»Ich wollte immer Lehrer werden«, äußerte Prof. Günther Mönke einmal, kein Schullehrer, sondern jemand, der jungen Menschen die architektonischen Grundlagen vermittelt. Es ist ihm länger als ein halbes Jahrhundert erfolgreich gelungen. Mit 24 Jahren hatte Mönke die »Frechheit«, wie er selber formulierte, sich in Saarbrücken als Dozent zu bewerben. Zwar konnte er ein abgeschlossenes Hochschulstudium nachweisen, aber Bauerfahrung fehlte ihm. Da aber kein anderer geeigneter Bewerber zu finden war, bekam Mönke im Herbst 1947 die Stelle als Dozent für »Baukonstruktion«, »Darstellende Geometrie« und »Schriftzeichnen« an der Höheren Technischen Lehranstalt, HTL, in Saarbrücken. Zunächst wurde er stundenweise bezahlt, dann wechselte er ins Angestelltenverhältnis und wurde schließlich verbeamtet und zum Professor ernannt.
Günther Mönke, Jahrgang 1923, wuchs in der brandenburgischen Kleinstadt Nauen als Sohn eines Eisenbahners auf. Während des Arbeitsdienstes zog er sich eine schwere Krankheit zu, die ihn von weiteren militärischen Aufgaben befreite. Er galt als Kriegsversehrter und konnte während des 2. Weltkrieges von 1941 bis 1945 Architektur an der TU Berlin studieren. (Studienbedingungen und die spätere Flucht aus der russisch besetzten Zone nach München beschreibt er eindringlich in seiner Autobiografie »Wie in einer Rumpelkammer«, die er 2006 als Buch veröffentlichte.)
Obwohl es ihm gelang, eine Sommer-Anstellung – sein Arbeitsplatz war in einer nicht heizbaren Gartenlaube – bei dem damals renommierten Prof. Bergtholdt zu erhalten, zählte Mönke sich in München zu den »Hungerleidern«. Auch deshalb war die Saarbrücker Anstellung für ihn ein Glücksfall. Die geforderte fünfjährige Praxiserfahrung erwarb Mönke dann nebenberuflich beim Architekten Erich Bohne.
Mönke berichtet in dem nun folgenden Interview von seinem Unterricht an der 1946 eröffneten »Höheren Technischen Lehranstalt« (»école supérieur technique de la Sarre«), die 1956 in »Staatliche Ingenieurschule des Saarlandes«, 1971 in »Fachhochschule des Saarlandes« umbenannt wurde, bis in die Zeit der heutigen »Hochschule für Technik und Wirtschaft«, HTW. Er erzählt von Kollegen und Ereignissen. Vor allem aber legt er sein pädagogisches Konzept dar, seine Versuche, den Studierenden die fachlichen Grundlagen nahezubringen. Dabei halfen ihm insbesondere seine Tafelbilder mit Baukonstruktionsaufgaben oder solchen aus der Darstellenden Geometrie. Er entwickelte sie jede Stunde erneut im Maßstab 10 :1 an der Tafel, während die Studierenden sie Schritt für Schritt im kleineren Maßstab nachvollziehen mussten.
Seine Überzeugung von Architektur als Bau- und Raumgestaltung ließ sich damit aber nicht hinreichend in die Lehre einbringen. Erst in den letzten zehn Jahren seiner Tätigkeit – Mönke ging 2001 in den Ruhestand – konnte er seine Wunschvorstellung von Architekturlehre realisieren und eine Veranstaltung über architektonisches Gestalten anbieten. Um die riesige Stoffmenge zu strukturieren, entwickelte er durchgehend anwendbare Prinzipien, etwa das Prinzip des »gestalteten Raumes«, der »Zusammenhänge«, des »Maßstabs« oder der »Differenzierung«. Mit diesen Grundlagen beschäftigt sich der heute 85-jährige immer noch. Als Ersatz für fehlende Studenten suchte sich Mönke eine fiktive Schülerin, eine Briefpartnerin, die er mit Hilfe seiner »Architektur in Briefen« unterrichtet. Auch daraus soll ein Buch entstehen. Dieses Interview ist auch eine eindringliche Schilderung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse in den ersten Nachkriegsjahrzehnten sowohl der Münchener, hauptsächlich aber der Saarbrücker Zeit.
In Absprache mit Erich Bohne beteiligte sich Mönke an Wettbewerben und mit seinem ersten Gewinn machte er sich selbständig, eröffnete ein Büro als freischaffender Architekt in leerstehenden Räumen der Schule. Zunächst arbeitete er allein, dann, bis Mitte der 1980er Jahre, 20 Jahre lang in Partnerschaft mit Hubertus Wandel.
Obwohl Mönke der Überzeugung ist, dass ein Architekt umso besser wird, je mehr er baut, stand für ihn die Lehre immer im Vordergrund. Er gab sie nie auf. So blieb ihm nur beschränkte Zeit für die eigene Bautätigkeit, einer für ihn dennoch wesentlichen Arbeit. Sie fördert die Lehre.
Mönkes freiberufliche praktische Arbeit begann mit der Volksschule in Ottweiler, die er wegen des schwierigen Geländes in mehrere Häuser auflöste. Im Kleinschulhaus, wie er es nannte, befanden sich die Klassen der Erstklässler, die damit noch ein wenig vom allgemeinen Schulgetriebe abgeschottet wurden. Ein überdachter Gang, gleichzeitig Pausenhalle, verbindet die Bauten. Zeichnet sich diese Schule noch durch ein Satteldach aus, charakterisiert die einige Jahre später errichtete, sehr viel größere Volksschule in Homburg das flache Dach und eine Rasterfassade. Sie ist aufgelöst in einzelne Klassentrakte, die sich kammartig an einen »Verkehrsstrang«, die Pausenhalle, andocken.
Mönke baute zwei weitere Schulen in Nunkirchen und Besseringen, die Kreissparkasse in Homburg, vor allem aber war er für die evangelische Kirche tätig und errichtete kirchliche Gemeindezentren und Kirchen.
Bekannt und seit einigen Jahren unter Denkmalschutz stehend sind vor allem seine Kirchen in Mettlach und Hangard, die jeweils in einer kaum vergleichbaren Formensprache entworfen wurden: Mettlach, ein von der Geometrie – einem gleichseitigen Dreieck – bestimmtes Zelt, Hangard ein bewegt plastischer Baukörper. Diese Baugestaltungen sind nicht willkürlich, sondern entwickeln sich aus dem umgebenden Landschaftsraum, mit dem sie in engem Zusammenhang stehen. Zudem unterliegen beide den Mönke`schen Grundprinzipien. Und beide sind eindringliche Zeugnisse seiner architektonischen Vorstellungen – der Schaffung eines erlebbaren Raumes, in dem sich der Mensch geborgen fühlt und liturgisch-symbolische Zusammenhänge erfassen kann. Über Entstehungsgeschichte und Konstruktion berichtet der Architekt ausführlich in diesem Interview.
1980 erbaut das Büro Mönke-Wandel das Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Schaffhausen.
1998 erhielt Mönke den Auftrag, das provisorische Dach des kriegszerstörten Turmes der alten Kirche wieder durch eine »barocke« Haube zu ersetzen.
Günther Mönke rekonstruierte sie nach Abbildungen und alten Fotos, nutzte zur Umsetzung jedoch eine moderne Stahlkonstruktion.
Einige von Mönkes Projekten konnten nicht realisiert werden. Mit Wehmut denkt er an seinen Entwurf für ein Nationaldenkmal in Südafrika – eine Hommage an die Freiheit –, das er auf einem Felsenvorsprung am Meer nahe Kapstadt errichten wollte. Aber seine Idee lässt sich an den für Mönke typischen Entwurfszeichnungen nachvollziehen. Er konzipiert seine Bauaufgaben immer mit Hilfe von Freihandzeichnungen. Auch greift er bei all seinen Reisen zu Bleistift-, Kohle- oder Tusche und hält Ortsbilder und Menschen, räumliche Atmosphären und Situationen fest.
Marlen Dittmann
Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Archiv, Bestand: Mönke Günther (Dossier 9434)
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
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