Peter Paul Seeberger wird 1906 in Kaiserslautern geboren. Bereits der Vater, Johann Seeberger, ist als Architekt tätig. In Kaiserslautern besucht Seeberger zunächst die Volksschule und anschließend, von 1917 bis 1922, das dortige humanistische Gymnasium. 1922 bis 1924 ist Seeberger Praktikant im Maurer- und Zimmererhandwerk. Im Anschluss daran studiert er von 1925 bis 1928 am Technikum Kaiserslautern. Dort legt er im Mai 1928 sein Examen ab.
1929 bis 1933 arbeitet er als Architekt bei der Oberpostdirektion in Speyer. Von 1934 bis 1945 ist er als Architekt für das Luftfahrtministerium tätig. In diesem Zeitraum werden ihm immer größere und bedeutendere Bauaufgaben zugeteilt, bei deren Bewältigung er sein bis ins Alter charakteristisches und hoch gelobtes Organisationstalent unter Beweis stellt. Mit seiner Fähigkeit, die größten Bauaufgaben auch unter enormem Zeitdruck fristgerecht zu erstellen, seiner Zuverlässigkeit und seiner Fähigkeit, Großbaustellen perfekt zu organisieren, wird er für die Luftwaffe nahezu unverzichtbar und zum Major der nicht kämpfenden Truppe befördert. Seit 1940 trägt Seeberger die Dienstbezeichnung Regierungsbaurat auf Kriegsdauer. 1937 heiratet Seeberger Hildegard Margaretha Elisabeth Zuse, eine Innenarchitektin. Aus dieser Ehe gehen vier Kinder hervor. Auch der Sohn wird den Beruf des Architekten ergreifen. 1943 erhält Seeberger für seine Teilnahme an einem traditionsreichen Architekturwettbewerb den Schinkelpreis des Architekten- und Ingenieurvereins Berlin.
1945 beruft der Oberbürgermeister der Stadt Kaiserslautern Seeberger zum Städtischen Oberbaurat der Stadt Kaiserslautern. Peter Paul Seeberger wird mit der Leitung des gesamten Bauwesens der Stadt betraut. Er bekleidet dieses Amt bis 1947.
Dem Wunsch folgend, wieder in einem großstädtischen Arbeitsbereich tätig zu sein und sich beruflich erneut weiter zu entwickeln, bewirbt sich Seeberger im Juni 1947 um die Stelle des Stadtbaudirektors für die Bauverwaltung der Stadt Saarbrücken. Im Februar 1948 wird er zum Leiter des Hochbauamtes der Stadt Saarbrücken ernannt. Fortan trägt er den Titel "Oberbaurat der Stadt Saarbrücken". 1950 wird Seeberger zudem zum technischen Geschäftsführer der Saarbrücker gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft berufen. Seine Tätigkeit umfasst auch die Beseitigung der sehr großen Kriegsschäden und den Wiederaufbau der zerstörten Siedlungen. 1958 wird Seeberger zum Stadtbaudirektor ernannt.
1970 tritt er in den Ruhestand ein. 1971 verleiht ihm die Stadt Saarbrücken für geleistete treue Dienste den Wappenteller der Stadt. Peter Paul Seeberger verstirbt 1993 im Alter von 87 Jahren. Seine letzte Ruhestätte findet er auf dem Friedhof in St. Arnual in Saarbrücken, in unmittelbarer Nähe zu der von ihm errichteten Einsegnungshalle.
Sein Schaffen in Saarbrücken umfasst ein breites Spektrum öffentlicher Bauaufgaben, von Schulgebäuden, Einsegnungshallen, Zooanlagen, Rathausbau, bis hin zu Kleinbauten wie Trafostationen und sanitären Anlagen, sowohl Wiederaufbauten als auch Neubauten. Der Schwerpunkt Seebergers liegt auf Schulbauten. Seine Bauwerke sind als "Gesamtkunstwerke" zu verstehen.
Seebergers charakteristische Architektursprache verkörpern die Schulhausneubauten der Fünfziger Jahre. Sie weisen im Außen- und Innenbau sich entsprechende Gestaltungsprinzipien auf. Für den Außenbau sind dies unter anderem der Materialmix der Fassaden, insbesondere die Verwendung von Naturstein in Form von für Seeberger typischen Verkleidungen und der durch das Abgrenzungsprinzip bedingte, plastische Reliefcharakter der Fassaden. Noch stärker als den Außenbau kennzeichnen Materialreichtum, eine für die Fünfziger Jahre typische, spielerische Liebe zum Detail und Feingliedrigkeit die Innenräume der Schulgebäude: eine farbige, zum Teil graphische Gestaltung oder die Verwendung von Ziegelsteinmauerwerk für die Wände, Fußböden aus vielfarbigem Kleinmosaik in Streumuster oder Bruchmarmor in Form polygonaler Platten, farbig gefasste oder mit Mosaik verkleidete Rundstützen in den Klassenfluren, Stabholzverkleidungen an den Wänden, Blumenschalen und –fenster, Trinkbrunnen, dynamisch geschwungene Beleuchtungskörper und das den gesamten Baukörper bestimmende und gliedernde Farbschema. Prägnante Beispiele hierfür sind die Rodenhofschule in Malstatt, die Hohe-Wacht-Schule in St. Arnual und die Mügelsbergschule in St. Johann.
Die Mügelsbergschule (1952 bis 1962) ist ein Hauptwerk Seebergers. Das heutige Technisch-gewerbliche Berufsbildungszentrum Am Mügelsberg ist zum Zeitpunkt seiner Errichtung der größte Schulhausneubau der Stadt Saarbrücken. In ihrem Endausbau umfasst die Mügelsbergschule circa 92 751 qm umbauten Raum. In Form von Terrassen gleicht die Anlage Höhenunterschiede des Baugeländes von bis zu 12,50 m aus. Die lockere Bauweise der in der Höhe gestaffelt angeordneten Baukörper trägt den besonderen Geländebedingungen Rechnung. Kern der Anlage und städtebauliche Dominante ist der erste Bauabschnitt des Komplexes, bestehend aus dem sechsgeschossigen Hauptgebäude (Verwaltungstrakt A) mit Treppenturm, den Neben- beziehungsweise Klassentrakten I B und I C, sowie dem Haupteingang der Gesamtanlage. Ein gestalterischer Höhepunkt der Mügelsbergschule ist die mit farbig verglasten Rundöffnungen versehene Ostwand des Treppenhauses. Im Inneren sind die Geschossdecken emporenartig geschwungen und von der Wand abgesetzt, so dass der Blick frei über die gesamte Höhenerstreckung der Ostwand des Treppenhauses schweifen kann. Der Haupttrakt I A dominiert die Gesamtanlage in Größe und Gestaltung, ordnet sich aber dennoch respektvoll der zu Baubeginn bereits bestehenden Kirche St. Michael unter.
Seebergers Schulgebäude folgen seinem Grundsatz "Für unsere Kinder ist das Beste gerade gut genug". Vertreten sind sowohl Stockwerksbauten als auch Pavillonbauten. Charakteristisch ist die Orientierung an zeitgenössischen Anforderungen, das Streben nach gesundheitlichen Gesichtspunkten entsprechenden, modernen Schulen. Hierbei entspricht die einhüftige Bauweise mit nur einerseits der Flure gelegenen Klassenräumen den zeitgenössischen Forderungen nach optimaler Belichtung und Belüftung. Licht, Luft und Sonne, Großzügigkeit, Klarheit, Funktionalität und eine Optimierung der inneren Abläufe sind Kennzeichen der Schulbauten Seebergers. Es sind auch bei dieser Baugattung vor allem die Neubauten der Fünfziger Jahre, die Seebergers Architektursprache und persönliche Handschrift, seinen Stil, in Reinform vor Augen führen.
Die Seeberger eigene Architektursprache findet sich im Detail, im spezifischen Umgang des Architekten mit der Grundstruktur und in der individuellen Verarbeitung zeitgenössischer Einflüsse. Als Charakteristikum seiner Architektur konnte ein Vorgehen herausgearbeitet werden, das als "Abgrenzungsprinzip" umschrieben werden kann. Bei diesem Vorgehen werden, oftmals entsprechend der unterschiedlichen Materialien, die Einzelelemente des Bauwerks mittels schmaler Zwischenräume gegeneinander abgesetzt und als eigenwertig gekennzeichnet. Dieses Prinzip durchdringt seine Bauten von der Großform bis ins Detail und bedingt den Reliefcharakter seiner Fassaden, deren lebendiges Licht- und Schattenspiel. Hinzu tritt ein elf Farben umfassendes Farbsystem, das an Hand einer Befunduntersuchung im Haupttrakt (Verwaltungstrakt, Trakt A) der Mügelsbergschule in Saarbrücken nachgewiesen werden konnte. Von den ehemals farbig differenzierten Fluren und Klassenräumen der einzelnen Geschosse findet sich das ursprüngliche Farbprogramm heute nur in den Fluren des Haupttraktes der Schule rekonstruiert. Ursprünglich diente es vor allem der architektonischen Gliederung des Gebäudes.
Der Übergang zu den Sechziger Jahren zeigt sich deutlich an Bauten wie der Einsegnungshalle des Hauptfriedhofes in Saarbrücken, der so genannten „Neuen Halle“. Die gleiche Materialreduktion wie die Einsegnungshalle St. Arnual aufweisend, wird das äußere Erscheinungsbild des Baukomplexes durch die raue Schalung des Betons als bewusstes gestalterisches Mittel bestimmt. Das Spielerische, Feingliedrige und die Detailverliebtheit der Fünfziger Jahre sind Anklängen an den Brutalismus als neuer, zeitgenössischer Architekturströmung gewichen.
Als "Kind seiner Zeit" bleibt Seeberger den Grundlagen der Moderne, so des International Style treu. Seine Schulbauten kennzeichnet ein klarer Funktionalismus, innerhalb der Rahmenstruktur finden sich entsprechend dem International Style klare Module. In seinen Bauten zeigen sich in der formalen Verdichtung zugleich zeitgenössische Tendenzen. Neue Strömungen fließen in Ansätzen ein. So finden sich Anklänge an den Plastischen Stil Frank Lloyd Wrights und Le Corbusiers, sowie an den Brutalismus. In der Rahmenstruktur seiner Bauten aber bleibt der Funktionalismus der Zwanziger Jahre bestimmend. Seine Bauten kennzeichnet eine symbiotische Zusammenarbeit von Architekt und Künstlern. Hierbei ist vor allem die enge Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Paul Schneider zu nennen. Beide verband über das Arbeitsverhältnis hinausgehend eine langjährige Freundschaft. Peter Paul Seeberger bewegt sich in einem Ideensystem mit feststehenden Topoi. Neuen Tendenzen und Strömungen aber tritt er stets aufgeschlossen gegenüber. Der Übergang der Fünfziger zu den Sechziger Jahren ist in seinem architektonischen Werk deutlich nachzuvollziehen.
Peter Paul Seeberger wird derzeit mit zwölf Einträgen in der Denkmalliste des Saarlandes geführt. Erst 2007 wurde die Hohe-Wacht-Schule in St. Arnual unter Denkmalschutz gestellt. Als Seebergers „Klassische Schaffensphase“ sind die Neubauten der Fünfziger Jahre anzusehen, die das Charakteristische, Individuelle seiner Architektursprache en detail vor Augen führen. Die aktuellen Forschungsergebnisse, ein repräsentativer Querschnitt zu Werk und Person Seebergers konnten im März 2007 in einer in Zusammenarbeit mit dem Baudezernat der Stadt Saarbrücken erarbeiteten Ausstellung erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Archiv Peter Paul Seeberger
Privatpersonen | Schüler*innen, Studierende | Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen | |
---|---|---|---|
je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: