Thomas Wojciechowicz, ohne Titel
vierteilig, Holz, geflämmt, 110 x 58 x 58 cm
Dauerleihgabe der Saarländischen Landesregierung
Kunsthöfe im Ravelin I
Laboratorium
Institut für aktuelle Kunst im Saarland
Choisyring 10
Für Thomas Wojciechowicz steht Holz als Material bzw. Werkstoff an zentraler Stelle. Er geht scheinbar grob – und doch sehr sensibel mit seinem Material um. Dabei drängt sich sehr rasch das Attribut "archaisch" auf. Für seine Arbeiten ist wohl die Wort-bedeutung "ursprünglich" (griech.: archè, d. i. Ursprung, Ursache, Veranlassung, von Anfang an, von vornherein, zuerst, von hause aus) treffend. Er steht der Auffassung nahe, die sich in den Artefakten "primitiver" oder "Naturvölker" kundtut.Archaischer Idolcharakter und Offenlegen von Materialstrukturen fließen auch in Wojciechowicz´ Arbeiten zusammen, den im Material verborgenen geistigen Gehalt freilegend.Spürte der Künstler in früheren Arbeiten oft einem primären geistigen Inhalt nach, der Dynamik des Organischen etwa, so zeigt sich in der vierteiligen Arbeit im Ravelin I ein Weiteres. Hier betritt Wojciechowicz die nächste, die sekundäre Ebene. Im rechten Innenhof des Laboratorium stellt er vier Holzkuben in Linie auf. Je zwei öffnen sich in einem Rechteck zur Vorder- bzw. Rückseite der Linie und geben den Blick in einen rußgeschwärzten kubischen Innenraum frei. -Wojciechowicz hat dem Natur-Material eine stereometrische Form auferlegt, nicht aufgezwungen. Ganz selbstverständlich trägt und erträgt das Organische das Architektonische und zeigt damit, dass es auch Prinzipien wie Tektonik, Orthogonalität und Begriffe wie Bergen, Öffnen, Innen und Außen bildhaft machen kann. Aus der Naturform, dem ausgewählten Teil der Vegetation stemmt, meißelt und sägt Wojciechowicz in lauschender Sensibilität das Allgemeingültige, die Essenz, die sichtbar gewordene Welterfahrung heraus. Er nimmt in seinen Holzskulpturen Wachstumsformen auf, konzentriert oder erweitert mit seinen Eingriffen die vegetabilischen Gegebenheiten z. T. zu neuen Raumformen. Finden und Erfinden der Form sind für Wojciechowicz die beiden untrennbaren Seiten eines Vorganges; es ist kein Oszillieren zwischen künstlerischer und natürlicher Form – der künstlerische Eingriff macht vielmehr das in der Vielfalt der natürlichen Form angelegte Wesentliche sichtbar. Der Künstler legt die innere Form (Plotins "endon eidos") frei, die – nach Plotin – als Voraussetzung in der Seele des Schaffenden ebenfalls bereits angelegt sein muss.
Michael Jähne
Biografie:
Thomas Wojciechowicz, Bildhauer und Maler
geboren 1953 in Kirchheimbolanden
Bibliografie:
Jo Enzweiler (Hg.): Laboratorium - Institut für aktuelle Kunst im Saarland. Kunsthöfe im Ravelin I. Saarbrücken 2011
Redaktion: Claudia Maas
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