Jo Enzweiler, 1980
zweiteilig, Marmor, je 15,00 x 2,50 m
Arbeitsamt Neunkirchen, Ringstraße 1
Jo Enzweiler fertigte 1980 den Siegerentwurf zur Ausschreibung für die Kunst am Bau des Arbeitsamtes Neunkirchen an. Das zweiteilige Marmorrelief, das für den Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes konzipiert war, geht auf einen Wettbewerb zurück, der, in der Endphase der Baumaßnahmen veranstaltet, die geladenen Künstler mit einem fast fertig gestellten Neubau konfrontierte. Jo Enzweiler strebte mit seinen Entwürfen eine Lösung an, die sich innerhalb der architektonischen Rahmenbedingungen einpasst. Die baulichen Besonderheiten, die sich in der Detailgestaltung des Neubaus offenbaren, führt der Künstler auf das geometrische Grundprinzip des Kreises zurück, welches er als konstituierendes Merkmal der architektonischen Gestaltung hervorhebt. Die Kreisform in der Variation als Halbkreis wählt Enzweiler daher zum Motivgegenstand der Reliefgestaltung. Der Künstler schlägt zwei Varianten für die Wandgestaltung vor, die den Halbkreis als plastisches Flächenelement einerseits oder als Schnitt durch eine halbierte Säule andererseits thematisieren.
Die in Neunkirchen für das Arbeitsamt realisierte Kunst am Bau geht auf die erst genannte Entwurfvariante zurück. Jo Enzweiler verarbeitete das Grundelement des Halbkreises in Reihung und Permutation, was – wie der Künstler betont – seiner damaligen künstlerischen Arbeitsweise entsprach. Die stilistische Verwandtschaft konnte bereits in der vergleichenden Betrachtung mit anderen Reliefs aufgewiesen werden. Die an die architektonische Detailgestaltung des Gebäudes angelehnte Kreisform bestimmt in serieller Reihung das querformatig angelegte Reliefband. Dabei ist aber nicht die Vollkommenheit des geschlossenen Kreises thematisiert, sondern das Kompositionsschema wird aufgebrochen, indem Halbkreissegmente in zunehmender bzw. abnehmender Größe – gleich den Phasen des Mondzyklus – aneinandergereiht werden. Das Zyklische, welches in der Kreisformation per se angelegt ist, wird in der Addition der seriell angeordneten stufenweisen Variationen zusätzlich betont. Der Entstehungskontext des Reliefs für das Verwaltungsgebäude des damaligen Neunkircher Arbeitsamtes erlaubt den Bezug des Kreismotivs auf die Arbeitswelt. Ähnlich dem Bild des wachsenden und schwindenden Mondes lässt sich der Arbeitsalltag als fortwährender Kreislauf umschreiben. Der Wandel, der sich in der Permutation der Kreisform vollzieht, verweist zugleich aber darauf, dass auch der scheinbar geregelte Ablauf in der Maschinerie der Arbeitswelt dem steten Wandel unterworfen ist. Steht nicht auch der Besucher, der von dem Relief Jo Enzweilers im Eingangsbereich der Bundesagentur für Arbeit empfangen wird, vor einem möglichen Wandel, was seine berufliche Situation anbelangt?
Jo Enzweiler möchte nach eigener Aussage nicht den zweifelhaften Versuch einer ‘illustrierenden Lösung’ zum Thema Arbeitswelt unternehmen. Vielmehr strebt der Künstler die Einbindung seines Entwurfs in die Gesamtaufgabe an. In der Konzeption des konkreten Reliefs, welches sich nach exakter Definition auf nichts anderes als sich selbst beziehen lässt, in der Reduktion der in der Architektur vorgefundenen Gestaltungsmittel auf das Grundprinzip des Kreises, schafft der Künstler eine Bildaussage, die über den reinen Selbstbezug konkreter Kunst hinaus geht und einen ausdrucksstarken Lösungsvorschlag für die gestellte Gesamtaufgabe bietet: Jo Enzweiler illustriert den Themenkomplex ‘Arbeitswelt’ nicht. Er übersetzt das Thema in seine Sprache konkreter Bildgestaltung und konkretisiert den Begriff bis hin zu einem abstrakten Gestaltungsprinzip.
Bibliografie
Sandra Kraemer
Privatpersonen | Schüler*innen, Studierende | Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen | |
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: