Anni Kenn-Fontaine
Plastik, "Schau ins Land - kinetische Skulptur", 2008
Stahl, Aluminium, 270 x 40 x 40 cm
1. Symposion "Gipfelkunst am Schaumberg"
Tholey, Schaumberg, Herzweg
Die Arbeit von Anni Kenn-Fontaine ist in gewisser Weise Ergänzung und Korrelativ zum Objekt von Heidrun Günther - und hat einen ähnlichen (vielleicht leiseren) ironischen Unterton. Sie behandelt das Thema Ausblick, Rundblick, Überblick, Durchblick.
Während Günther den point-de-vue thematisiert und ironisch beleuchtet, kehrt Kenn-Fontaine die Richtung um und wendet sich dem zu, was zu sehen ist und wie es zu sehen sein könnte. Mit ihrem Objekt paraphrasiert sie die Methoden der frühen perspektivischen Erfassung (Zentralperspektive, Kavaliersperspektive) und das komponierende Ordnen der visuell erfassten Dinge der Landschaft.
Auf einer Bodenplatte erhebt sich ein, abgesehen von der Oberseite, offener stehender Quader aus rot lackierten Vierkantrohren (200 x 40 x 40 cm). Beim Umschreiten des Quadergerüstes ergeben sich immer ein bis drei Durchsichten oder Perspektiven als Hochrechtecke oder Parallelogramme gerahmt, die sich im visuellen Gedächtnis des Betrachters zu einem analytisch erfassten Gesamtbild oder besser Gesamtcharakter der Landschaft zusammenschließen.
Der Quader trägt eine stehende, quadratische, beweglich gelagerte Tafel aus Aluminium, die in 10 x 10 Quadrate gerastert ist, von denen 34 farbig unterlegt sind. Diese Rastertafel ist beweglich und legt sich vor verschiedene Landschaftsausschnitte. Die Tafel ist ebenfalls ein Zitat oder besser eine Metapher für die "Vermessung der Welt" d.h. die Erfassung der Landschaft: Vermessung ist die „Erfassung des tatsächlichen und rechtlichen Bestandes von Teilen der Erdoberfläche. Dabei versteht man unter 'Messung' das Erfassen einer Größe und unter 'Vermessung' die Gesamtheit der für die Erfassung eines Objektes erforderlichen Messungen."
In ihrem Objekt sind zwei Wege verbildlicht, auf denen der Mensch versucht, der Landschaft habhaft zu werden: die Zerlegung des Landschafts(bildes) in Teilaspekte, Teilbilder oder "Portionen" und die Übersetzung in abstrakte wissenschaftliche und damit "unsinnliche" Module.
Im Roman "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann äußert Alexander von Humboldt Zweifel, ob Wissenschaft und Forschung, Entdeckung und Erfindung wirklich der Menschheit "Wohlfahrt" bringen. Kenns-Fontaines Arbeit stellt die Frage, ob Maß und Zahl die Landschaft oder die Natur erfassen d.h. begreifen können.
Biografie
Anni Kenn-Fontaine, Keramikerin, Malerin, Kunstpädagogin
geboren 1950 in Saarlouis
Bibliografie
Michael Jähne
Privatpersonen | Schüler*innen, Studierende | Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen | |
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: