Mit neunzehn Jahren stellte Janine Kortz-Waintrop zum ersten Male in einer Kunstgalerie aus. Heute, in der Mitte des Lebens, ist sie in Frankreich eine anerkannte Bildhauerin von internationalem Ansehen – die Saarpfälzerin Janine Kortz-Waintrop. Waren es damals in der Saarbrücker Galerie Am Homburg kleine figürliche Tonplastiken, fein beobachtet und erstaunlich reif umgesetzt, sind es jetzt große Steinskulpturen, humanistische Werte verkündende Landmarken, in mehr als einem Dutzend Länder in aller Welt.
Geboren wurde die Künstlerin als Janine Kortz 1964 in Homburg. Aufgewachsen ist sie in Breitfurt, in einem stilvollen Haus, einen Steinwurf weit entfernt von der Bliesmühle. In dem kunstsinnigen und im Kunstleben aktiven Elternhaus, wo beispielsweise Vater Helmut Kortz die Karikatur als Liebhaberei pflegte, waren für Janine Zeichnen und Malen selbstverständlich.
Bei Erdarbeiten neben dem Elternhaus entdeckt sie gelben und roten Lehm, den man herrlich kneten konnte. Später formte sie Puppen aus rotem Ton, und als sie um die Fünfzehn war, überraschte sie mit ihrer ersten Steinskulptur, "ein Kopf aus Sandstein, mit Schraubenzieher und Messer gearbeitet".
Nach der Grundschule in Breitfurt wechselte sie ins Von-der-Leyen-Gymnasium im nahen Blieskastel. Mit dem Abitur in der Tasche ging Janine Kortz nach Paris, der Sprache wegen. Die Au-pair-Zeit durchzogen Träume von einem Kunststudium. Anfangs liebäugelte sie mit der Maskenbildnerei, aber fasziniert von der Bildhauerei, ließ diese sie nicht mehr los.
Das Ziel war nun die Kunstakademie, und 1986 begann sie in Paris ihr Studium an der École nationale supérieure des Beaux-Arts. Als Meisterschülerin in den Ateliers der Professoren César-Duffau, Bruno Lebel und Maki Georgeon konnte sie sich mit figürlichem Arbeiten nach Modell, mit neuen Materialien und deren Gestaltungsmöglichkeiten und mit freiem künstlerischen Gestalten auseinandersetzen. Mit dem Diplôme supérieur d’art plastique verließ sie nach fünf Jahren die Kunstakademie. Doch damit nicht genug, folgte ein Studium an der Université Paris VIII, das nach zwei Jahren mit dem "Magister der plastischen Künste" abgeschlossen wurde.
Nach dieser vorzüglichen Ausbildung machte sich Janine Kortz-Waintrop mit einem eigenen Atelier in Paris selbständig, wo sie noch heute mit ihrem Mann – er ist Theaterregisseur und Schauspieler – und ihrem Sohn als freischaffende Künstlerin lebt und arbeitet.
Groß ist die Zahl der Bildhauer-Symposien, zu denen Janine Kortz-Waintrop eingeladen wurde, so außer in Frankreich in Ägypten, Aserbaidschan, Bahrein, Belgien, Bulgarien, Burkina Faso, Deutschland, Italien, Kanada, Kuwait, Mazedonien, Portugal, Syrien, Zypern.
Dabei war die "semaine de la pierre VII" im portugiesischen Rio Major 1994 das erste Symposium, an dem sie teilgenommen hat, und dort schuf sie auch ihre erste monumentale Skulptur, eine drei Meter hohe, ob ihrer schlichten, meditativen Form sehr beeindruckende Arbeit aus Kalkstein. Und damals erhielt sie auch ihre erste Auszeichnung, als sie mit dem zweiten Preis des Symposiums geehrt wurde. Später folgten noch weitere Anerkennungen, darunter der Prix-Rosini bei der Biennale 109 in Paris.
Aus schwarzem Ton aus Spanien, aber auch aus Erden aus Frankreich und Deutschland entstehen ihre Keramiken. "Der Ton ist das Material, das den Menschen seit den Anfängen begleitet und das Feuer der Kreativität entfacht hat". Ihre oft mächtigen Steinskulpturen arbeitet sie aus Sandstein, Kalkstein, Marmor, Granit, Basalt oder Travertin. Sie gestaltet ungewöhnliche Bronzen, die nicht minder große Aufmerksamkeit finden. Und ebenso gehören Holz und Eisen, meist mit Stein kombiniert, zu ihrem reichen Materialfundus.
Es ist bewundernswert, wie diese zierliche Frau mit Preßlufthammer und Steinsäge genauso souverän umgeht wie mit Meißel und Fäustel, um sich den erdenschweren, harten Stein gefügig zu machen, "das hochsensible fragile Material, der in sich sein ganzes Dasein über Jahrtausende trägt". Sie öffnet ihn, erspürt und erkennt sein Wesen, ringt ihm Form und Struktur ab und legt frei, was sie in seinem Innern geahnt hat. So entstehen bezwingende und nicht nur im Wortsinn großartige Kunstwerke, wie sie in vielen Ländern den sogenannten öffentlichen Raum zieren. Dabei ist "die Skulptur immer in ihre Umgebung mit einbezogen und lebt in und mit ihr; auch das Material ist mit dem Ort, der Geschichte verbunden". Janine Kortz-Waintrop ist fasziniert vom Ursprünglichen, ihre Themen sind die Zeit, Schmerz, Vergehen, Opfer, Ritus, das Labyrinth und die Grenzen des Daseins.
Zu ihren jüngeren Auftragsarbeiten zählen ein Altar und ein Ambo für eine Kirche in Issy les Moulineaux und für eine Grundschule in Sarcelles bei Paris, eine Skulptur, die den für eine Schule beziehungsreichen Namen "Resonanz" trägt.
Ganz anders ihre kühnen, geradezu oft abenteuerlichen Architekturen in Keramik. Verhalten, wenn nicht gar unnahbar wirken sie zunächst, die kleinen bis mannshohen Raumphantasien, bis sie mit allen Sinnen erfasst worden sind. Es sind frei aufgebaute Keramiken. Dazu werden kleine und größere Platten aus Ton geschnitten, geformt, gefaltet, gebogen, gerollt und geritzt und dann bei 1100 Grad Celsius gebrannt. Die so zu Bauteilen gewordenen Keramiksegmente werden dann zu seltsamen, geheimnisvollen Gehäusen zusammengesetzt. Diese verschachtelten, ineinander verwobenen, von offenen Türen und Fenstern durchbrochenen Raumfluchten, mit Schicksalswürfeln im Innern und im Nirgendwo endenden Treppen, suggerieren rätselhafte orientalische Behausungen. Es sind Gestalt gewordene Formenspiele und Raumgedanken, zauberische Bauvisionen. Sie atmen Freiheit und gewähren archaisches Behütetsein, sind Wohnorte der Phantasie und Nester für Märchen.
Als Kabinettstücke keramischer Kunst gerieren sich kleine Reliefs in schwarzen Kästen. Material, Form und unaufdringliche Farben gehen dabei innige Verbindungen ein, wobei collagierte Details augenfällige Akzente setzen.
Aber da gibt es auch die Malerin Janine Kortz-Waintrop, die gleichrangig neben der Bildhauerin steht. Das gilt nicht nur für die Arbeiten, deren Motive formale Beziehungen zu denen ihrer Skulpturen und Plastiken erkennen lassen, sondern das erweist sich vor allem in den freien Malereien. Das sind eigenständige, genuine Arbeiten, in denen sich delikate Farben mit klaren Kompositionen verbinden. Stille Gouachen und in sich ruhende Gemälde zeugen davon, ebenso wie originelle Collagen.
Vielleicht darf hier ihr Pariser Akademie-Lehrer Professor Bruno Lebel zitiert werden. Er schrieb 2009: "Janine Kortz-Waintrop baut geheimnisvolle Tempel für ein neues, kommendes Zeitalter, in dem die Menschheit sich wieder mit dem Geist des Himmels und der Erde verbinden wird. Sie schafft Orte, an denen vergessene und jahrhundertealte Legenden ruhen, die nur darauf warten, von einem Erzähler mit dem frischen Geist der Neuzeit wieder belebt zu werden. Vielleicht sogar an einem Walpurgistag im Frühling".
Janine Kortz-Waintrop ist künstlerisch außerordentlich vielseitig, das beweisen u.a. ihre Masken und ihre Bühnenbilder für Theaterinszenierungen in Paris und für Frankreich bereisende Tournee-Theater. Seit Jahren unterrichtet sie auch, Zeichnen, Malen und Bildhauerei in Lehrgängen an Schulen und in Kunstvereinen. Fachliche Weiterbildung in ihrer Kunst ermöglichen ihr Studien- und Forschungsaufenthalte, wie beispielsweise in der traditionsreichen Manufacture de Sèvres.
Arbeiten der Künstlerin waren bis heute in mehr als zwanzig Einzelausstellungen in Frankreich und in Deutschland zu sehen, oft in renommierten Galerien und Museen, darunter das Musée Magnelli im schon fast legendären Keramikzentrum Vallauris an der Côte d’Azur. Zu erwähnen sind auch das Haus der Saar in Paris, Ausstellungen in Dillingen, Homburg und Saarbrücken und zuletzt in Braunschweig. Dazu wird sich im September 2018 eine Ausstellung im Mia-Münster-Haus in St. Wendel gesellen.
Groß ist die Zahl der internationalen Gemeinschaftsausstellungen, in denen Janine Kortz-Waintrop von 1994 bis heute vertreten war. Die stattliche Liste reicht von Bexbach und Saarbrücken über Metz bis nach Paris und von Belgien über Spanien bis nach Zypern und Japan.
Arbeiten von ihr befinden sich in öffentlichen und, wie auch im Saarland, in privaten Sammlungen.
Ein Projekt ganz besonderer Art wartet darauf, im Saarland bald verwirklicht zu werden, und zwar im Biosphärenreservat Bliesgau. Es ist die von Janine Kortz-Waintrop entworfene begehbare Raumskulptur Syno Kapelle, die auf einer Bliestalhöhe über Breitfurt entstehen soll. "Ihre bestimmenden Baumaterialien sind Lehm und Holz", heißt es dazu, "sie erwächst dieser Landschaft". Und weiter: Als Landmarke soll die Kapelle Orientierung in der geistigen Welt bieten und ein Wahrzeichen ihrer Landschaft sein.
Heinz Weinkauf
Redaktion: Doris Kiefer, Petra Wilhelmy
Alle Abbildungen: VG Bild-Kunst, Bonn
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