Nach dem Studium der Kunsterziehung und der Teilnahme an der Sommerakademie Salzburg bei Oskar Kokoschka arbeitete Werner Bauer zunächst kurzzeitig figurativ. 1968 wendet er sich der Konkreten Kunst zu und dort dem Bereich der Lichtkinetik. Seither steht das Licht im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit. Er untersucht darin das Wesen des Lichts in Hinblick auf Ordnungsstrukturen und Bewegung; das schließt optische Täuschung sowie die virtuelle wie die tatsächliche Bewegung der Objekte ein.
Zwischen 1968 und 1974 entstehen die "Lalobs" (La), Holzreliefs aus vorgefertigten stereometrischen Elementen, abgeleitet aus dem Zylinder, die auf einer Grundfläche (Quadrat) nach festgelegten Regeln, wie serielle Reihung, Spiegelung etc. platziert werden. Die Anschauung dieser vielteiligen Arbeiten gibt Aufschluss über die Beziehungen zwischen Einzelform und Gesamtform, zwischen Form, Farbe, Licht, Fläche und Raum. Unter wechselnden Lichtverhältnissen ändert sich ihre optische Erscheinung und gibt Einblick in die potentiellen Strukturen. Die Bewegung des Betrachters, die wechselnden Blickwinkel erzeugen für das Auge des Betrachters eine scheinbare Bewegung im Objekt und erweitert damit die Formaspekte.
Die Objekte (POL, POM, MOL) aus Acrylglas, die Werner Bauer zwischen 1973 und 1985 schafft, bestehen aus massiven Glaskörpern. Diese stereometrischen Körper wirken wie optische Linsen; sie sind lichtdurchlässig, fangen, brechen und bündeln das Licht, um es dann über Flächen und Kanten wieder abzustrahlen. Damit entstehen visuelle Effekte, welche die Erscheinungsform virtuell erweitern und eine ebenso "virtuelle" Bewegung erzeugen.
Mit Kastenobjekten, in die eine künstliche Lichtquelle installiert ist, geht Bauer einen Schritt weiter auf dem eingeschlagenen Weg, der zu Objekten mit (maschinell) gesteuerter Bewegung führt, die ab 1977 entstehen. Dabei greift der Künstler die Bewegung des Betrachters, die als potentiell formerweiterndes Element in die früheren Werke einbezogen worden war und überträgt diese Funktion auf einen Mechanismus. Dies gibt dem Künstler die Möglichkeit Phänomene der optischen Täuschung zu lenken und zur Erzeugung von ihm selbst bestimmter Sehereignisse zu nutzen. Licht wird mit all seinen immateriellen Eigenschaften als Gestaltungsmittel eingesetzt; im Aufscheinen und Verlöschen der Lichtquellen kommt das Sichtbarmachen von Zeit als weiteres Element hinzu.
Ab 1981 setzt Bauer Silikon als lichtleitenden Werkstoff ein, der die Möglichkeit des Einsatzes von Licht als Gestaltungsmittel erheblich erweitert. Auf eine Trägerplatte wird eine Bildstruktur aus Silikon aufgetragen und mit einer Acrylglasscheibe abgedeckt. Schickt man durch Lampen Licht von den Seiten in die Acrylscheibe, bleibt dieses unsichtbar; es kann durch die Totalreflexion in der Scheibe nicht austreten. Bringt man jedoch Silikonspuren einer darunter liegenden Platte in Kontakt mit der oberen Scheibe, wird an diesen Kontaktstellen die Totalreflexion in der Plexiglasscheibe aufgehoben. Das Licht fließt in dieses Silikon; dieses leuchtet auf. Sowohl natürliches als auch künstliches Licht kann nunmehr dazu dienen die "Lichtkomposition", das eigentlich von Künstler erstrebte visuelle Ereignis, entstehen zu lassen. Neben einer Vielzahl statischer Kastenobjekte (SO) schafft Bauer zahlreiche mechanische bewegte Kastenobjekte (SM), die durch einen streng regulierten Einsatz von Bewegungsmechanik und künstlicher Beleuchtung ebenfalls Rhythmus und Dauer, d. h. Zeit thematisieren. Parallel entstehende Tastobjekte (TO) beziehen den Betrachter mit ein, in sie dem dazu auffordern durch Berührung die Kompositionsstrukturen aufleuchten und immer wieder veränderte Bilder entstehen zu lassen.
Nach 1989 setzt Werner Bauer eine Reihe neuer Materialien für seine Arbeiten ein, so etwa Lichtsammelfolie, Acrylfolie, O. L. F.-Folie; eine Vielzahl unterschiedlicher Objektarten entsteht: Direkt leuchtende Objekte mit künstlichem Licht, Lichtsammelfolie und Acrylfolie, lichtkinetische Objekte mit natürlichem Licht, Eigenbewegung des Betrachters und lichtlenkender O. L. F.-Folie sowie eine Kombination der Objekte mit Acrylfolie, künstlichem Licht und lichtlenkender O. L. F.-Folie. Auf motorische Bewegung wird nunmehr verzichtet. Gerade die neuen Materialien erweitern die Möglichkeiten Bauers, sein ästhetisches Wollen in neues Formenvokabular zu übertragen.
Bis 1999 arbeitet Werner Bauer mit Lichtsammelfolie. Dieses Material erhöht durch seine Leitfähigkeit, seine leichte und kleinteilige Verformbarkeit die gestalterischen Möglichkeiten um ein Vielfaches. Das einfallende Licht kann an Falt- und Knickkanten gebündelt und zu komplexeren Strukturen umgeformt werden. Die Strukturen werden körperhafter und raumhaltiger. Hatten bisher Veränderungen in der Lichtführung, Auf- und Abblenden, Bewegung des Betrachter oder des Objektes zur Entstehung der visuellen Ereignisse beigetragen so ist es nun der kontemplative Charakter, der die Arbeiten prägt. Das Leuchten einer nicht zu ortenden Lichtquelle überträgt seinen Charakter auf ein zartes, transparentes Material, das seinerseits schon a priori kaum sichtbar nun völlig "entmaterialisiert" wird: Licht und Material verschmelzen; das Material wird immateriell, das Licht wird körperhaft. Die Objekte gewinnen spirituelle Qualität.
Seit 1997 greift Bauer wieder auf Eigenschaften früherer Arbeiten zurück; mit der technischen Folie O.L.F., die ebenfalls lichtlenkend sein kann, durch ihre Fähigkeit, das Licht in zwei Richtungen aufspalten. So verbindet er das natürliche Licht und die Bewegung des Betrachters zu bildschaffenden Vorgängen.
Die Verwendung von Strukturelementen gleicher Art in serieller Anordnung, das strenge Anwenden festgelegter Regeln, die Verwendung von Licht und anderer optischer Phänomene, die erst im Zusammenwirken mit den materiellen Strukturen, Kunstwerke als visuelle Ereignisse schaffen, siedeln den Künstler Werner Bauer im Schnittbereich von konkret-konstruktiver Kunst und op(tical) art an.
Isolde Köhler Schommer und Michael Jähne
Redaktion: Isolde Köhler-Schommer, Michael Jähne, Claudia Maas, Oranna Dimmig
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
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