Jo Enzweiler, 1972
Eichenholz, 2,20 x 4,50 m
Filialkirche St. Quiriakus, Merzig-Mechern, Engelstraße
Der Auftrag zur Ausgestaltung eines Kirchenportales kam Jo Enzweiler 1972 für die katholische Kirche in Mechern zu. Der Architekt Hanns Schönecker wurde in Mechern mit der Erweiterung der bereits bestehenden Kirche betraut, deren historische Chorpartie mit Turm durch ein neues Kirchenschiff ergänzt wurde. Die Außenwirkung der baulichen Ergänzung fügt sich in die örtlichen Gegebenheiten der den Marktplatz umstehenden Bauernhäuser ein. Die Innenraumgestaltung dagegen gibt Freiraum für veränderte liturgische Bedürfnisse. So rückt der von Bänken halbkreisförmig umstandene Altar beispielsweise weiter ins Zentrum des breit gelagerten Gemeinderaums.
Das von Jo Enzweiler gestaltete Hauptportal erschließt den Ergänzungsbau von Westen. Das Holzportal ist von der Fassade etwas zurückversetzt, sodass sich ein kleiner Vorraum bildet, der nach Westen hin mit gläsernen Türen abschließt. Dieser geschützten Lage und der Materialwahl verdankt das Holzrelief seinen bis heute tadellosen Zustand. Das Portal besteht aus zwei Doppelflügeltüren, die das Holzrelief tragen. Die Gestaltung weist deutliche Bezüge zu einem unbetitelten, 60 x 60 cm messenden Holzrelief aus dem Jahr 1960 auf. Das Relief ist durch ein Raster gegliedert, welches 100 unterschiedlich stark hervortretende Holzkuben mit einer Kantenlänge von knapp 6 cm ausbildet. Im Zentrum eines jeden Holzkubus ist eine Kreisform in unterschiedlicher Stärke ausgespart. Die stereometrische Rasterung wird zum einen durch die Variation der Höhe der einzelnen Kuben, zum anderen auch durch die kreisförmigen Vertiefungen aufgebrochen. Es ergibt sich eine durch die serielle Ordnung klar strukturierte Oberfläche, die zugleich eine starke Dynamik entwickelt. Die unterschiedliche Höhenstaffelung evoziert eine Art Wellenbewegung.
In der Größenausdehnung von 2,2 x 4,5 Metern gewinnt das Motiv der bewegten Holzkuben bei der Portalgestaltung in Mechern an Ausdrucksstärke. Der herantretende Betrachter folgt mit dem Blick den vorkragenden und zurückgenommenen Einzelelementen. Die Gesamtfläche des Reliefs lässt sich in acht quadratische Felder gliedern, die jeweils ca. einen Meter Kantenlänge aufweisen. Die einzelnen Quadrate, derer jeweils zwei in der Vertikalen angeordnet einen Flügel der beiden Doppelflügeltüren zieren, weisen unterschiedliche rhythmische Prinzipien auf. So lässt sich nicht nur ein Gestaltungsprinzip innerhalb eines jeden der acht Quadratfelder erkennen, die einzelnen Flächen korrespondieren darüber hinaus auch miteinander.
Ein weiteres interessantes Detail wird erst bei der Betrachtung aus nächster Nähe augenfällig: Einige der aus den Holzkuben ausgesparten Kreiselemente durchbrechen förmlich das Portal und geben, mit Fensterglas hinterlegt, den Blick in das Kircheninnere frei.
Jo Enzweiler thematisiert in dieser Gestaltung die Portalfunktion des verbindenden Elementes zwischen Innen und Außen, zwischen Sakralraum und profanem Umraum. Der Blick des rezipierenden Betrachters und letztendlich auch dessen Weg wird durch die Reliefgestaltung in das Kircheninnere gelenkt. In der dem Künstler eigenen Bildsprache, welche sich hier in der variierenden Reihung einzelner Formelemente vollzieht, fordert Jo Enzweiler den Besucher auf, einzutreten.
In unmittelbarem Zusammenhang mit der Portalgestaltung in Mechern sind ein aus Holz gefertigtes Schachspiel sowie Einzelblattdrucke des Künstlers zu betrachten. Jo Enzweiler beschreibt die wechselseitige Bedingung der formalen Entwicklung der vollplastischen Schachfiguren sowie des Reliefs. Bedeutsam ist, wie der Künstler Parallelen zwischen der Entstehung der Holzreliefe und der Gestaltung hölzerner Druckstöcke für seine Einzelblattdrucke beschreibt. Unter gegenseitiger Beeinflussung entstehen so in den 1960er und 1970er Jahren halb- und vollplastische Objekte sowie Einzelblätter, die dem Prinzip der reduzierten, stereometrischen Einzelform gewidmet sind. Die Portalgestaltung für die Kirche in Mechern besetzt als größtes Objekt dieser Entwicklungslinie dabei eine Schlüsselposition, stellt sie doch den Höhepunkt einer formalen Entwicklung dar, auf welche der Künstler spätere Kompositionen bezieht.
Bibliografie
Sandra Kraemer
Privatpersonen | Schüler*innen, Studierende | Praxen, Kanzleien, gewerbliche Einrichtungen und Firmen | |
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
Für alle Entleiher gilt: