Volker Scheiblich wurde 1953 in Ottweiler/Saar geboren. Er studierte von 1975 bis 1981 an der Universität Mainz Kunst und Kunstgeschichte. Scheiblich arbeitet als Künstler und Kunsterzieher. Die Freude am Malen begleitet ihn seit seiner Kindheit.
Seine künstlerische Laufbahn beginnt eigentlich schon während seiner Studienzeit, in die auch die ersten Ausstellungen gehören. Es entstehen neben Landschafts- und Objektzeichnungen auch Stilleben und Batiken. In den späten 1970er Jahren wandte er sich nach diesen Anfängen dem Figürlichen zu. Sein Gegenstand ist der Mensch.
Volker Scheiblich bringt die Bilder unmittelbar ohne Skizzen und Vorstufen auf den Malgrund. Er hat lediglich eine ungefähre Vorstellung von dem, was entstehen soll. Nach und nach entwickelt sich eine Bildlösung. Sie geht von einer Grobform aus und ist vollendet, wenn Inhalt und Form stimmen.
Ursprünglich führte Volker Scheiblich seine Zeichnungen in Schwarz-Weiß aus und begründete dies mit der gefühlsmäßigen Ablehnung aller Farbtheorien. Heute bedient er sich der unterschiedlichsten Materialien für seine bildnerische Gestaltung. Er nennt die entstehenden Arbeiten Mischtechniken. Ein Gemisch aus Asche und Kleister bildet die Fläche und ist Ansatzpunkt für die figurative Gestaltung. Andere Materialien wie Blei-, Bunt- und Wachsstifte, aber auch Wasserfarbe, Kugelschreiber - überhaupt alles, was Spuren und Linien hinterlässt, wird eingesetzt. Er macht Abfall, Fundstücke, Weggeworfenes für seine Arbeiten fruchtbar. Er kann alles gebrauchen und sucht den Widerstand im Material. Die dialektische Synthese zwischen kulturell etablierten und nicht etablierten Stoffen, zwischen Farbe und Fundstück liefert Volker Scheiblich ein unwiderstehliches Angebot für seine Bilder. Eingetrübte Farben und immer wieder Schwarz sind Ausdrucksträger direkter Lebens- und Malimpulse.
Seine Arbeiten geben Bildern aus den Tiefen des Unbewussten sichtbaren Ausdruck. Sie treten in Opposition zu Tendenzen rationaler und geometrischer Formgebung. Die Themen resultieren aus der Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit des Menschen, der das Leid, das er verursacht, zu beseitigen und zu lindern sucht. Die Ausformung, der aus solchen Quellen fließenden Expressivität, gibt der bildnerischen Gestaltung Leben und Kraft. Sie schlägt sich in emotionalen Ausdrucksgesten nieder, bleibt beim figürlichen Sujet und behauptet sich in der Bildorganisation.
Die Gestalten sind eine Versammlung von Figuren und Köpfen, Einarmigen und Krummbeinigen. Neben schemenhaften Strichmännchen wuchern anatomische Fragmente. Phallische Gebilde recken und krümmen sich neben der psychisch und physisch gebeutelten Kreatur. Die Arbeiten transportieren Inhalte. Immer geschieht etwas. Dunkelräume stürzen auf die Figuren ein. Verschiedene räumliche und inhaltliche Darstellungsebenen sind verknüpft. Dieses gleichzeitige Aufzeigen mehrerer Aspekte ist beklemmend, erzeugt Irritationen und übersteigt die Vorstellungskraft. Auf den Bildern werfen Menschen ihre Schatten. Es passiert etwas, das ernsthaft zu betrachten ist. Dieses Schattenreich zeigt eigentlich eine verborgene Seite des Lebens. Das Bild ist Ausdruck einer inneren Befindlichkeit. Es ist die kreative Umsetzung einer subjektiven Welterfahrung, die das Sein des Menschen und dessen Bedrohung durch seinesgleichen reflektiert.
In den 1980er Jahren entstehen kleinformatige, ausgewogene Landschaftsbilder. Die im Atelier entstehenden Zeichnungen fußen auf Volker Scheiblichs eigenen Naturbetrachtungen. Es sind Einzelmotive, die er für seine Auseinandersetzung mit der Natur fruchtbar macht. Die menschliche Existenz steht in keiner vordergründigen Beziehung zu seiner Darstellung. Eine Reihe monochromer fein empfundener Blätter sind das Ergebnis.
Die Bilder, die Volker Scheiblich zeigt, sind selten geworden, aber noch vorhanden. Er fragt sich: "Wie lange kann es das noch geben?" Er vermeidet Darstellungen für ihn unerfreulicher Sachverhalte, bringt aber dennoch in seinen Zeichnungen die Verletzung der Natur subtil zum Ausdruck, Er will "...eine dialektische Betrachtung" seiner Landschaften. Es ist eine vordergründig intakte Natur, der sich aus irgendeinem Winkel die Bedrohung nähert. Die Objektkunst Volker Scheiblichs besteht hauptsächlich aus aufrecht stehenden Figuren, die frontal ausgerichtet sind. Sie sind aus allerhand abgelegten Materialien und Fundstücken gefertigt. Die Physiognomie, der rundlichen, greulichen und furchteinflößenden Köpfchen wirkt bedrohlich, mutet archaisch an. Diese grotesken Figuren zeigen in ihrer gespenstischen Hintergründigkeit in Abgründe, die kein Ende finden.
Mit dem "Stelenwald" sind die plastischen Arbeiten Volker Scheiblichs 1996 erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. In dem Arbeitsbuch "Kistenbewohner", einer Sammlung von Fragmenten, Notizen, Skizzen, Collagen und anderem mehr, hat er sich dem Thema der Stele genähert. Er schuf einen Stelenwald aus 53 Einzelstücken. Sie bestehen aus verschiedenen Materialien und Holz und erreichen eine Höhe bis zu 1,35 m. In ihren figurativen Elementen ist die anthropogene Herleitung der Stele mitgedacht. Die Stelen bilden ein Ensemble und sind frontal präsentiert. Diese Anordnung ermöglicht die direkte Begegnung zwischen Werk und Betrachter. Eine quadratische Holzplinthe dient der Befestigung der aufrechtstehenden Flachkörper aus Holz, auf denen die Köpfe mit ihren abartigen, ungewöhnlichen Gesichtern, der "Kistenbewohner" sitzen.
In dem Arbeitsbuch "Kistenbewohner" geht Volker Scheiblich näher auf den Themenbereich der Stelen ein: "Sind sie gereihte Trophäen, verharrend, körperlos, mit offenen oder geschlossenen Mündern, Getränken fern, die sie stets nähren sollten? Einige werden draußen bleiben, aber immer mehr werden es sein, die sich dort angekommen wähnen..."
Isolde Köhler-Schommer
Redaktion: Isolde Köhler-Schommer, Oranna Dimmig
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je Kunstwerk | 50 € | 30 € | 80 € |
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