Institut für aktuelle Kunst

Laboratoriumsgespräch mit Rolf Giegold und Christina Kubisch

Laboratoriumsgespräch 9

Das Laboratoriumsgespräch mit Rolf Giegold und Christina Kubisch fand am 23. Oktober 2001 im Institut für aktuelle Kunst (Saarlouis) statt.

Bericht über das neunte Laboratoriumsgespräch in der Saarbrücker Zeitung:

"Die Botschaft ist das Gespräch. Kunst und Rede vertragen sich, insbesondere wenn es um aktuelle Kunst geht. Das ist "die uralte Aufgabe der Kunstvermittlung", erinnerte der Direktor des Instituts für aktuelle Kunst, Professor Jo Enzweiler. Nicht nur deshalb lädt das Institut für aktuelle Kunst einmal im Jahr zum "Laboratoriumsgespräch" in das ehemalige Pulvermagazin aus preußischer Zeit. "Laboratorium", diesen Namen trägt das Haus im Alltag der Stadt und verweist damit zugleich auf das, was im Haus geschieht. Dokumentieren, Informieren und Publizieren hat sich das 1992 gegründete Institut zu seinen Aufgaben gestellt.

Das Haus, seine aktuelle Bestimmung und seine Geschichte hatten sich die Klang- und Lichtkünstlerin sowie Professorin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar und ihr Meisterschüler Rolf Giegold für ihre beiden in den Höfen des Laboratoriums realisierten Arbeiten gewählt. Zu sehen sind beide Installationen schon seit ein paar Monaten (wir berichteten). Dass hier Professoren, Studierende und Absolventen der Saar-Kunsthochschule sich vorstellen, ist seit 1999 Programm des Hauses, das als An-Institut der Hochschule inhaltlich – nicht finanziell – verbunden ist. Bislang folgten Professoren und ihre Schüler in zeitlichen Abständen mit Ausstellungen aufeinander. Nun zeigen Professorin und Meisterschüler zeitgleich ihre Arbeiten. Die Zeit und der Raum spielen dabei gleich auf mehreren Ebenen eine Rolle.

Rolf Giegold nahm sich den Arbeitsauftrag des Instituts an, sämtliche im Saarland leben oder arbeitende Künstlerinnen und Künstler zu dokumentieren. Als Rolf Giegold im Frühsommer sein Projekt begann und bald darauf umsetzte, klebte er die damals im Archiv verzeichneten 1.900 Namen hierzulande aktiver Kreativer und Künstler in kleinen Buchstaben als Fries an den Hofwänden. Manche Namen begleitete ein langer senkrecht nach oben zeigender Strich. So streng und statistisch das auf den ersten Blick scheint, so rätselhaft sollte es doch wirken. Wie erklärt sich die Länge des Strichs? Rolf Giegold, der sich in seinen Arbeiten bislang bereits mit dem Themenkreis Sammeln, Archivieren, Konservieren beschäftigte, hatte diesmal einfach die Dicke der Mappen ausgemessen. Wollte er diese Arbeit heute tun, müsste er bereits weit mehr als 2000 Namen verzeichnen. Die Zeit läuft über dieses Projekt hinweg. Aber ist das nicht Design und keine Kunst?, fragte eine Gesprächsteilnehmerin den Künstler. Kein Streit brach aus, sondern eine Diskussion folgte, belebt durch Fragen wie diese, die letztlich den Begriff des Werkes berühren. Kunst, die gerade die Veränderungen eines Raums in der Zeit, den Prozess, nicht den Zustand und das Handgreifliche eines Werkes dokumentiert, fordert heraus und wie sehr diese Auseinandersetzung des "Laboratoriumsgespräch" bestimmte, gehörte zur Qualität dieses Abends.

Denn man hatte sich zum Einbruch der Dunkelheit getroffen, um Christina Kubischs Fotoinstallation in ihrer Wirkung zu erleben. In einem aus dem Stadtbild hinlänglich bekannten Plakathalter hängt eine auf den ersten Blick wie Malerei scheinende Abbildung. Risse, Sprünge führen über einen leicht türkis schimmernden Grund. Erst in der Dunkelheit erhebt sich daraus ein Leuchten. Wie in vielen ihrer weltweit präsentierten Licht- und Klanginstallationen arbeitete sie auch hier mit UV-Licht oder Schwarzlicht wie es zur Hervorrufung von Lichteffekten in Diskotheken bekannt ist. Doch seine Verwendung findet es vor allem bei Gemälderestauratoren, die mit diesem Licht verborgene Schichten aufspüren. Zu diesem Zweck nutzt auch Christina Kubisch das bläulich schimmernde Licht. Mit ihm machte sie Spuren auf den Institutsmauern sichtbar, die Pflanzen in das Mauerwerk gelegt hatten. Wie ein Gemälde hängen die Aufnahmen in Halterungen, die dem Flüchtigen schlechthin der Werbung vorbehalten sind. Doch das Original, das Abbild auf der Mauer war am Abend des Gespräch schon nicht mehr eindeutig auszumachen. Denn die Zeit war darüber gegangen: Kein Problem, im Gegenteil. Geht es doch Christina Kubisch in ihrem Schaffen darum, "Gedanken zu bewegen, Prozesse zu stiften."

Wiederholungen sind unmöglich im Lauf des Prozesses. Es gibt immer wieder neues in der Kunst das gezeigt, über das informiert, publiziert und diskutiert wird. Das Laboratorium, das Institut für aktuelle Kunst erwies sich auch diesmal als genau der richtige Ort dafür."


Sabine Graf
in: Saarbrücker Zeitung Nr. 250 vom 27/28. 10. 2001

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