Erfahrenes wird durch die Erinnerung ein neues eigenes Leben beginnen. Die auf den Augenblick reduzierte Spannung einer Erinnerung, ihre innere Kraft und Dynamik, die gleichzeitig vage, fast gegenstandslos ist, charakterisieren die Werke von Andrea Neumann.
In Stuttgart geboren, zog sie das Studium an der Hochschule für Bildende Künste ins Saarland und sie blieb. Sie engagierte sich überaus leidenschaftlich für die Kunst in der Region, etwa als Teil der Ankauf-Kommission des Forschungszentrums für Künstlernachlässe hier in Saarlouis, im saarländischen Künstlerbund oder als Vorstandsmitglied des saarländischen Künstlerhauses.
Die 1993 entstandene Radierung der Künstlerin zeigt eine frühe Etappe ihres kreativen Schaffens, doch es sind bereits Nuancen von dem zu erkennen, was Neumanns Werke so außergewöhnlich macht. Mit selbstbewusster, konkreter Linienführung und auf das Notwendigste reduziert, zeigt das Kunstwerk einen Augenblick des Alltags, oder vielmehr eine flüchtige Erinnerung daran.
Das Erfahrene, die Tragweite eines Moments und der Fokus auf das Erinnern konnte Andrea Neumann auf bemerkenswerte Art und Weise für den*die Betrachter*in nachvollziehbar machen. Gefangen in einem Augenblick, aber dennoch durch den oft scheinbar zufälligen Farbverlauf mit einer ganz eigenen Dynamik belebt, zeigt die Künstlerin „persönliche Schnappschüsse“, „Bruchteile von Zeit“ und damit Momente ihrer ganz eigenen Erfahrungs- und Lebenswelt. Dabei verzichtet sie auf alles, was nicht wichtig für die Lebendigkeit des Moments ist. Sie vermittelt mit ihren Werken nicht einfache Abbilder, sondern sie „bergen Stimmungen, emotionale Spannungen und Harmonien, Temperaturen, Eigenheiten der Luft, Wesenszüge – so wie ein Gehirn Erinnerungen speichert. Eindrücke – vage und zugleich äußerst konkret -, die kognitiv und sprachlich nicht in vergleichbarer Weise fassbar sind.“ (Dr. Mona Stocker)
(Redaktion: Hannah Jonzyk)