Siegfried Pollack wurde am 8. Juni 1929 in Forst/Lausitz geboren. 1939 zog seine Familie, bedingt durch berufliche Veränderungen des Vaters, nach Bremen. Nach dem zweiten Weltkrieg absolvierte Siegfried Pollack ein einjähriges Volontariat in einer Bremer Druckerei. Parallel leistete er praktische Hilfe beim Wiederaufbau der Kunstschule Bremen. Dies war gleichzeitig die Voraussetzung zur Aufnahme in diese (heute: Staatliche Kunstschule – Meisterschule für das gestaltende Handwerk), wo er zwischen 1946 und 1948 in der Zeichenklasse studierte. Auf eine Ausschreibung hin arbeitete Siegfried Pollack während seines Studiums als Entwurfszeichner und Modelleur für Silberwaren bei der Bremer Silberwarenfabrik. Er schloss ein zweisemestriges Studium in der Bildhauerklasse an.
Die Ausbildung zum Silberschmied und Modelleur absolvierte Pollack von 1948 bis 1949 an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau – Fachschule für das Edelmetallgewerbe, um auch seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Metallgestaltung zu vertiefen. Dabei erwarb er grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten in der Goldschmiede- und Emailtechnik, im Ziselieren sowie Modelliereren und dem Entwerfen von Silberwaren. Aus dieser Zeit stammt die Porträtskulptur des Industriedesigners H. Löw. Nach Abschluss dieser Ausbildung kehrte Pollack nach Bremen zurück, wo er bis zum Jahr 1952 bei der Bremer Silberwarenfabrik AG (BSF) als Entwurfszeichner und Modelleur für Bestecke tätig war.
Sein Wunsch, sich künstlerisch weiterzuentwickeln, führte Pollack ins Saarland. Er entschloss sich, an der Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken zu studieren. Er belegte die Grundlehre bei Boris Kleint und Oskar Holweck und besuchte die Grafikklasse bei Hannes Neuner. Zu Beginn des Studiums arbeitete Pollack zeitweise als Bauhilfsarbeiter, führte Metall- und Grafikerarbeiten aus und war im Zeichenbüro der Saarbrücker Zeitung tätig. 1953 richtete Pollack sein Atelier in Saarbrücken ein und war als freischaffender Grafik- und Metalldesigner tätig. Es entstanden zahlreiche individuelle Design-Arbeiten für den privaten und den öffentlichen Raum.
1958 erhielt Pollack die Goldmedaille der Handwerkskammer Metz / Frankreich.
Pollack führte auch größere Aufträge im sakralen Raum aus, wie zum Beispiel das Kupferkreuz am Friedhofseingang in Wadgassen (1963) und die Türen der Katholischen Kirche St. Josef in Elm-Sprengen (1965).
In dieser Zeit entstand auch die Amtskette für den Oberbürgermeister der Kreisstadt Saarlouis, die 1969 feierlich übergeben wurde. Neben den für Saarlouis typischen Symbolen wie Stadt-Wappen, Festungsstern und Rathausturm sind auch die entsprechenden Symbole für die einzelnen Berufsstände dargestellt, ausgeführt in Email-Zellenschmelz.
Seit den 1960er Jahren wurde für Siegfried Pollack die Kunstvermittlung immer wichtiger. Durch seine Tätigkeit bei der Stadtjugendpflege der Stadt Saarbrücken angeregt, beschloss er, eine Zusatzausbildung für musisch-technische Lehrer zu absolvieren. Nach erfolgreichem Abschluss trat Pollack 1967 in den saarländischen Schuldienst ein und war bis 1991 als Kunsterzieher am Staatlichen Realgymnasium Dillingen/Saar (heute Albert-Schweitzer-Gymnasium) tätig. Zwischen 1973 und 1975 absolvierte er auch erfolgreich ein pädagogisches Studium für Kunsterziehung und Arbeitslehre an der Pädagogischen Hochschule in Saarbrücken
In den 1970er Jahren erhält Pollack weitere Aufträge für den öffentlichen Raum, so zum Beispiel für das Wandrelief an der Turnhalle der Bachtalschule in Schwalbach-Elm, das das sportliche Tun an diesem Ort symbolisiert.
Von 1980 bis 1996 war er auch an der Schwalbacher Malschule tätig, die er von 1994 bis 1996 leitete. Seit 1981 gehört er der Künstlergruppe Untere Saar e.V. an, der er zwischen 1988 und 1991 vorstand. Seit 1988 ist er Mitglied im Bund Bildender Künstler und Member of international Association of Hand Papermakers and Paper Artists.
Während seiner künstlerischen Tätigkeit unternahm er zahlreiche Studienreisen. Ein Stipendium des saarländischen Kulturministeriums ermöglichte ihm 1983 einen längeren Aufenthalt in der Provence.
In den 1970er Jahren begann die intensive Beschäftigung mit der Malerei. Waren seine ersten Bilder noch stark durch naturalistische Malweise geprägt, so setzt er sich nun mit Abstraktion, Form, Farbe und freier Komposition auseinander. "Chaos ordnen, Gleichgewicht herstellen" wurde für Pollack in den folgenden Jahrzehnten zum zentralen Thema. Nicht die Natur sollte kopiert werden, sondern mit den Mitteln der Natur sollte Neues entstehen. Seit Mitte der 1980er Jahre entstanden Pastellarbeiten, die bereits den Weg zur Abstraktion ahnen lassen. Die darzustellenden Gegenstände, Landschaften oder Personen werden in klare geometrische Formen zerlegt.
Bis 1995 dient Siegfried Pollack Papier als Trägermaterial. Papier bietet dem Künstler jedoch eine große Anzahl weiterer Gestaltungsmöglichkeiten. Papier kann durch Zerknüllen, Schneiden, Falten, Reißen jede beliebige Form annehmen. Es kann durch Prägen, Löchern, Nähen und Einschneiden seine Oberfläche verändern. Die Anziehungskraft und Einzigartigkeit des Papiers als künstlerischem Material hat bewirkt, dass sich Siegfried Pollack mit großer Leidenschaft der Technik des Papierschöpfens mit allen Facetten verschrieben hat. Die Vielzahl von Bildern, Reliefs und Objekten aus handgeschöpftem Papier zeugen vom unerschöpflichen Gestaltungspotenzial des Künstlers. Beispielsweise verarbeitet Pollack Zwiebelschalen, Flachs, Baumwolle, Rhabarber, Spargel, Altpapier u.v.m. zu einem Papierbrei. Bei den Papierarbeiten stehen das Material und die diesem innewohnende Struktur und Farbigkeit im Mittelpunkt. Es wird farblich sortiertes Papier verwendet oder spezielle Farben dem Papierbrei beigemengt, so dass der Eindruck entsteht, er "male" seine Bilder mit Papierbrei.
Pollack beschränkt sich jedoch nicht auf die traditionelle Art, Papier mit einem Schöpfrahmen herzustellen, um zweidimensionale Werke entstehen zu lassen. Unter Zuhilfenahme von Schablonen aus Pappe und der Verwendung von verschiedenen Materialien wie z.B. Draht, Steine, Eisen oder Kunststoff entstehen Papierskulpturen und -reliefs.
Siegfried Pollack konnte 2005 den Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung des großen Fensters im neu errichteten Verwaltungs- und Dienstleistungszentrums der Gemeinde Schwalbach (Grundsteinlegung 2004, Architekturbüro Huppert und Huppert, Saarbrücken) für sich entscheiden. Dargestellt ist Schwalbach als lebendige Gemeinde mit seiner Geschichte, seinen Traditionen und dem gesellschaftlichen Wandel. Die waagerechten Elemente zeigen Bodenständigkeit, die senkrechten verweisen auf Wachstum und Weiterentwicklung. Die einzelnen Farbfelder symbolisieren die gesellschaftlichen Schichten, aber auch Ortsteile der Gemeinde. Kleine quadratische Felder gewähren Ein- und Ausblick in die Vergangenheit und Gegenwart. Ein turmartiges Gebäude auf der linken Seite ruft Erinnerungen an einen Förderturm wach, ein Hinweis auf den Bergbau, der bis zum Jahr 2012 ein wesentlicher Faktor des wirtschaftlichen Lebens im Saarland darstellte. Unterschiedliche Helligkeitsabstufungen symbolisieren die Veränderung und den Wandel des Gemeinwesens, das nichts Starres und Rückwärtsgewandetes besitzt, sondern sich immer wieder auf die neuen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen einlässt und daran wächst. Die Farben sind symbolhaft zu deuten: Grau- und Ockertöne deuten auf Erdverbundenheit, Landwirtschaft und die Ernte, gleichzeitig geben sie auch einen Hinweis auf die Arbeit unter Tage (Bergbau). Die Farbe Blau"deutet auf die zahlreichen kleinen Wasserläufe und Fischteiche der "Bachtalgemeinde" Schwalbach. Ebenso haben die Farben des Gemeindewappens Gelb, Blau, Grau und Rot Verwendung gefunden.
Siegfried Pollacks künstlerischer Lebensweg ist gekennzeichnet durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien, ob Gold, Silber, Email, Kupfer, Acryl, Papier oder Glas. Dabei stehen von Beginn an immer die Reduktion der Formen und die Abstraktion im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit.
Claudia Wiotte-Franz
Quelle: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Archiv, Bestand: Pollack, Siegfried (Dossier 573)
Redaktion: Doris Kiefer
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