Die künstlerische Arbeit Friedhelm Tschentschers steht in der Tradition des Konstruktivismus. Diese Stilrichtung der Bildenden Künste der Moderne leitet sich von dem lateinischen Wort constructio („Zusammenfügung“, „Bau“) ab.
Wenn man heute von Konstruktivismus spricht, dann wird damit eine Form der künstlerischen Ausgestaltung beschrieben, die sich „aus kontrollierten Elementen und bestimmten definierten Beziehungen zusammensetzt“. Es ist eine Ausdrucksform der gegenstandlosen Kunst und orientiert sich oft an geometrischen Grundformen oder mathematisch fundierten Konstruktionen. Der Künstler konstruiert ein Bild oder eine Skulptur, wobei die Maßeinheiten, d.h. die Relationen der Elemente exakt vorgegeben sind.
Das „Ziel ist eine Kunst zu schaffen, die den Bedingungen einer wissenschaftlichen und technischen Zeit entspricht und den in ihr lebenden Menschen ein entsprechendes ästhetisches Erleben zu vermitteln.“ (https://bit.ly/3syQI0S) Naturalistische Nachbildungen werden deshalb abgelehnt.
Seinen Ursprung findet der Konstruktivismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Russland und wurde, teilweise politisiert, Merkmal der russischen Avantgarde. Abgesehen von seinem russischen Ursprung, wurden auch Künstlervereinigungen wie der niederländische De Stijl, das Bauhaus und die Konkrete Kunst (Zürcher Konkrete) vom russischen Konstruktivismus beeinflusst. Die auf der sowjetischen Ausgangsbasis aufbauende Strömung wird analytischer Konstruktivismus genannt.
Der Künstler Friedhelm Tschentscher wurde 1936 in Hofgeismar geboren.
Nach einer Bildhauerlehre (1958) studierte er in den Jahren 1960 - 64 an der Hochschule für bildende Künste in Kassel und war von 1966 bis 1996 als Kunsterzieher tätig. „Im Zentrum der Recherche des Künstlers stehen die Grundfragen von Raum, Form und Material. So sind seine Werke stets streng konstruiert und beruhen auf den stereometrischen Grundformen von Kugel, Quader, Würfel und Zylinder, wie bereits in seiner frühen Werkgruppe der lichtdurchfluteten Acrylglasobjekte der 1970er Jahre.
Dort, wo diese stereometrischen Körper aufeinander treffen, entstehen Schnittkanten und -flächen unterschiedlicher Art, Brechungen und Biegungen, die immer neue Konstellationen eingehen und so zu einer enormen Variationsbreite führen. Viele seiner Skulpturen sind vergleichsweise klein und "handlich" - wobei Friedhelm Tschentscher mit ganz unterschiedlichen Werkstoffen operiert, wie Holz, Bronze, Stahl, Granit und Marmor.“(https://bit.ly/3D5eEOk)
Redaktion: Hannah Jonzyk