Wissensdurst und Entdeckerlust, ein Gespür für räumliche Qualitäten und architektonische Wirkungen, verbunden mit der Freude am Malen, Basteln, Modellieren zeichneten schon das Kind Dieter Heinz aus. Diese Eigenschaften treiben ihn sein Leben lang um. Hinzu kam eine unbändige Liebe zur Musik, die im Elternhaus gepflegt wurde. Der Vater – Pfarrer an der Ludwigskirche in Saarbrücken – spielte ausgezeichnet Klavier und komponierte selbst. Wie seine beiden Geschwister lernte Dieter Heinz ein Instrument – die Geige. Daraus erwuchs seine spätere Freizeittätigkeit, die Berufswahl jedoch galt der Architektur. Er studierte in Karlsruhe bei Egon Eiermann. Sehr schnell kam er auch mit dem dortigen Bauhistoriker Prof. Arnold Tschira in Kontakt, der sein Interesse an der Bauaufnahme förderte und praktische Hinweise gab.
Auch seine Forschungen über den Barockbaumeister Friedrich Joachim Stengel lassen sich auf Kindheitserlebnisse zurückführen. So gelang ihm die genaue Feststellung der im 18. Jahrhundert von Friedrich Joachim Stengel genutzten Schuh- und Zollmaße.
Prägend war, nach seiner Rückkehr aus der Evakuierung, der Eindruck vielfacher Zerstörungen. Dieter Heinz kam zurück in eine Stadt, deren Ludwigskirche und Ludwigsplatz er so genau kannte, deren Altstadtwinkel und barocke Häuser er noch unzerstört erforscht hatte, deren Geschichte ihn faszinierte. Jetzt begann er nach erhaltenen Spuren zu suchen, in den Ruinen zu graben, sie mit eigens entwickelten Instrumenten aufzumessen und das Gefundene zu zeichnen. Er baute ein Modell der Ludwigskirche, das heute im Architekturmuseum in Frankfurt steht. Der Wiederaufbau der Platzpalais und auch die Rekonstruktion der Ludwigskirche im Inneren – Emporen und Orgel – erfolgten Jahre später nach seinen damals angefertigten Plänen.
1958 stellte ihn Baudezernent Dr. Hans Krajewski als städtischen Denkmalpfleger ein. Viele Jahre wurde die Denkmalpflege der Stadt Saarbrücken als eigenständiges Amt geführt. Als es gegen seinen Rat in das Stadtplanungsamt überführt und damit weisungsgebunden wurde, prozessierte Dieter Heinz vergeblich dagegen. Heute ist es gänzlich aufgelöst.
Zunächst aber war diese Anstellung sicherlich ein Glücksfall, konnte er dabei doch seine begonnene Spurensuche fortsetzen. Die Erforschung z. B. des Ludwigsparks, der barocken Sichtachsen oder die Vor-Ort-Rekonstruktion des Neunkircher Schlosses fallen in die 1950er und 1960er Jahre, wurden aber später fortgeführt. Auch mussten viele alte Kirchen restauriert und den geänderten Gegebenheiten in der Gestaltung der Altarbereiche angepasst werden.
Die erste große Aufgabe in Saarbrücken fand Dieter Heinz 1958 in der wichtigen Ausstellung "Du und Deine Stadt". Er betreute sie gemeinsam mit Professor Robert Sessler, der für die Gesamtkonzeption verantwortlich zeichnete. Nie wieder fand eine solche Ausstellung, die Geschichte, Gegenwart und Zukunft Saarbrückens unter städtebaulichen, architektonischen und weit gespannten kulturellen Aspekten zeigte, statt.
In den kommenden Jahren galt es so manches zu verhindern, etwa den Bau der Stadtautobahn oder den schon genehmigten Abriss der Bergwerksdirektion und ihren Ersatz durch ein Kaufhaus. Damals gelang es. Später schaltete er sich in die Diskussion um die Rekonstruktion des Saarbrücker Schlosses ein. Vieles davon fand Eingang in Veröffentlichungen, in Dia-Serien und Videofilmen.
Dieter Heinz baute ein umfangreiches, akribisch geführtes eigenes Archiv auf. Schmerzlich empfand er immer wieder die Vernichtung städtischer Archive.
Die Inanspruchnahme durch die Denkmalpflege ließ ihm kaum Zeit zur eigenen architektonischen Arbeit. Einzig der Bau des Elternhauses und das Projekt für eine Kirche in Schwalbach zeugen mit ihrer strengen Formensprache von seiner Ausbildung bei Egon Eiermann.
Breiten Raum nimmt seine Freizeit-Leidenschaft, das Modelltheater ein. Es handelt ich dabei nicht um ein "Pappschachtel-Theater", wie so mancher gemeint hatte, sondern um Theater im kleinen Maßstab, für das er in seinem Haus einen eigenen Raum einrichtete. Es gibt eine Bühne, Orchestergraben, drei ansteigende Sitzreihen mit 25 Zuschauerplätzen für geladene Gäste. Gespielt wird mit eigens dafür entwickelten 17 cm hohen Figuren, also im Maßstab 1:10. Sie werden durch Stäbe und Schnüre nach der von Schallplatten erklingenden Musik bewegt und können wie Sänger alle Hauptgesten ausführen. Für die Bühnenbilder ließ sich Dieter Heinz durch die Musik anregen. Er begann mit der Aufführung von Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel", im Laufe der nächsten Jahre folgten einzelne Akte aus Wagneropern. So konnte er seine künstlerischen Fähigkeiten mit der Liebe zur Musik in Einklang bringen. Seine Erfahrungen mit diesen Inszenierungen hat Dieter Heinz wissenschaftlich verarbeitet. Die Entdeckung der "optischen Leitmotive" fand in Fachkreisen internationale Anerkennung.
Fünfundzwanzig Jahre lang hat Dieter Heinz verantwortlich die Saarbrücker Hefte redigiert. Trotz eines sehr kleinen Etats konnten jährlich zwei Ausgaben erscheinen. Seinerzeit hatten sie eine weite Verbreitung, viele Artikel waren von hohem wissenschaftlichen Niveau.
Seit 1985 nahm Dieter Heinz einen Lehrauftrag wahr, zunächst an der Fachhochschule, Abteilung Design, dann an der neu ins Leben gerufenen Hochschule der Bildenden Künste Saar. Er lehrte dort unter ständig wechselnden Aspekten vor einem großen Hörerkreis das Fach "Kulturgeschichte". Architektur-, Bau- und Gartengeschichte wurden genauso wie musikalische oder historische Probleme angesprochen, Maß- und Proportionsgesetze aufgezeigt. Um die Spannweite anzudeuten, sollen einige Themen genannt werden: "Ausgewählte Gebiete der Denkmalpflege", "Zeitgenössische Architektur", "Maß und Harmonie am Beispiel hervorragender Großbauten der Neuzeit" oder "Die Kunst, einen Kaffeelöffel zu komponieren. Die Zusammengehörigkeit von Bild und Ton als Ideal im Musikdrama der Romantik". "Alltagskultur im Dritten Reich miterlebt" wie auch "Frau macht Geschichte" beschäftigten sich mit sozialhistorischen Themen während "Vom Abakus der Antike bis zum Computer der Neuzeit" wissenschaftsgeschichtliche Interessen berührte. Zu den meisten seiner Veranstaltungen gehörten Ortsbesichtigungen oder praktische Vorführungen mit aussagekräftigen von Dieter Heinz gezeichneten Tafelbilder. Immer hat er dabei versucht, auf die Interessen der Studenten einzugehen und sie so zu fördern. 1995 wurde er zum Professor ernannt und lehrte noch weitere zehn Jahre. Erst im Alter von 75 Jahren gab er diese Tätigkeit auf.
Marlen Dittmann
Erarbeitung von Planungsunterlagen
Redaktion: Marlen Dittmann, Claudia Maas
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: