Deutsch

Gunter Demnig
1 Stolperstein
Beton, Messing, per Hand eingeschlagene Inschrift, 96 x 96 x 100 mm
Völklingen-Wehrden, Saarstraße 33

• Stolperstein für Fredi WiederspornInitiative: Aktionsbündnis Stolpersteine Völklingen, Sprecherin Caroline Conrad
  Verlegedatum: 5. Juli 2012
  Text der Inschrift:
  "Hier wohnte / Fredi Wiedersporn / Jg. 1924 / eingewiesen 1939 / Pflegeanstalt Scheuern / 1941 Hadamar / 'verlegt' 1941 / Sonnenstein/Pirna / ermordet 3.4.1941 / Aktion T4"

Biografie:
Fredi Wiedersporn, 1924 geboren, war ein besonderes Kind. Ihm wurde der erste Stolperstein im Raum Völklingen gewidmet, der an den letzten bekannten Wohnort des Jungen erinnern soll. Friedrich, von Familie und Freunden liebevoll Fredi genannt, soll ein fröhliches und liebenswertes Kind gewesen sein. Von allen gemocht. Wegen einer verzögerten geistigen Entwicklung schaffte er zwar das Pensum der damaligen Volksschule nicht, dennoch fand er eine gute Arbeitsstelle bei einer Firma in Wehrden. Seine gesamte Zukunft lag noch vor ihm.

Mit der Machtzunahme des NS-Regimes geriet Fredis Leben allerdings zunehmend in Gefahr. Unter dem beschönigenden Euphemismus der Euthanasie (zu griechisch: schöner Tod) begann ab 1939 die deutschlandweite Verschleppung und Ermordung von Menschen mit körperlichen, psychischen und geistigen Einschränkungen. Solchen Menschen, die sich stärker von anderen unterschieden. Ihre Einzigartigkeit fiel der menschenverachtenden, absurden Unterscheidung in wertes und unwertes Leben zum Opfer. Letztendlich war es eine Wahnidee der Nazis, die Fredi aus seinem Umfeld und von seiner Familie entriss. 1939 wurde er zunächst in eine Heilerziehungs- und Pflegeanstalt nach Scheuern eingewiesen, nur 2 Jahre später dann nach Hadamar in Hessen und anschließend nach Pirna in Sachsen verlegt.

Das traurige Ende: Fredi war fast noch ein Kind, als er den Tötungsaktionen des NS-Regimes zum Opfer fiel. Mit nur 17 Jahren wurde er 1941 im Tötungstrakt der Anstalt Sonnenstein vergast.

Im Rahmen eines pädagogischen Programms beschäftigten sich die Schüler*innen der Klasse 8H2 der Gemeinschaftsschule am Sonnenhügel mit den Themen Rechtsextremismus, NS-Terror, Erinnerungskultur und jüdisches Erbe. Das Projekt "Spurensuche" veranlasste sie schließlich dazu, sich mit dem Leben des ermordeten Fredi Wiedersporn auseinanderzusetzen und archivalische Recherchen anzustellen.

Im August 2012 haben die Schüler*innen den Stolperstein für Fredi Wiedersporn gereinigt, nachdem er zuvor von unbekannter Hand mit einem Nazi-Symbol beschmiert worden war.

Bibliografie und Quellen

• Die Stolpersteine in Völklingen (www.voelklingen-im-wandel.de)
• Stolpersteine in Völklingen_Stolperstein Fredi Wiedersporn (11.01.2024)
• Luitwin Bies: Für den Sturz des Naziregimes – Widerstand und Verfolgung von saarländischen Antifaschisten. Saarbrücken 2007
• Bernhard Geber: Fredi durfte nicht weiterleben. In Saarbrücker Zeitung 23. Februar 2012
• Bernhard Geber: Lügen, Schweigen und Verdrängen. In. Saarbrücker Zeitung, 7. Juli 2012
• "Jeder, der ihn sah, mochte ihn." In: Saarbrücker Zeitung, 15. Oktober 2012
• Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Objekt Nr. 4639

Redaktion: Oranna Dimmig, Selina Fuchs