Jo Enzweiler
ohne Titel, 2010
Granit, 40 x 18 x 18 cm, Dauerleihgabe des Künstlers
Kunsthöfe im Ravelin I
Laboratorium
Institut für aktuelle Kunst im Saarland
Choisyring 10
In Jo Enzweilers Skulptur "ohne Titel" ist die Bedeutung des Material(charakters) nachrangig, aber dennoch nicht ganz ohne Bedeutung. Das Wesen des Granits, die harte, geschlossene Masse, setzt den Schlusspunkt dieses Abschnitts der Werkentwicklung, manifestiert den erreichten Status der Formideen Enzweilers, den derzeitigen Stand oder besser die "konkrete Festigung künstlerischer kreativer Denkvorgänge." (Eugen Gomringer: Die neuen skulpturalen Raumkonzepte. In: Jo Enzweiler – Skulptur, Raum, Architektur. Saarbrücken 2008, S. 20) Dabei scheint die Entwicklung des Enzweilerschen Werkes hyperbolisch zu verlaufen. Die Stempel-Gouachen (zwischen 1978 und 2000 ) lassen Landschaftsassoziationen zu und paraphrasieren damit und in ihrem schichtigen Farbauftrag den Raum – letztlich aber sind sie Chiffren. Spätere Arbeiten setzen verschiedenfarbige geometrische Flächen gegeneinander und weisen ebenso auf Raum und Bewegung in abstrahierenden Kürzeln hin; schließlich folgt mit den Raumobjekten aus Holz und Packstoff ein entscheidender Schritt: Es sind Objekte, die in der Tat "Raum" generieren und nicht als Chiffren aufführen, Raum der in skulpturalen Kleinarchitekturen thematisiert wird. Sowohl in der Körperhaftigkeit der reliefhaften Außenform – mit Verwendung von Architekturelementen, wie Säule, Wandvorlage, Wand, Decke – als auch in der Vielgestaltigkeit von Öffnungen und umbautem Volumen manifestieren sich diese Räume. Im nächsten Schritt, der diesen Teil der künstlerischen Linie wohl nur vorerst abschließt, verdichtet sich der Raum zur Masse, zum geschlossenen Körper. Enzweiler arbeitet die geschlossene Form von monolithischer Einfachheit aus einem massiven Granitblock aus; das Ergebnis ist das vermeintlich schlichte "Da Sein" eines Körpers, der nur wenige, aber prägende Gestaltungselemente (meist die Halbsäule) aufweist. Hier kommt Enzweiler wieder zu den Chiffren – allerdings zu Chiffren einer Vielheit – der Vielheit der Formenfülle, die der Block potentiell in sich trägt.
Michael Jähne
Biografie:
Jo Enzweiler, Maler
geboren 1934 in Merzig-Büdingen
lebt und arbeitet in Wallerfangen und in Saarbrücken
Bibliografie:
Jo Enzweiler (Hg.): Laboratorium - Institut für aktuelle Kunst im Saarland. Kunsthöfe im Ravelin I. Saarbrücken 2011
Redaktion: Claudia Maas
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