Friedhelm Tschentscher
ohne Titel (GR1)
Granit, 35 x 23 x 28 cm, Dauerleihgabe von Monika Kellermann
Kunsthöfe im Ravelin I
Laboratorium
Institut für aktuelle Kunst im Saarland
Choisyring 10
Friedhelm Tschentscher – oder die Sinnlichkeit der Geometrie: Vergegenwärtigt man sich noch einmal die Arbeitsweise Karl Prantls ("Vielmehr muss Stück für Stück erspürt werden. Welche Form die Idee, die der Stein in sich trägt."), so scheint Tschentscher gänzlich anders vorzugehen und dem Stein eine außerhalb von diesem "erdachte" Form zu geben, ja sie dem Material aufzuzwingen. Doch dies ist nicht der Fall. Es ist kein "Verfahren der Reproduktion", das in einem beliebigen Material (...) die Nachahmung eines anderen Gegenstandes erzeugt. Vielmehr "(beschäftigt) sich die plastische Körperbildung mit ihren eigenen Erzeugungs- und in eins damit Erfindungsprozessen. (...) Nicht mit diesem Gegenstand soll etwas dargestellt werden, er selbst stellt etwas dar, indem er es – seine Einrichtungen und Eigenschaften – zeigt, aufweist und damit exemplifiziert." Damit ist ein Wesenszug von Tschentschers Arbeit angedeutet, der sie zu Prantls Vorgehen in Bezug setzt. Während Prantl an der Freilegung der Ideen, die im Material wesensmäßig innewohnen, arbeitet, setzt Tschentscher voraus, dass im Material kosmische Strukturen, Strukturen einer allem zugrunde liegenden Ordnung (Kosmos) werden lässt. "Friedhelm Tschentscher arbeitet nicht nach der, er arbeitet wie die Geometrie (…), insofern sie die regelmäßigen Gebilde als deren Darstellung erzeugt" (Dietfried Gerhardus: Friedhelm Tschentscher Plastiken 1982-1992. Saarbrücken 1992). Dabei handelt es sich um Sichtbarmachen von möglichen, d. h. als Grundmuster angelegten Formulierungen der Weltordnung, die der Künstler als auch seinem Material innewohnend wahrnimmt. Aber nicht nur das: Wenn man Prantls Skulpturen eine haptische Attraktion des Unbekannten attestiert, so besitzen Tschentschers Stein(-arbeiten) eine vielleicht noch stärkere und sehr sinnliche Attraktion des Bekannten, Vertrauten. Wie viel schneller, spontaner und auch unbewusster folgt der Betrachter dem Impuls, die glatten gewölbten Flächen der stereometrischen Körper Tschentschers zu berühren, und wie viel zögernde, vorsichtige Näherung evozieren Prantls Steine.
Michael Jähne
Biografie:
Friedhelm Tschentscher, Bildhauer, Konstruktivismus
geboren 1936 in Hofgeismar
1958 Bildhauerlehre
1960-64 an der Hochschule für bildende Künste in Kassel
1966-96 Kunsterzieher
lebt in Hofgeismar
Bibliografie:
Jo Enzweiler (Hg.): Laboratorium - Institut für aktuelle Kunst im Saarland. Kunsthöfe im Ravelin I. Saarbrücken 2011
Redaktion: Claudia Maas
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