Monika von Boch
Wandbild, 1974
Fotographik, 2,92 x 1,53 m
Universitätsklinikum Homburg / Medizinische Fakultät
Gebäude 37.3, Orthopädie, Hörsaal-Foyer, 1. Obergeschoss
Objekt Nr. 6
Die Fotographik von Monika von Boch zeigt die vergrößerte Reproduktion einer symbolischen Darstellung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts: Ein gekrümmter Baum, der von einem seitlichen Pfahl gestützt und gerichtet wird. 1741 gab der Franzose Nicolas Andry ein medizinisches Fachbuch mit dem Titel "L'Orthopédie ou L'Art de prévenir et de corriger dans les Enfants les difformités du corps" heraus. In der Publikation, die in den nachfolgenden Jahren in mehrere Sprachen übersetzt wurde, führte Andry die Bezeichnung ‘Orthopädie‘ ein. Die Abhandlung ist mit zahlreichen Kupferstichen illustriert. Die Darstellung des gekrümmten Baumstammes ist einem Kapitel beigefügt, das sich – wie es in der deutschen Übersetzung von 1744 heißt – mit dem Umgestalten der Schenkel und Füße, Unterkapitel Krumme Schenkel befasst. Andry zieht hier den Vergleich zwischen dem gekrümmten Bein eines Kindes, das zu früh, in schwachem Zustand, laufen gelernt hat und dem Bild des Baumstammes: "(...) und wenn, aus Mangel dieser Vorsicht, der Schenkel bereits gekrümmet ist, so muß man so geschwind, als möglich, eine kleine Schiene von Eisen über die hohle Seite des Schenkels legen; dann eine Binde von Leinwand über die Schiene und den buckelichten Ort des Schenkels wickeln (...) Mit einem Wort, man muss sich in diesem Falle, den Schenkel wieder gerade zu machen, verhalten, als wie man sich verhält, den Stamm eines jungen Baumes wieder gerade zu machen." (Aus: Nicolas A. Andry: Orthopädie, über die Kunst bei den Kindern die Ungestaltheit des Leibes zu verhüten und zu verbessern. I. Band. Aus dem Französischen übersetzt durch Philopädion. 1744, S. 276-277) Die Darstellung des gebogenen Baumes wurde zum allgemeinen Symbol der Orthopädie; ein Sinnbild für die deformierte Wirbelsäule, die gerichtet werden soll.
An der Außenwand von Gebäude 84 auf dem Universitätscampus Homburg findet sich eine weitere Darstellung, die auf die Vorlage von 1741 zurückgeht: ein farbiges Mosaik, das vermutlich in den 1920er Jahren entstanden ist und zusätzlich mit dem Goethe-Zitat: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" versehen ist. Monika von Boch dürfte dieses Mosaik gekannt haben. Für ihre eigene Arbeit griff die Künstlerin jedoch auf die originale Darstellung aus dem Jahre 1741 zurück, die sie fotografierte und mittels eines technischen Verfahrens in eine wandhohe Fotographik umsetzte.
Die Arbeit von Monika von Boch gehört zu jenen Kunstwerken auf dem Gelände der Universitätsklinik Homburg, die in inhaltlichem Bezug zu der im jeweiligen Gebäude gelehrten und praktizierten Heilkunde stehen.
Bibliografie
Redaktion: Oranna Dimmig
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