Ivica Maksimovic - Designer Werber Hochschullehrer
Ivica Maksimovic ist Designer, doch die Art seines Designs ist nicht leicht zu bestimmen. Er selbst bezeichnet sich als Werber, und innerhalb seiner Berufsgruppe ist dies auch eine übliche Selbstbezeichnung – und doch hat sie es nicht zur Würdigung als eigenständige Gattung gebracht, obwohl der historische Rahmen dieser Tätigkeit seit über hundert Jahren existiert. Michael Schirner – in vieler Hinsicht, auch vom Bildungsweg her großes Vorbild für Ivica Maksimovic – hat noch 1988 die Provokation eines Buchtitels "Werbung ist Kunst" gebraucht, um dem gestalterischen Anspruch der Werbung die nötige Würde zu verleihen. Das war genau ein Jahr, bevor Ivica Maksimovic an der neugegründeten Hochschule der Bildenden Künste Saar auf eine Professur mit der Lehrbezeichnung "Kommunikationsdesign" berufen wurde, die wohlweislich nicht mehr, wie in den 1960er Jahren, "Grafik-Design" oder auch, wie in den 1970er Jahren, "Visuelle Kommunikation" hieß. Die Bestimmung der Qualität eines Designers im Rahmen einer Publikationsreihe zur Kunst im Saarland muss also einmal mehr die alten Pfade der Gattungsbestimmungen verlassen, denn Ivica Maksimovic gehört seit mehr als zwei Jahrzehnten sicher zu den wichtigsten Gestaltern dieser Region und darüber hinaus.
Begonnen hat Ivica Maksimovic mit dem Zeichnen, zunächst ganz selbstverständlich als Drolerie in Schulheften, auf Büchern und anderen Alltagsmaterialien, die ihm unter die Finger kamen. Gleichzeitig wuchs das Interesse an den Vorlagen, die den Drang zum Zeichnen auslösten: Der Junge begann, sich für Anzeigen und Werbefilme zu interessieren. Erstere fanden sich am Beginn der 1960er Jahre zuhauf in Illustrierten und Magazinen, die es wiederum zuhauf gab; letztere liefen als Vor- und Begleitprogramm im Kino und waren umso besser, je schneller sie die Aufmerksamkeit der sich eher mit sich selbst beschäftigenden Besucherinnen und Besucher auf sich zogen. In seiner Erinnerung hat das von Charles Wilp fotografierte Ei mit der Heckansicht des VW 1200 – 1963 war "Käfer" noch eine in Wolfsburg verpönte Bezeichnung – bei Ivica Maksimovic den Wunsch ausgelöst, selbst einmal Ähnliches zu schaffen. Da war er neun Jahre alt und eben aus Jugoslawien ins Saarland gekommen. Passenderweise war genau diese Anzeige auch der Beginn einer neuen Kampagne für das etwas ältere Auto, und mit genau dieser Werbung setzte das moderne Image des heute zweitgrößten Automobilbauers der Welt ein.
Das zweite Medium, das den jungen Ivica Maksimovic begeisterte, war der Film und mit ihm das Erzählen von Geschichten. Auch hier gibt es aus jungen Jahren eine überlieferte Prägung, die die zwiespältige Inauguration junger Menschen in die bundesrepublikanische Gesellschaft samt ihrer Ökonomie widerspiegelt: Ab 1963 produzierte Charles Wilp die schon länger laufende Serie von Werbefilmen für Puschkin-Wodka mit dem Londoner Schauspieler Hans Meyer – als "Frank S. Thorn" – neu, was den jungen Ivica Maksimovic damit konfrontierte, sich für ein Produkt zu engagieren, das er noch nicht konsumieren durfte. An den kurzen Filmen interessierten ihn die völlig überdrehten Geschichten und die Nonsense-Texte, die sie begleiteten; aus heutiger Sicht war dies reine Pop-Kultur, wie sie sich in unendlich vielen Liedtexten der Beatles und anderer Gruppen spiegelte, aber auch in der unendlichen Reproduktion alltäglicher Vorlagen in der Kunst von Andy Warhol und Robert Rauschenberg. Zeichnen, Film und Geschichten-Erzählen werden sich fortan in den unterschiedlichen Tätigkeiten des Designers Ivica Maksimovic immer wieder neu mischen.
Ivica Maksimovic besucht in den Jahren 1976 und 1977 die Grundlehre von Oskar Holweck am damaligen Fachbereich Design der Fachhochschule des Saarlandes. Einige Kommilitonen dieses Kurses überreden ihn, gemeinsam mit ihnen nach diesem ersten Jahr an die Fachhochschule Darmstadt zu wechseln, wo er vor allem bei Peter von Kornatzki studiert, von dem er auch im April 1980 sein Diplom erhält. Direkt anschließend arbeitet er als Art Director in der legendären Agentur GGK in Düsseldorf – selbst eine rare Kombination aus Kunst, Design und Geschäftssinn – mit dem ebenfalls legendären Michael Schirner als Kreativdirektor. Dass Schirner seinen eigenen Studienweg auch von Saarbrücken aus genommen hatte, 1962 und 1963 in der Grundlehre bei Oskar Holweck, erfuhr Ivica Maksimovic erst Jahrzehnte später. Mit Schirner arbeitete er an der Werbung von IBM und anderen großen Marken, und schon ein Jahr später wurde seine Arbeit im Jahrbuch des Art Directors‘ Club erwähnt, dort noch als Grafiker.
Wie immer bei den jungen Kreativen der Werbebranche, wird aus der ersten Auszeichnung schnell ein neues Jobangebot, und Ivica Maksimovic wechselt zu Lürzer, Conrad und Leo Burnett nach Frankfurt am Main; auch hier hagelt es alsbald Preise, vor allem für die Kampagne zum Fiat Panda, die der Art Director mit dem Fotografen Michael Ehrhart realisiert. Noch eine kurze Zeit bei der Frankfurter Groß-Agentur Young & Rubicam – durch den legendären Kreativdirektor Paul Maenz früh mit der bildenden Kunst verbunden, wovon in den 1980er Jahren aber kaum noch etwas zu bemerken war –, und Ivica Maksimovic geht wieder nach Düsseldorf zurück, wo er zunächst Kreativdirektor, später Mitglied der Geschäftsleitung der RSCG, Butter, Rang GmbH, wird. Werner Butter kann mit Fug und Recht wohl als der beste Texter bezeichnet werden, den die deutsche Werbung je hatte – von ihm stammen unzählige Slogans, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind, ohne dass sich noch Irgendjemand der vorherigen Funktion als Werbung erinnert: "Da weiß man, was man hat" galt zunächst für Volkswagen, dann für Persil, und schließlich ist es die Hymne aller Hausbesitzer geworden. Auch mit Butter gab es ausgezeichnete Kampagnen, angefangen mit der für Club Mediterranée und Citroën, dann vor allem für die Zeitschrift "Das Beste" und für die SPD, beide groß im Jahrbuch des Art Directors‘ Club von 1989 vorgestellt.
Zum Wintersemester 1989 wird Ivica Maksimovic an die neu gegründete Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken als Professor für Kommunikationsdesign berufen, wo er mit den bereits an der Fachhochschule des Saarlandes lehrenden Grafikern Diethardt Adt und Heinrich Popp für eine völlige Neuausrichtung der designerischen Kompetenz visueller Gestaltung sorgt. Bis 1979 hatte Robert Sessler an den Vorgänger-Institutionen der HBKsaar die grundlegende Ausrichtung des grafischen Arbeitens an der Wirtschaftswerbung betrieben; nun erweitert Ivica Maksimovic das Spektrum der Lehre um die Ebenen der Konzeption, des bewegten Bildes in Film und Video sowie um die Einbeziehung von Sprache, Klang und Musik. Ganz im Sinn der Gründungskonzeption der HBKsaar mit ihrer Integration von Design und Kunst finden sich im Unterricht immer wieder Elemente einer autonomen Konzeption von Kunst, die sich erst in späterer Vermittlung als designerisches Konzept niederschlagen. Diese Lehre spiegelt sich auch in den vergebenen Diplomthemen wieder, die bis dato "Signet eines Kunstgewerbegeschäfts" oder "Visuelles Erscheinungsbild eines Einrichtungshauses" geheißen hatten, nun aber in Umfeldern von "Alte Märchen – Neue Kommunikation", "We will realise sometime" oder einfach "Smartweb" aufgehen. Die strikte Projektausrichtung des Saarbrücker HBK-Unterrichts kommt Ivica Maksimovic ebenfalls sehr zugute, denn neben seiner Lehre praktiziert er weiterhin als Werber, nun mit einer eigenen Agentur.
"Es war ein Mittwoch, so gegen Nachmittag. Eigentlich hatten wir an diesem Tag überhaupt nicht vor, eine Agentur zu gründen, da klingelte das Telefon. Telefon: ‚Hallo, hier Braun. Wollt Ihr uns helfen?‘ Wir: ‚Äh – ja.‘" So wird auf der ersten Seite des kleinen Katalogs zum fünften Jahrestag von Maksimovic & Partners (Meine schönsten und besten Ideen Maksimovic&Partners. Aufzeichnungen und Geschichten zwischen 1989 und 1994. o. O., o. J.) die Gründung des Unternehmens beschrieben. Die Agenturgründung – mit Sondererlaubnis zunächst in den Unterrichtsräumen der HBKsaar, bald aber in der Saarbrücker Johannisstraße unterm Dach – ist aber nicht nur eine typische Unternehmenshistorie, bei der ein scheidender Geschäftspartner seine Kunden aus der alten Agentur mitnimmt. Sondern mit dieser ersten Kampagne wird ein eigenes Kapitel Wirtschaftsgeschichte geschrieben: Zum ersten Mal wird ein Abverkauf nach Beendigung der Produktion beworben, und das von einem extrem hochwertigen Konsumgut. Immerhin ist der Lagerbestand binnen kürzester Frist verkauft, und die Kampagne erhält diverse Auszeichnungen. Sie ist in mehrfacher Hinsicht für den Designer Ivica Maksimovic typisch: Eine kleine Skizze der Konzeption wird erarbeitet, dann ins Team gegeben, von dem aus der Texter – in diesem Fall wie in vielen späteren ist es Ono Mothwurf, den Maksimovic aus der Zusammenarbeit mit Butter kannte – und der Fotograf – hier wie schon früher bei Young & Rubicam der Frankfurter Michael Ehrhart, bis heute einer der besten und bekanntesten Werbefotografen Deutschlands – ausgesucht und mit dem Briefing der Kampagne versorgt werden. Alles bleibt, wie auch im Unterricht von Ivica Maksimovic, völlig offen; das endgültige Ergebnis entsteht im Prozess des Machens selbst. Dazu gehört eine Eigenschaft, die den Werber von anderen Designer-Berufen unterscheidet: das unbedingte Vertrauen in die zuverlässige Zusammenarbeit auf der Basis eigenständigen Denkens. Im Fall der Braun-Kampagne sieht die Skizze einen nicht näher bezeichneten, aber an der Rückwand abgeschlossenen Raum vor – so zumindest lässt sich ein zeichnerisches Kürzel neben dem Textraum interpretieren. Der Fotograf Michael Ehrhart macht daraus eine recht komplexe Raumkonstruktion mit schrägem Lichteinfall, der ein Dachfenster simuliert, und einem schrägen Balken, der rechts oben in den Bildraum ragt, das Ganze zudem in leichter Schrägansicht aus niedriger Höhe über einen edlen Parkettboden hinweg gesehen. Umso kompakter wirkt die beworbene Stereoanlage, die auf den ersten drei Bildmotiven komplett gezeigt wird, während in der letzten Anzeige allein zwei Lautsprecher zu sehen sind, da die vorhandenen Bestände an Stereoanlagen aufgebraucht sind. Die Anlage selbst bleibt winzig im Verhältnis zum großen Raum und kaum zu erkennen – das Produkt ist ohnehin gut bekannt und muss selbst nicht mehr beworben werden. Die plakative Schrift der Headline ist mittelsymmetrisch gesetzt, fett und gesperrt in einer serifenlosen Grotesk; die Laufschrift der Erläuterungen bleibt im Flattersatz und kurzen Abschnitten gegliedert wie eine wichtige Notiz, die schnelles Handeln impliziert.
Kein Wunder, dass diese Kampagne einen anderen Hersteller animiert, der noch Geräte produzieren und verkaufen möchte: Siegfried Amft im westfälischen Herford besitzt eine kleine Manufaktur für hochwertige Stereoanlagen, die unter dem Markennamen T + A verkauft werden. Für diese Manufaktur werden insgesamt sechs Anzeigenkampagnen entworfen und realisiert, die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre nicht nur in Fachzeitschriften, sondern auch in Magazinen wie "DER SPIEGEL" und "stern" erscheinen. Wieder dient eine kleine Skizze von Ivica Maksimovic als Grundlage: Sie zeigt den Riegel eines Verstärkers oder Wiedergabegeräts von T + A, darauf einen Gegenstand, der sowohl ein angebissener Apfel als auch ein ebenfalls angebissener Hamburger mit Pommes Frites als auch ein Kopf voll krauser Gedanken sein könnte, jedenfalls insgesamt als vermenschlichtes Lebensmittel erscheint. Die gesamte Werbung spielt denn auch einmal mehr mit dem Kontrast eines ungeheuer teuren Luxusartikels und den Kosten des einfachen Lebensunterhalts; diesmal ist der Text noch etwas frecher und die Abbildung noch etwas lakonischer, zudem alles auf den weißen Grund des Trägerpapiers in Zeitschrift und Magazin gestellt. Wieder ist Ono Mothwurf der Texter, meist auch Michael Ehrhart der Fotograf, aber inzwischen gesellen sich Illustratoren und Designer/innen hinzu, und immer mehr Menschen im Team stammen aus dem eigenen Unterricht an der HBKsaar.
Der Unterricht manifestiert sich zudem in einer ganz anderen Hinsicht und richtet den Werber neu aus: Es gibt keine Lehre im sozialfreien Raum, gerade auch an einer Kunstakademie nicht. Das Soziale und das Politische greifen alltäglich in die lehrende Kommunikation ein, und das hinterlässt auch bei einem so stringenten Werber wie Ivica Maksimovic tiefe Spuren.
Ab Mitte der 1990er Jahre werden mit werbenden und konzeptionellen Maßnahmen aus der Agentur Maksimovic & Partners die Stadtwerke von Saarbrücken auf neue Zeiten eingeschworen: Nicht mehr Energie verkaufen, sondern weniger, und dies am besten noch mit einer Produktion aus nachhaltigen Grundlagen heraus. Wieder gibt es eine minimale, geradezu minimalistische Ideenskizze von Ivica Maksimovic: Ein Brennglas in der Hand ragt von links in den Bildraum hinein und setzt rechts einen kleinen Quader – sicher ein Stück Holz, ohne dass dies durch Schraffur oder Musterung angedeutet wird – in Brand, der wiederum durch eine klassische Rauchwolke angedeutet wird. Klar eine Miniatur aus dem Repertoire der Denkbilder, die sich seit der Allegorie des 17. Jahrhunderts und ihrem Medium, der auf einfachen Blättern vertriebenen Druckgrafik, in allen Köpfen festzusetzen begannen; Ivica Maksimovic kannte diese Bilder sicher in ihrer zweiten Vermittlung durch die Surrealisten der 1920er Jahre, die wie René Magritte in solchen Bildern Unmögliches machbar erscheinen ließen.
Mindestens drei Kampagnen wurden von der Agentur Maksimovic & Partners lanciert; alle drei spielen weiterhin mit einem provokanten Text, einem eher kleinen Sinnbild oder Symboldbild sowie mit einer gediegenen, dem Textfluss und damit der Argumentation dienenden Schrift wie Grafik. Das ursprüngliche Symboldbild vom Brennglas wurde in keine der drei Reihen übernommen, aber die Form des kleinen, mehrfach – unter anderem mit einer Ausschneide-Kante – gerahmten Bildes bleibt in der ersten Kampagne erhalten. Die folgenden Motive werden eher als Bilder abgewertet – etwa durch die Erscheinung als Fotokopie –, doch dafür textlich verknappt, sodass die Symbolik des Anrufs an die Betrachter verstärkt wird.
Maksimovic & Partners betreten für die zweite Stadtwerke-Kampagne zudem technisches Neuland: Die gerade sehr beliebten, hinterleuchteten Plakate an Bushaltestellen – im Jargon der 1990er Jahre "City-Lights" – werden so umgeformt, dass bei Tag und Nacht leicht unterschiedliche Motive sichtbar werden: Tags im Auflicht scheint die Sonne, nachts im Neonlicht scheint der Mond. Denselben Effekt hatte schon der Fotografie-Erfinder Jacques L.M. Daguerre um 1830 in seine Dioramen eingebaut; der Erfolg ist 160 Jahre später immer noch genau so groß, weil in der Agentur nachgefragt wurde, wie man immer so schnell umplakatieren könne.
Die Stadtwerke bleiben Kunde, hinzu kommen nahezu sämtliche öffentlichen Auftrag- und Arbeitgeber des Saarlandes, von einzelnen Ministerien mit einzelnen Aktionen bis zum gesamten Erscheinungsbild der saarländischen Regierung, das bereits mehr als ein Jahrzehnt in Gebrauch ist und noch immer nicht verbraucht erscheint. Wieder liegt dies an einer minimalistischen Design-Entscheidung: Das Saarland braucht kein Logo, es reicht eine blau unterlegte Wortmarke, jeweils in der Ecke einer Grundfläche. Diese Marke funktioniert mit ihrer weißen Unterzeile im schwarzen Rahmen, die nötigenfalls auch einmal das Staatswappen trägt, zugleich als Türschild – in jedem Medium, von der realen Tür über den Briefkopf bis ins Internet. Jenseits dieser Wortmarke in der moderat modernen Type Frutiger ist jedes Ministerium frei in der Farbwahl wie in der Ausgestaltung wichtiger Elemente der Selbstdarstellung. Entstanden ist so ein System, das zwar eine funktional trockene Wiedererkennung des großen Ganzen, also des Bundeslandes, garantiert, aber dem einzelnen Anlass genügend Raum zur eigenen Präsentation bietet – sicherlich der genaue Gegensatz zur offiziellen Staatsgrafik mit ihren Pathosformeln aus Mittelachse, großem Staatssymbol und goldener Schrift. Nicht erstaunlich, dass bereits die dritte Regierung in Folge dasselbe Erscheinungsbild verwendet, nach wie vor in allen verfügbaren Medien gleichermaßen.
"‘Das Netz ist modern. Die Stadtwerke auch,‘ sagten die Stadtwerke. Na gut, dachten wir, bringen wir sie doch einfach zusammen." Was Ivica Maksimovic so lakonisch im ersten Fünfjahres-Überblick seiner Agentur beschreibt, entspricht einer veritablen technischen Revolution mit sozialem Widerhall von enormer Größe; und die Agentur Maksimovic & Partners war von Anfang an dabei. Internet-Auftritte waren eine neue Form der Creative Direction, alles Andere als schlichte Übernahmen der Papiergrafik auf das Bildschirmformat. Viel externe Programmierung war nötig, und mit einer kleinen Zeichnung ließen sich Web-Sites nun nicht mehr konzipieren. Das abstraktere Arbeiten in Programm-Abläufen wird für Ivica Maksimovic Mitte der 1990er Jahre zur parallelen Konstante sowohl im Unterricht an der HBKsaar – sicher auch befördert durch diverse Gastprofessuren aus dem digitalen Kunstbereich – als auch in der eigenen Agentur.
Höhepunkt dieser Zusammenführung dürften die "Drei Tage mehr Licht" der Saarbrücker Stadtwerke im Juni 1999 gewesen sein, bei der sich die gesamte Netzkultur-Prominenz jener Jahre von Paul Virilio und Friedrich Kittler bis Peter Weibel ein Stelldichein gab – und die grafische Ausstattung kam selbstverständlich von Maksimovic & Partners.
Corporate Identities werden am Ende der 1990er Jahre ein wichtiger Teil des Kerngeschäfts von Maksimovic & Partners; Kunden sind Banken – darunter für das gesamte Erscheinungsbild die neu gegründete Genossenschaft "Bank 1 Saar" – und Consulting Firmen, aber auch Architekten, Fotografen und ein "Institut für westliche und traditionell chinesische Medizin". Die Grafik dieser Aufträge wird zunehmend von ehemaligen Studierenden Maksimovics übernommen, etwa Sabine Wilhelm, Rita Thinnes oder Undine Löhfelm, später auch Isabel Bach. Von außen kommt Patrick Bittner hinzu, der alsbald auch Lehraufträge an der HBKsaar übernimmt. Auch wenn Michael Ehrhart weiterhin fotografische Aufträge für die Agentur abwickelt, so werden doch zunehmend alle wichtigen Fotografen des Saarlandes beschäftigt, darunter Andrew Wakeford und André Mailänder; mit Sven Paustian kommt noch ein Fotograf aus Pirmasens hinzu. Texte werden zunehmend von Germaine "Frau" Paulus übernommen oder von den Kunden beigesteuert. Insgesamt stellt Maksimovic & Partners um die Jahrtausendwende eine echte Full-Service-Agentur mittlerer Größe dar.
Nach den Auszeichnungen durch diverse Branchen- und Berufsverbände wird um diese Zeit Ivica Maksimovic selbst auch zum gefragten Juror; 1999 ist er sowohl beim Jugendwettbewerb "sushi" des Arts Directors‘ Club Deutschland als auch beim Bund Freischaffender Fotodesigner dabei und verfasst für die entsprechenden Kataloge oder Jahrbücher auch noch launige Vorworte, die hinter den flotten Zeilen jedoch auch sehr klar ein Konzept zwischen Design und Kunst erkennen lassen: Auf die ebenso rhetorische wie dennoch ernste Frage, warum es keine Werbe-Design-Popstars gebe, antwortet er nach einem kurzen Vergleich zu Frankreich mit der Beobachtung: "vielleicht hängt es damit zusammen, dass die deutsche werbung noch keinen kulturstatus hat. sie wird von jedem kulturredakteur als schmuddelkind angesehen, obwohl sie die alltagskultur mehr prägt als eine aquarellausstellung in einer bank. aber was nicht ist, kann ja noch werden." Für Ivica Maksimovic ist immerhin der Kulturstatus erreicht, dass er innerhalb seiner Branche, als Werber unter Werbern, hohe und höchste Anerkennung genießt.
Die Jahre nach der Jahrtausendwende sind für die HBKsaar eine schwere Zeit. Die staatlichen Gründungszuschüsse der ersten zehn Jahre sind weggefallen, die zahlreichen Extras und offenen Strukturen der Aufbruchzeit müssen in ein geordnetes Fahrwasser geleitet werden – und dazu war der Eine oder Andere aus der Hochschulleitung nicht mehr unbedingt bereit. Schon werden in der saarländischen Öffentlichkeit Stimmen laut, die den Sinn und Wert einer Kunst- und Designhochschule im Universitätsrang anzweifeln. In dieser Situation und nach einem Interregnum des Grafik-Professors Diethardt Adt wird Ivica Maksimovic im Jahr 2004 zum Rektor gewählt und führt anschließend die HBKsaar für neun Jahre. Während dieser Zeit wird die HBKsaar grundlegend modernisiert: Die alte und unselige Dichotomie von Kunst und Design fällt weg; die intermediären Studiengänge werden aufgewertet; neue Studienordnungen können eingeführt werden, die nach internationalen Standards sämtliche Abschlüsse europäischer Kunsthochschulen anbieten. Ivica Maksimovic holt als Rektor große Wettbewerbe mit hohen Preis-Auszeichnungen an die HBKsaar und ermöglicht die gleichberechtigte Teilhabe der HBKsaar an bundesweiten Ausstellungen und Präsentationen. Von 2009 bis 2011 ist er zudem Vorsitzender der Kunsthochschulrektoren-Konferenz und damit wichtigster politischer Vertreter dieser Ausbildungsform in Deutschland.
Diese vielfältigen Verpflichtungen bedeuten jedoch nicht, dass Ivica Maksimovic die Arbeit in und an seiner Agentur vernachlässigt. Wenn alle zwei Jahre der Staatspreis für Design ausgelobt wird, muss sich im Kommunikationsdesign die gesamte Konkurrenz ausschließlich an der Agentur Maksimovic & Partners messen lassen – es sei denn, die Konkurrenz besteht aus ehemaligen Studierenden und Mitarbeiterinnen.
Die Corporate Identity der Universität des Saarlands – mit freundlicher Verbeugung vor dem alten Logo von Robert Sessler, das in alle Formen einbezogen wurde – und die Kampagne "Saarland extrem" gewannen in den letzten Jahren zu Recht mehrfach Preise, aber auch diverse Sozial-Kampagnen wie das Engagement für den Ausländerbeirat und andere Gemeinwesenprojekte der Stadt Saarbrücken oder die Azubi-Werbung eines mittelständischen Bauunternehmens sind immer wieder ausgezeichnet worden. Selbstverständlich bleibt die unternehmensbezogene Kommunikation ein weiteres Hauptfach der Agentur, wie das Corporate Design des Chemiekonzerns Goldschmidt oder die Corporate Identity der Unternehmerberatung SIPA belegen mögen. Ökologische Themen werden jedoch ebenfalls wichtig, und auch das große Lottoglück sollte Ivica Maksimovic immer wieder einmal ein Plakat wert sein.
Mit all den konzeptionellen Verpflichtungen hat der Designer Ivica Maksimovic gelegentlich einen großen Drang zu eigenem Entwerfen verspürt, und so hat er im Windschatten des großen Agenturgeschäfts auch kleine, spielerische Ideen entwickelt. Sie werden als Eigenwerbung der Agentur oder als Weihnachtsgeschenke vergeben, sind Einwickelpapiere oder gläserne Objekte wie die "Milchgespenster" für den Hersteller Ritzenhoff oder "Medusa" als eine von "Goethes Frauen" in der Reihe von Glaskunst Lauscha. Damit schließt sich auch ein historischer Kreis: Wer sich mit der designerischen Arbeit von Bauhaus-Absolvent/innen beschäftigt, wird gerade im Bereich der Agentur-Kommunikation etwa eines Herbert Bayer oder eines Joost Schmidt bemerken, dass die besten, weil gestalterisch anspruchsvollsten Arbeiten zur Eigenwerbung der Agentur dienten; das passt sicher auch zu "Meine schönsten und besten Ideen" und zu "Maksimovics Reisen", den Jahrbüchern der Agentur. Und wer Ivica Maksimovic fragt, wie er mit der ungeheuren Breite von Aufgaben und Anforderungen klarkommt, die im Doppelleben als Hochschullehrer (wie -rektor) und Designer angelegt sind, wird freundlich und bestimmt auf den alltäglichen Sport des Menschen Ivica Maksimovic verwiesen: den Marathonlauf. Und der war schon immer die Königsdisziplin der Olympischen Spiele.
Rolf Sachsse
Homepage www.maksimovic.de
Quelle
Readaktion: Ursula Kallenborn-Debus
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: