Hallenkirchen im Großherzogtum Luxemburg
Die Hallenkirche, eine Kirchenanlage mit zwei oder mehreren Schiffen von gleicher oder annähernd gleicher Höhe, ist eine in fast allen Stilepochen vorkommende Raumform. Diese Untersuchung beschäftigt sich mit den Hallenkirchen im Großherzogtum Luxemburg und enthält den Bestand der Bauten, wie er heute erscheint. Die aufgeführten Anlagen sind alphabetisch geordnet, da der Denkmälerbestand eine typologische, zeitliche oder stilistische Anordnung nicht erlaubt. Dabei standen vor allem Raumgestaltung und Raumanordnung anhand von Grundriss, innerem oberen Abschluss, Stützenform und Arkaden mit ihren Proportionen im Mittelpunkt.
Die Anlagen zeigen in ihrer Grundrissgestaltung unterschiedliche Gefüge. Es sind zwei- oder dreischiffige Bauten, die als Halle geplant und ausgeführt wurden, oder ihre Hallenstruktur durch Um- oder Ausbauten erreichten.
Die Grundrisse der Langhäuser sind mit Ausnahme des fast quadratischen der Peter- und Paulskirche in Echternach längsrechteckig angelegt. Die Joche variieren in der Struktur ihrer Grundrisse. Neben meist oblongen Jochen in den Mittelschiffen treffen wir in der Kathedrale zu Luxemburg im Hauptschiff auf querrechteckige.
Die Ostanlagen der Kirchen zeigen unterschiedliche Raumorganisationen. Wir unterscheiden glatte und polygonale Chorschlüsse, Anlagen mit Chorkapellen und Flankentürmen, mit leicht ausladenden Querarmen und Chortürme.
Die Stützen haben verschiedene Grundrisse. Wir treffen auf Rechteckpfeiler, Rundpfeiler, rechteckige Pfeiler mit Vorlagen und vermehrt auf Säulen.
In den rippengewölbten Bauten sind alle Bogen spitz, rundbogig bei Kreuzgrat-oder Tonnenwölbung. In der Gewölbezone zeigen die Kirchen neben den Kreuzgewölben eine Tonnenwölbung. Die meisten Anlagen weisen einen fast reinen Hallenquerschnitt auf, begleitet von zwei Stufungen und einer Oberwand. Ein Raumschema mit gleicher Scheitelhöhe der Gewölbe und gleicher Breite der Schiffe ist nur einmal erreicht.
Diekirch, Alte Pfarrkirche St. Laurentius
Die Laurentiuskirche geht auf ein Gebäude innerhalb eines römerzeitlichen Villenkomplexes zurück. Als Saalkirche erhielt sie einen Westeingang und um das Jahr 1000 im Osten eine Rundapsis. Noch in romanischer Zeit wurde im Westen ein Glockenturm errichtet. Ein größerer Eingriff erfolgte im 15. Jahrhundert mit der Erweiterung zur zweischiffigen Halle nach Norden. Die Symmetrie des Raumes ging dabei verloren. Gleichzeitig wurde die Rundapsis durch einen quadratischen Chor ersetzt. Heute zeigt sich St. Laurentius als zweischiffige, gotische Halle zu drei Jochen mit Rechteckchor, Westturm und Krypta.
- Grundriss: längsrechteckig (1:0,8); südliches Schiff breiter als nördliches (1:0,9), leicht querrechteckige Joche
- Stützensystem: ungegliederte Rundpfeiler auf oktogonalem Sockel, mit Halsring; an den Außenwänden halbrunde Vorlagen mit unterschiedlicher Profilierung der Kämpferzone
- Scheidarkaden: spitzbogig (1:0,8)
- Wölbung: gleich hohe Rippengewölbe in beiden Schiffen
- Fensteranlage: pro Joch ein Fenster, ursprünglich spitzbogig, heute verändert, in der Südwand zugemauerte Rundbogenfenster erhalten
- Ostanlage: rechteckig, glatt geschlossen, nicht mittig zum Langhaus
- Westfassade: Querschnittfassade mit vorgestelltem Südwestturm
- Dachform: Satteldach über beide Schiffe
- Eingang: offener Turmeingang, dahinter Kirchenportal
Echternach, Alte Pfarrkirche Peter und Paul
Die alte Pfarrkirche in Echternach liegt innerhalb einer römerzeitlichen Befestigungsanlage und geht wohl in ihren Ursprüngen auf ein Gebäude dieser Befestigung zurück. Als Flachdeckbasilika um das Jahr 1000 errichtet, zeigt sie Spuren dieses basilikalen Aufbaus in den Obergadenfenstern, die über den spätgotischen Gewölben erhalten sind. Die Krypta im Westen ist römerzeitlichen Ursprungs und war mit einer Rundapsis ausgestattet. Sie ist älter als die frühromanische Kirche. Im späten 15. Jahrhundert wurde die Peter- und Paul-Kirche zur Halle umgebaut. Die Anlage besteht heute aus einem im Untergeschoss offenen Westbau, der im oberen Teil mit dem Mittelschiff verbunden ist, einer Westkrypta, einem dreischiffigen Langhaus zu drei Jochen und einem quadratischen Chorjoch mit Flankentürmen und 5/8 Schluss.
- Grundriss: fast quadratisch (1:0,9), Mittelschiff breiter als Seitenschiffe (1:0,7), nördliches Seitenschiff im Osten querschiffartig erweitert, Mittelschiff fast quadratische Joche, Seitenschiffe längsrechteckige Joche (1:0,7)
- Stützensystem: querrechteckige Pfeiler ohne Sockel und Kämpfer; zum Mittelschiff hin an den Pfeilern je drei Halbsäulen, in den Seitenschiffen an den Pfeilern und den Außenwänden je eine Halbsäulenvorlage mit Basis aus Wulst, Kehle, Wulst, aber ohne Kapitelle
- Scheidarkaden: spitzbogig mit starkem Unterzug, dadurch zu den Seitenschiffen schmaler und niedriger; Mittelschiff (1:0,9), Seitenschiffe (1:0,7)
- Wölbung: Kreuzrippengewölbe in allen drei Schiffen, 2. Hälfte 15. Jahrhundert
- Querschnitt: leicht gestufter Raum (1:0,9)
- Fensteranlage: Apsis mit Rundbogenfenster, Langhausfenster teils rund- teils spitzbogig, Fenster im 1. Drittel des 18. Jahrhunderts vergrößert
- Westfassade: Westbau mit offenem Durchgang, kreuzrippengewölbt
- Ostanlage: fast quadratisches Vorchorjoch, 5/8 Schluss und Chorflankentürme
- Dachform: Satteldach über alle drei Schiffe
Girst, Girsterklause-Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt
Der Turm ist der älteste Teil der Klause. Ursprünglich war sie eine flachgedeckte basilikale Anlage zu zwei Achsen mit älterem eingebauten Turmjoch. Den Umbau zur Hallenanlage brachte die Einwölbung des Mittelschiffes mit Kreuzrippengewölbe – wahrscheinlich um 1500. Querhaus, Ostanlage und Einwölbung der Seitenschiffe gehören einer späteren Zeit an - möglicherweise dem 18. Jahrhundert. Der Chor der ersten Anlage ist in der Vierung des stehenden Baues erhalten, die halbrunde Apsis verloren.
- Grundriss: längsrechteckig (1:0,6), Mittelschiff breiter als Seitenschiffe (1:0.4); Joche im Mittelschiff querrechteckig (1,4:1), in den Seitenschiffen längsrechteckig (1:0,7)
- Stützensystem: Rechteckpfeiler ohne Basen und Kämpfer; Vierungsbogen auf T-förmigem Pfeiler, Kämpfer mit Kerbschnitt
- Scheidarkaden: rundbogig (1:0,8), sehr niedrig
- Wölbung: Mittelschiff spätgotisches Rippengewölbe, Seitenschiffe Kreuzgratgewölbe ohne Vorlagen und Konsolen (1. Hälfte 18. Jahrhundert)
- Querschnitt: verschiedene Scheitelhöhen der Gewölbe (1:0,8), Ausbildung einer Oberwand (1:0,5)
- Fensteranlage: pro Joch ein Rundbogenfenster in den Seitenschiffwänden
- Dachform: Satteldach über alle drei Schiffe
- Ostanlage: Querschiff leicht ausladend, polygonaler Chor, durch Ausbau zur Sakristei innen glatt geschlossen (1. Hälfte 18. Jahrhundert)
- Westfassade: Westturm mit Eingang
Holler, Pfarrkirche Salvator – Allerheiligster Erlöser
Der älteste Teil der Anlage ist der Turm (12. Jahrhundert), der heute den Chor für das jüngere Hallenlanghaus (14. Jahrhundert) bildet. Die ursprünglich dreijochige Halle wurde im 19. Jahrhundert um zwei Joche nach Westen verlängert.
- Grundriss: längsrechteckig (1:0,4); Mittelschiff breiter als Seitenschiffe; oblonge Joche; Mittelschiff 1:0,8; nördliches Seitenschiff 1:0,6; südliches Seitenschiff 1:0,5
- Stützensystem: Säulen auf oktogonalen Sockeln, attischen Basen, oktogonale Kämpfer, historisierende und stilisierte Blütenkapitelle; an den Außenwänden Halbsäulenvorlagen auf abgefasten Sockeln, Kapitelle verschieden belegt, im westlichen Teil ohne Schmuck
- Scheidarkaden: spitzbogig, profiliert (1:0,6)
- Wölbung: profiliertes Kreuzrippengewölbe mit Schlussstein
- Querschnitt: gleiche Scheitel- und Kämpferhöhe der Gewölbe
- Fensteranlage: pro Joch ein spitzbogiges Fenster ohne Maßwerk 19. Jahrhundert
- Ostanlage: eingezogener Rechteckchor, Chorturm, Sakristeianbau
- Westfassade: Querschnittfassade, Portal mit Rahmung und Aufsatz
- Dachform: Satteldach über drei Schiffe
Hosingen, Pfarrkirche Dreifaltigkeit
Die heutige Pfarrkirche war bis zur Auflösung des Ordens 1784 gleichzeitig die Kirche des Augustinerinnenstiftes Hosingen. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden am stehenden Bau größere Reparaturen notwendig. Welche Teile der Kirche erneuert wurden, ist nicht überliefert. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren wieder große Aufbauarbeiten zu leisten. Heute stellt sich das Gotteshaus als eine dreischiffige Hallenkirche mit Langchor, Seitenkapellen und Chorflankentürmen dar.
- Grundriss: längsrechteckig (1:0,6), im Mittelschiff querrechteckige Joche (0,7:1), in den Seitenschiffen fast quadratische Joche
- Stützensystem: Säulen auf hohen, quadratischen Sockeln, Basen, Kapitelle mit Halsring, Seitenschiffe im Osten Konsolen, im Westen Rechteckvorlagen
- Scheidarkaden: rundbogig (1:0,5)
- Wölbung: Kreuzgratgewölbe in allen drei Schiffen
- Querschnitt: Scheitelhöhen der Gewölbe (1:0,9), gleiche Kämpferhöhe
- Fensteranlage: pro Joch ein Rundbogenfenster
- Ostanlage: polygonal geschlossener Langchor mit glattgeschlossenen Seitenkapellen, Chorflankentürme
- Westfassade: erneuert
- Dachform: Satteldach über drei Schiffe
Longsdorf, Kapelle St. Markus
Die Kapelle von Longsdorf ist eine zweischiffige Hallenanlage zu drei Jochen und dreiteiligem Chor aus dem späten 15. Jahrhundert.
- Grundriss: längsrechteckig (1:0,8), verschieden breite Schiffe; nördliches Schiff querrechteckige Joche (0,9:1); südliches Schiff ebenfalls querrechteckig (1,5:1)
- Stützensystem: oktogonale Pfeiler auf quadratischen Sockeln und oktogonalen Basen mit Eckzier und oktogonalen Kapitellen; an den Außenwänden Halbsäulenvorlagen, mit ebensolchen Sockeln, Basen und Kapitellen; (1:0,2)
- Scheidarkaden: spitzbogig (1:0,7)
- Wölbung: profiliertes Rippengewölbe
- Querschnitt: Gewölbehöhe in beiden Schiffen gleich; Scheitelhöhe zu Kämpferhöhe (1:0,5)
- Fensteranlage: pro Joch ein Rundbogenfenster
- Ostanlage: durch zwei Stufen erhöhter, glatt geschlossener dreiteiliger Chor, Gewölbe im Westen auf Rundpfeiler, im Osten auf Konsolen
- Westfassade: moderner Vorbau, im Innern zweischiffig glatt geschlossen
- Dachform: Satteldach über beide Schiffe, Dachreiter
Luxemburg, Stadt, Kathedrale Maria Trösterin der Betrübten
Die Kathedrale von Luxemburg ist nicht geostet. Der Haupteingang liegt im Norden, der Chor im Süden. Sie war ursprünglich in ihrem älteren Teil die Kirche des vormaligen Jesuitenkollegiums (1613-1621). Für unsere Untersuchung ist dieser Teil bestimmend. Er zeigt eine dreischiffige Anlage zu sechs Jochen mit den Seitenkapellen des ursprünglichen Chores und den darüber liegenden Oratorien. Von den beiden geplanten Türmen über den Oratorien blieb der linke zunächst unvollendet.
- Grundriss: längsrechteckig (1:0,6), Mittelschiff breiter als Seitenschiffe (1:0,3), Mittelschiff querrechteckige (0,7:1), Seitenschiffe längsrechteckige Joche (1:0,6)
- Stützensystem: Säulen auf hohen, ungegliederten oktogonalen Sockeln und attischen Basen, Kapitelle aus Ring, Wulst mit Eierstab und achteckiger Platte, Säulenschäfte mit Band- und Beschlagwerk belegt; an den Außenwänden Konsolen
- Scheidarkaden: spitzbogig, profiliert (1:0,4)
- Wölbung: Kreuzrippengewölbe in allen drei Schiffen
- Querschnitt: gestufter Raum (1:0,8), mit Oberwand (Schildbogen)
- Fensteranlage: pro Joch ein dreibahniges Dreipassfenster
- Fassade: Haupteingang im Norden mit frühbarockem Portal und zwei seitlichen Türmen
- Chorgestaltung: heute erneuert; erhalten sind sterngewölbte Chorjoche als Fortsetzung des Mittelschiffes und über den früheren Seitenkapellen je ein Oratorium; ursprünglich Chorumgang mit Kapellenkranz (vgl. Grundriss)
- Dachform: Satteldach über den drei Schiffen
Mersch, Pfarrkirche St. Michael
Die Pfarrkirche St. Michael ist eine dreischiffige Anlage zu sieben Achsen mit Westvorbau und Chor mit Rundapsis im Osten; Erbauungszeit zwischen 1844 und 1850; spätklassizistisch
- Grundriss: längsrechteckig (1:0,5), Mittelschiff viel breiter als Seitenschiffe (1:0,4), keine Ausbildung von Jochen
- Stützensystem: ionische Säulen auf quadratischen Sockeln
- Wölbung: in allen drei Schiffen Tonnenwölbung über kräftigem Gebälk
- Querschnitt: gestufter Raum (1:0,7), ohne Sargwand
- Fensteranlage: in den Außenwänden Rundbogenfenster
- Ostanlage: Chor mit halbkreisförmiger Apsis, Halbkuppel
- Westfassade: Zweiturmfassade und Vorbau
- Dachform: gestuftes Dach
Niederwiltz, Dekanatskirche Peter und Paul
Der Ursprung und die Baugeschichte der Peter- und Paul-Kirche ermangelt letztlich der Klarheit. Es ist wohl von einer Saalkirche mit Chor im heutigen Nordschiff auszugehen. Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts wurde die Anlage zur zweischiffigen Hallenkirche umgebaut. Sie besteht aus dem alten schmalen Nord-und dem breiteren Südschiff mit polygonalem Chor. Die späteren Um- und Anbauten sind für unsere Untersuchung ohne Relevanz.
- Grundriss: längsrechteckig (1:0,8), südliches Schiff breiter als nördliches (1:0,7), Joche im nördlichen Schiff fast quadratisch(1:0,96), im südlichen Schiff querrechteckig (0,7:1)
- Stützensystem: Rundpfeiler mit quadratischen Sockeln, Basen mit Eckzier, oktogonale Kämpfer, an den Außenwänden Dienste ohne Kapitelle
- Scheidarkaden: spitzbogig, verschiedene Weiten
- Wölbung: in beiden Schiffen Kreuzrippengewölbe mit Schlusssteinen
- Querschnitt: Scheitelhöhe der Gewölbe verschieden; leicht gestufter Raum (1.0,8), Kämpferhöhe gleich
- Fensteranlage: pro Joch ein zweibahniges Dreipassfenster, 18. Jahrhundert
- Ostanlage: Nordchor im Turmuntergeschoss, Südchor polygonal geschlossen
- Westfassade: verloren
- Dachform: Satteldach
Rindschleiden, Pfarrkirche St. Willibrord
Untersuchungen und Ausgrabungen belegen für Rindschleiden als ersten Bau eine romanische Saalkirche mit Rundapsis und einen späteren romanischen Westturm. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die romanische Apsis durch einen quadratischen gotischen Chor ersetzt. Der Umbau des Saalbaus zur dreischiffigen Hallenkirche zu zwei Jochen erfolgte im 16. Jahrhundert. Die Restaurierung von 1953 brachte die Freilegung der Gewölbefresken im Chorraum aus dem 15. Jahrhundert und dem Langhaus aus dem 16. Jahrhundert.
- Grundriss: quadratisch (1:0,99), oblonge Joche in allen drei Schiffen 1:0,6), fast gleiche Schiffbreiten (0,9:1:0,98)
- Stützensystem: Rundpfeiler auf rundem Sockel mit Gesims und figürlichem Kämpfer, diese reines Dekor, an den Außenwänden Konsolen
- Scheidarkaden: spitzbogig mit Profil (1:0,8)
- Wölbung: im Osten einfaches Sterngewölbe, im Westen Rippengewölbe mit Schlusssteinen, Gewölbe mit Fresken ausgemalt
- Querschnitt: gleiche Kämpfer und Scheitelhöhe der Gewölbe
- Fensteranlage: pro Joch ein Fenster in den Außenwänden; im 18. Jahrhundert rundbogig erneuert
- Ostanlage: gotischer Rechteckchor (15. Jahrhundert), moderner polygonaler Abschluss
- Westfassade: Einturmfassade mit Eingang
- Dachform: Satteldach über drei Schiffe und Chor
Septfontaines (Simmern), Pfarrkirche St. Martin
Die Martinskirche ist heute eine dreischiffige kreuzrippengewölbte Hallenkirche zu zwei Jochen mit einem Turmjoch zwischen Langhaus und Chor. Turm und Choranlage gehen auf eine frühere Bautätigkeit zurück. Eine Chorweihe ist für 1310 überliefert. Dieser Chor aus Vorchor, Hauptapsis und zwei Apsidiolen unterlag im frühen 16.Jahrhundert einer Veränderung. Die Nordapsidiole und das erste Joch des nördlichen Seitenschiffes wurde zugunsten einer sterngewölbten Kapelle – heute Sakristei und Empore – aufgegeben.
- Grundriss: fast quadratisch (1:0,98), Mittelschiff mit fast quadratischen Jochen, Seitenschiffe längsrechteckige Joche, Westjoch (1:0,5), Ostjoch (1:0,47)
- Stützensystem: Rundpfeiler auf oktogonalem Sockel, ohne Kämpfer, an den Außenwänden halbrunde Vorlagen auf Sockeln, ohne Kämpfer
- Scheidarkaden: unterspitz (1:0,7)
- Wölbung: Kreuzrippen mit Schlussstein 1517; vorher Balkendecke (Relikte)
- Querschnitt: verschiedene Scheitelhöhen, leicht gestufter Raum (1:0,9)
- Fensteranlage: heute pro Joch ein unterspitzes Fenster
- Ostanlage: polygonal geschlossene Hauptapsis, Chorjoch, Südapsidiole im Norden heute Sakristei und Empore
- Außengliederung: Strebepfeiler
- Dachgestaltung: Satteldach über drei Schiffe; Turm mit spitzem Helm
Vianden, Trinitarierkirche
Die Hallenkirche zu vier Jochen aus dem 13. Jahrhundert bestand ursprünglich aus einem nördlichen Bürger- und einem südlichen Mönchsschiff. Ein etwas erhöhter glattgeschlossener Chor über die Gesamtbreite des Langhauses schloss die Anlage nach Osten ab. Seit 1644 ist dem rechten Schiff ein asymmetrischer, polygonal geschlossener Chor angefügt und im Westen seit Ende des 17. Jahrhunderts eine Orgeltribüne und Ende des 19. Jahrhunderts eine Frauenempore errichtet.
- Grundriss: längsoblong (1:0,85); queroblonge Joche (0,54:1), gleiche Schiffbreiten
- Stützensystem: Rundpfeiler, an den Außenwänden halbrunde Vorlagen, beide auf oktogonalen Basen mit Profilen aus Wulst, Kehle, Wulst; Rundpfeiler mit profilierter oktogonaler Kapitellzone, mit aufgelegten Rosetten, (1:0,2); als Hervorhebung des Übergangs zur Ostanlage ein Bündelpfeiler
- Scheidarkaden: profilierte Spitzbogen (1:0,4)
- Wölbung: flaches Kreuzrippengewölbe in beiden Schiffen mit Schlusssteinen
- Querschnitt: gleiche Kämpfer- und Scheitelhöhe der Gewölbe in beiden Schiffen
- Fensteranlage: Langhaus im Norden pro Joch ein neugotisches Fenster, Chor mit fünf zweibahnigen Dreipassfenster in originalem Maßwerk; im linken Schiff in der Ostwand ein dreibahniges neugotisches Fenster
- Ostanlage: Vorchor über beide Schiffe, im Süden polygonal geschlossener Chor aus späterer Zeit (1644) mit Chorgestühl und aufwendigem Rokokohochaltar
- Westfassade: Querschnittfassade mit Eingangsportal und unregelmäßig angelegtem Rund- und Spitzbogenfenster
- Dachgestaltung: Satteldach über beide Schiffe, Dachreiter; zweiter Dachreiter über Chor mit zwiebelförmiger Haube
- Nordseite: Barockportal
Isolde Köhler-Schommer
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- Alex Langini: Die Dekanatskirche von Niederwiltz. In: Hémecht. Zeitschrift für Luxemburger Geschichte, 63. Jg., Heft 1, Luxemburg 2011, S. 21/22
Redaktion: Oranna Dimmig, Isolde Köhler-Schommer