Artikel in Bearbeitung
Unbekannter Künstler, zwei "Seelöwen", 1931, Kunststein
Neuaufstellungen 2005 und 2009
Saarlouis und Saarlouis-Fraulautern, Peter-Neis-Brücke
Beim Passieren der Peter-Neis-Brücke über die Saar zwischen der Saarlouiser Innenstadt und Fraulautern begegnet man seit einiger Zeit zwei weißen Tierfiguren. Auf jeder Uferseite steht am Brückenkopf ein Postament mit der Plastik eines allgemein als "Seelöwe" bezeichneten Tieres. Der "Seelöwe", der auf Saarlouiser Seite Richtung Fraulautern schaut, ist die naturalistische, ungefähr lebensgroße Darstellung eines Seelöwen, eines Tieres aus der Familie der Ohrenrobben. Es sitzt mit erhobenem Oberkörper auf trockenem Land, hat die Hinterflossen unter den Leib gedreht und stützt sich mit Brust und Vorderflossen auf Felsgestein. Hingegen ist der "Seelöwe", der auf Fraulauterner Seite Richtung Saarlouis blickt, das Bildnis eines Fabelwesen. Es ruht mit gleichfalls erhobenem Oberkörper in wogendem Wasser; elegant breitet das geschuppte, fischmäulige Wesen seine großen Vorderflossen über die Wellen und schlägt den langen Fisch- oder Drachenschwanz um seinen Leib.
Der "Seelöwe" auf der Saarlouiser Seite wurde im Jahre 2005 an seinen jetzigen Standort gebracht. Zuvor hatte er lange an einer wenig beachteten Stelle im Saarlouiser Stadtgarten gestanden. Die Initiative für die Neuaufstellung an der Peter-Neis-Brücke ging von dem Arbeitskreis "Freunde von Alt-Saarlouis" aus, wurde von der Stadt aufgegriffen und vom städtischen Bauamt ausgeführt. Als einige Zeit später das Freibad im Stadtgarten geschlossen und die Badeanstalt abgerissen wurde, konnte auch das jetzige Fraulauterner fabelhafte Wassertier, das Jahrzehnte lang seinen Platz neben dem großen Schwimmbecken inne hatte, auf die Peter-Neis-Brücke umziehen.
Damit sind nach über 60 Jahren zwei von ehemals vier Tierfiguren wieder an ihren fast anfänglichen Aufstellungsort zurückgekehrt. Denn ursprünglich standen sie an der Fraulauterner Brücke, die während der Mandatszeit des Saarlandes errichtet und im Oktober 1931 eingeweiht worden war. Darüber gibt eine im Jahre 1940 verschickte Ansichtskarte "Saarlautern – Saarbrücke" Auskunft, die ein Foto der Fraulauterner Brücke zeigt. Mit drei parabelförmigen Bögen überquerte sie die Saar. An den Brückenköpfen sprangen die Brüstungen aus und bildeten vier kleine rechteckige Plätze, die jeweils mit einer Tiergestalt auf Postament geschmückt waren. Die Figuren waren so angeordnet, dass sie paarweise die auf die Brücke zukommenden Passanten begrüßten. Entgegen der heutigen Aufstellung blickten die Tiere also jeweils auf den Ort, an dessen Ufer sie standen. Da die Fotopostkarte eine Total-Ansicht der Brücke wiedergibt, sind die Tiergestalten nicht im Detail zu erkennen.
Die Brücke wurde 1944 gesprengt. Zwei der vier Tierfiguren wurden nach dem Krieg geborgen und in den Stadtgarten transloziert. Der Verbleib der beiden anderen ist unbekannt.
Es stellt sich die Frage, wie die beiden verschollenen Exemplare aussahen. Hier konnte der Verein für Geschichte und Heimatkunde Saarlouis-Fraulautern mit Fotos aus der Vorkriegszeit weiterhelfen. Die Fotos lassen erkennen, dass die eine Plastik die naturalistische Darstellung eines Walrosses, also einer weiteren Robbenart, war und die andere das Bildnis eines zweiten Fabelwesens mit Rückenflosse und Fisch- oder Drachenschwanz in wogendem Wasser und einem nach oben gereckten Kopf, der an einen Delphin erinnert. Anhand der Fotos lässt sich auch die ursprüngliche Aufstellung der vier Tiergestalten rekonstruieren: Die beiden fabelhaften Wasserwesen standen auf dem Saarlouiser, die beiden naturalistisch wiedergegebenen Robbenarten auf dem Fraulauterner Ufer.
Indessen sind weitere Fragen offen. So beispielsweise die Frage nach dem Architekten der Fraulauterner Brücke, nach dem Bildhauer der offensichtlich als Kunst am Bau entstandenen Tierfiguren und nach ihrer Bedeutung. Es scheint recht beliebt gewesen zu sein, Skulpturen oder Plastiken von Tieren, die nicht der heimischen Fauna angehören, im öffentlichen Raum aufzustellen. Für das Saargebiet während der Mandatszeit lässt sich als Beispiel eine Gruppe von Krokodilen nennen, die der aus Sulzbach stammende Bildhauer Otto Häusser (1905-1979) für den Trinkbrunnen im Hof des Wendalinum-Gymnasiums zu St. Wendel schuf. In Hamburg wurden 1936 für den Ausstellungspark "Planten un Blomen" vier große Tierfiguren in Auftrag gegeben, neben zwei Eisbären waren das ein "Seelöwe" von Karl Opfermann (1891-1960) und ein "Walross" von Friedrich Wield (1883-1940), zwei Bildhauern, die der Hamburger Sezession angehörten. Wie der Zufall so spielt, wurde auch von den Hamburger Tierfiguren das "Walross" zerstört, während der "Seelöwe" eine Neuaufstellung im Hamburger Stadtpark fand.
Bibliografie und Quellen
Jo Enzweiler (Hg.): Kunst im öffentlichen Raum, Saarland, Band 4, Landkreis St. Wendel, nach 1945. In Vorbereitung
Oranna Dimmig
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