Institut für aktuelle Kunst

Laboratoriumsgespräch mit Heinz Oliberius am 22. Juni 1994
Laboratoriumsgespräch mit Heinz Oliberius am 22. Juni 1994

Laboratoriumsgespräch 2

Am 22. Juni 1994 stellte Heinz Oliberius den zahlreich zum zweiten Laboratoriumsgespräch erschienenen Interessenten seine Werke vor und sprach über seine Arbeitsweise. Erfreulicherweise waren sehr viele Künstlerkollegen der Einladung zu diesem Gespräch gefolgt.

Das Strenge und das Lyrische
Laboratoriumsgespräch mit dem Bildhauer Heinz Oliberius aus St. Wendel

Das Laboratorium - Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar Saarlouis - hat sich wieder ins Gespräch gebracht. Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellungsarbeit unter der Leitung von Professor Jo Enzweiler und seinen Mitarbeitern war das zweite Laboratoriumsgespräch, diesmal mit dem zur Zeit ausstellenden Bildhauer Heinz Oliberius aus St. Wendel, das großes Interesse fand.

"Kunst im öffentlichen Raum" ist das übergreifende Thema, und bereits seit Anfang Dezember vergangenen Jahres beeindruckt die "Große Stehende", eine Stahlplastik mit einer Höhe von 4,30 Meter und einem Gewicht von zwei Tonnen vor dem historischen Gebäude am Choisyring und läßt das wachsame Auge des vorbeifahrenden Autofahrers zumindest für einen winzigen Augenblick von der Fahrbahn schweifen. Wer Gefallen findet, stellt den Wagen ab, geht einfach hin - und findet eine Reihe weiterer Plastiken aus Stein in den Innenhöfen des alten neuen Gebäudes, das der Kunst frönt.

"Wenn sich Konstruktives und Lyrisches paart, entsteht Kunst", sagt der in Teplitz-Schonau nahe Prag geborene Künstler und zitiert damit den großen Dichter Goethe. Aber das ist ihm nicht genug: "Hinzukommen muß eine Bezogenheit auf Andacht und Offenbarung - das Mysterium. All dies zusammen macht Kunst aus. Aber das Wissen allein genügt nicht, man muß es erfahren, und man muß es realisieren können, man muß erfinderisch sein", sagt Oliberius.

Oliberius, der inzwischen auch zahlreiche Auftragsarbeiten wie Brunnen und Stelen gestaltete, kommt vom Figürlichen, wie er selbst sagt, der Figur, die ihn in ihrem statischen und architektonischen Aufbau bewegt. Er liebt das Spiel mit den Möglichkeiten, mit dem Gegenüber, der Variation, es ist das Dialektische, das ihn reizt, das Wachsende und das in sich Ruhende und immer die Erdverbundenheit. So sind die Arbeitsmaterialien vorgegeben: "Metall, das ich liebe, und Stein, der mich glücklich macht und zwingt. Durch das Polieren der Oberfläche wird er hervorgelockt, und die Form gibt sich anders", sagt der Künstler. Dabei sind im Prozeß selbst das Untersuchen und Erkennen formaler Zusammenhänge wichtig, deren Proportionen und Variationen.

So schuf Oliberius auch zur oben erwähnten Großplastik ein (doppeltes) Pendant "König und Königin", eine Bronzeskulptur (50 cm hoch), die ebenfalls im Sinne des Archaischen und Konstruktiven entstand, die in ihrer Gestalt aufgelöste, sublimierte Strebepfeiler verkörpert, jedoch nicht das strenge architektonische Element vernachlässigt: die Abstraktion der Dinge. Ideen, Skizzen und Zeichnungen, Experimente mit Gips-, Holz- oder auch Steinmodellen in Maßstabstreue von 1:10 sind der Beginn einer Arbeit, die sich später als eine Kombination von Kannelierungen, Profilierungen, Kanten, Rundungen und Hohlkehlen darstellt, wobei es nur für die Statik einer Stele wichtig ist, ob sie Stand- oder Spielbein herzeigt, ob sie sich mit Kopf oder kopflos zeigt. Nichts ist wichtiger als der Formenreichtum und die Gewichtung: "Den Formenreichtum mußt du suchen, finden, nutzen und ausschöpfen," und dieser Herausforderung stellt sich Heinz Oliberius täglich aufs Neue.

Leihgebühren pro Halbjahr

Privatpersonen Schüler*innen, Studierende Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen
je Kunstwerk 50 € 30 € 80 €

Für alle Entleiher gilt:

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