Institut für aktuelle Kunst

Jo Enzweiler, Künstlerfahne "Horizonte"

Künstlerfahne 7

Jo Enzweiler: "Horizonte"

Am 5.6.1997 wurde  die Fahne "Horizonte" von Jo Enzweiler vor dem Laboratorium hochgezogen.

4,50 x 1,50 m, Siebdruck gedruckt in den Werkstätten der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken in drei Farben schwarz, blau, blau

Jo Enzweiler gestaltet 1997 für das Laboratorium die Künstlerfahne Horizonte. Die 1993 durch das Institut für aktuelle Kunst ins Leben gerufene Initiative der Künstlerfahnen geht auf eine lange Tradition zurück. Die Fahne ist seit jeher ein Mittel zum Austausch von Botschaften und stellt somit ein in der Geschichte immer wieder genutztes Kommunikationsmedium dar. Jo Enzweiler hebt die Dynamik dieser besonderen Form öffentlicher Kunst hervor, die nicht zuletzt deshalb Eingang in das öffentliche Bewusstsein findet, weil sie sich dem Betrachter in aktiver Bewegung präsentiert: »Die Fahne ist ungeachtet ihrer Trivialisierung in der Werbung ein hervorragendes Kommunikationsmittel: ein geradezu altmodisches Medium für die Kunst im öffentlichen Raum.«

Hans-Joachim Manske machte in den 1990er Jahren auf die Diskussion um eine ‘Ästhetik des Verschwindens’ aufmerksam, die sich der beobachtbar zunehmenden Zahl ‘unsichtbarer’ oder ‘unsichtbar gemachter’ Denkmäler und Kunstwerke widmet. Manske sieht darin auch eine Reaktion auf die Überschwemmung öffentlicher Räume durch überflüssige oder minderwertige Stadtmöblierungen. Betrachtet man die Konzeption von Künstlerfahnen, so lässt sich dabei eine ‘Ästhetik des Verschwindens’ nicht verleugnen, verschwinden sie doch durch ihren natürlichen Verschleiß nach einer gewissen Zeit von selbst wieder aus dem Stadtbild. Jo Enzweiler betont die besondere Aufmerksamkeit, die durch eine solche temporäre Prägnanz von Kunst in der Öffentlichkeit erzielt werden kann.

1997 gestaltete Jo Enzweiler eine Künstlerfahne, die stilistisch auf seine Reißcollagen, insbesondere aber auf seine Copy-Zeichnungen, Bezug nimmt und ebenso wie diese das Thema der Horizontlinie aufgreift. In zwei Blautönen gehalten bestimmte die vor dem Laboratorium aufgestellte Fahne den sie umgebenden Raum, bis sie, von Wind und Wetter zerschlissen, wieder aus dem Stadtbild verschwand. Die im Siebdruckverfahren angefertigte Fahne unterscheidet sich durch die Eindimensionalität von den ‘mehrschichtigen’ Kompositionen der Montagearbeiten des Künstlers. Der textile Werkstoff ermöglicht aber den Effekt der starken Bewegtheit. Wurde an den Kartoncollagen die Möglichkeit der ‘Verzeitlichung’ abgelesen, die sich im geistigen Nachvollzug der Reißbewegung einstellt, so ermöglicht die Bewegtheit der Fahne eine Verzeitlichung in der stets veränderten Anschauung ein und desselben Objektes. Der Betrachter wird, solange er die Fahne auch betrachtet, äußerst unwahrscheinlich mehrfach mit der gleichen Ansicht konfrontiert sein. Den Aspekt der Vielschichtigkeit, den der Betrachter an den Enzweiler’schen Werken gewohnt ist und den die in Farbflächen gestaltete Fahne nicht leisten kann, wird durch die Mehransichtigkeit der im Wind bewegten Stoffbahn optisch ergänzt.

Während der Aufstellung der Künstlerfahne ‘Horizonte’ von Jo Enzweiler hatte sich das Institut für aktuelle Kunst buchstäblich die konkrete Kunst ‘auf die Fahnen geschrieben’. Aber auch das ist ein in der ‘Ästhetik des Verschwindens’ angestrebter Aspekt der Konzeption von Künstlerfahnen. In der temporären Aufstellung verschiedenartig gestalteter Fahnen verleiht das Institut für aktuelle Kunst Künstlern unterschiedlicher Stilrichtungen ein Ausdrucksorgan und präsentiert zugleich diese Aufgeschlossenheit der Öffentlichkeit, die den ‘Fahnenwechsel’ beobachtet.

Sandra Kraemer

Bibliografie

  • Claudia Maas (Hg.): Jo Enzweiler. Projekte im öffentlichen Raum 1962-2004. Bearbeitet von Sandra Kraemer. Saarbrücken 2005, S. 98-99

Leihgebühren pro Halbjahr

Privatpersonen Schüler*innen, Studierende Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen
je Kunstwerk 50 € 30 € 80 €

Für alle Entleiher gilt:

Bleiben Sie auf dem Laufenden