Gunter Demnig
1 Stolperstein
Beton, Messing, per Hand eingeschlagene Inschrift, 96 x 96 x 100 mm
Völklingen-Luisenthal, Bahnhofstraße 4
"Leben:
Rudolf Fromm wurde am 20. Februar 1894 in Derichsweiler bei Düren geboren. Nach seinem Abitur studierte er Medizin in Kiel und Bonn. Während des 1. Weltkrieges unterbrach er sein Studium, um als Soldat für Deutschland zu kämpfen. Seine Verdienste im Krieg wurden mit zwei Eisernen Kreuzen gewürdigt. 1923 eröffnete er seine erste Arztpraxis in Altenkessel bei Saarbrücken, ab 1926 praktizierte er im eigenen Haus in Luisenthal (damals Obervölklingen), Bahnhofstr. 2. 1929 lernte er seine spätere Frau, die Zahnärztin Rose Meyer, kennen. Zeitzeugen berichten, dass er wegen seines Einsatzes und seiner Hilfsbereitschaft hoch angesehen war. So half er Patienten, welche kein Geld hatten, indem er sie in Raten bezahlen ließ oder ganz auf seinen Lohn verzichtete. Dr. Fromm hatte den Ruf, „Arzt aus Berufung“ zu sein. Seine Patienten kamen nicht nur aus Luisenthal, sondern auch aus Fenne, Burbach, Ottenhausen, Klarenthal und Völklingen. Außerordentlich beliebt machte ihn sein Einsatz für die Menschen, die in Folge der Wirtschaftskrise Ende der Zwanziger Jahre arbeits- und damit oft auch mittellos waren. So wird berichtet, dass er Medikamente für seine Patienten aus eigener Tasche zahlte und auch Lebensmittel zur Verfügung stellte.
Trotzdem sah sich Dr. Fromm ab 1933 antisemitischer Hetze ausgesetzt, die schließlich in der Reichspogromnacht 1938 in einem Überfall von ca. 30 Personen gipfelte. Sie bewarfen Fenster und Türen mit Steinen, bedrohten und beschimpften ihn, plünderten und verwüsteten sein Haus. Die von seiner Haushälterin Emilie Ferdinand um Hilfe gerufene Polizei nahm beide in „Schutzhaft“. Dr. Fromm wurde zunächst in das Gestapo-Lager Goldene Bremm, später dann in das Konzentrationslager Dachau gebracht.
Am 1. Dezember wurde ihm die Approbation entzogen. Er musste sein Haus zu einem Spottpreis verkaufen und Deutschland verlassen. Am 5. Januar 1939 emigrierte er in die USA und eröffnete ein Jahr später eine Praxis auf Staten Island, später in New-York-City.
Dr. Rudolf Fromm starb am 20.11.1946 an den Folgen eines im Nachhinein anerkannten „verfolgungsbedingten Körperschadens“. Seine Frau Rose Fromm erhielt nach langem Kampf ab 1967 eine Hinterbliebenenrente. Sie verstarb 1968.
Wegen des Überfalls in der Reichspogromnacht mussten sich 1947 insgesamt neun Personen verantworten. Sechs Täter wurden zu Gefängnisstrafen zwischen vier Monaten und einem Jahr verurteilt, zwei wurden freigesprochen, ein Angeklagter erschien nicht wegen Krankheit." (Stolpersteine in Völklingen, 18.01.2024)
Quelle:
Redaktion: Margarete Wagner-Grill
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