Kunstwerk beeinflussen kann, mögen die interaktiven Erkundungen einfach, fast archaisch erscheinen. Sie sind es aber nur vordergründig. Die Einbeziehung der vertrauten Umwelt steht im Gegensatz zur Perfektion von auf sich selbst bezogenen computeranimierten Cyberwelten und bildet dazu einen bewusst gesetzten Kontrapunkt. Das zum Kunsterlebnis gehörende soziale Umfeld macht individuelle, komplexe und ständig erweiterbare Erfahrungen möglich, die auch von der Sensibiltät und Eigeninitiative des Besuchers abhängen. Ohne virtuellen Überbau verlässt sich Frauke Eckhardt auf das kreative Potential jedes Besuchers.
Zu solchen Aktionen gehören Mut und eine gute Portion Eigensinn. Der Agierende wird aufgefordert, nicht nur Entdecker, sondern gleichzeitig auch Performer zu sein. Man könnte von einer doppelten Interaktivität sprechen, die nicht nur zwischen Objekt und Material, sondern auch zwischen dem Handelnden und den ihm zuschauenden Personen stattfindet.
Was bleibt, wenn man die Klangräume und Klangobjekte wieder verlässt, ist nicht die vage Erinnerung an eine künstliche Welt, die man beeinflusst hat, sondern die Entdeckung, dass die vertraute Umwelt interessanter und komplexer erscheint. Frauke Eckhardt erweitert nicht nur unsere akustischen Erfahrungen, sondern sensibilisiert, wenn wir dazu bereit sind, auch unsere gesamte Wahrnehmung.
Christina Kubisch
Redaktion: Claudia Maas, Oranna Dimmig
Privatpersonen | Schüler*innen, Studierende | Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen | |
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: