"Kartonschnitt" nennt Gabriele Eickhoff die künstlerische Technik, die ihren aktuellen Arbeiten zugrunde liegt. Schnitte, Ritzungen und Kratzer - mehr oder minder tief mit dem Messer in die Oberfläche getrieben - verleihen den Bildträgern eine reliefartige Textur. Das Aufbrechen der Bildfläche markiert einen wichtigen Punkt innerhalb einer künstlerischen Entwicklung, die über nunmehr vierzig Schaffensjahre hinweg aus der Gegenständlichkeit heraus in die Abstraktion gefunden hat.
Gabriele Eickhoff wird 1947 in Braunschweig geboren und kommt - bedingt durch die berufliche Neuorientierung ihres Vaters - im Alter von elf Jahren mit der Familie ins Saarland. Nach dem Abitur absolviert sie die Grundlehre bei Oskar Holweck an der Staatlichen Werkkunstschule in Saarbrücken. Es folgt das Studium der Bildenden Kunst und der Kunstgeschichte an der Universität Mainz, anschließend ein Referendariat in Koblenz. 1973 ins Saarland zurückgekehrt, nimmt Gabriele Eickhoff ihre Lehrtätigkeit am Robert-Schuman-Gymnasium in Saarlouis auf, die sie bis zum Sommer 2010 ausübt. Daneben unterrichtet sie mehrere Jahre an der HTW in Saarbrücken das Fach Kunstgeschichte. Gabriele Eickhoff sucht die Auseinandersetzung mit den Schülern und Studenten, erhält durch die Arbeit mit den jungen Menschen wertvolle Impulse. Konsequent treibt sie ihre eigene künstlerische Entwicklung voran, pflegt den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und nimmt regelmäßig an Ausstellungen und Projekten teil.
Den Beginn ihres eigentlichen künstlerischen Schaffens datiert Gabriele Eickhoff in die 1970er Jahre. Noch stark figurativ geprägt, stellen die frühen Arbeiten der Wahl-Saarländerin den Menschen als Bezugsobjekt in den Mittelpunkt des Geschehens. Hier greift die Künstlerin, dem Zeitgeist der Siebziger gemäß, politische, soziale oder umweltrelevante Themen auf, integriert sie in ihre eigenwilligen Bildwelten.
Als typische Darstellung der frühen Jahre stellt sich beispielsweise die Farbstiftzeichnung "Smog" von 1976 dar. Sie zeigt eine aus Wolkenkratzern und Fabrikschornsteinen zusammengebaute Kunstfigur. Aus Rohren und Düsen quellen schmutziggraue Rauchschwaden hervor, während die zum Greifer mutierte rechte Hand das Wort "Prison" notiert. Die komplexe, aus eng miteinander verzahnten Bildeinfällen gefügte Komposition besitzt ausgesprochen erzählerischen Charakter, Linien und Flächen bestimmen den Bildaufbau.
Von Anfang an ist die Linie im Werk von Gabriele Eickhoff das vorherrschende Ausdrucksmittel. Schon während des Studiums gehört das Zeichnen zum regelmäßigen "Tages- bzw. Nachtwerk" der Künstlerin. Beim Fabulieren mit dem Stift lässt sie ihrer Phantasie freien Lauf. Skurriles, Heiteres, Nachdenkliches - was auch immer aus der Feder fließt - wird unmittelbar zu Papier gebracht. Stets in sich stimmig und durchgestaltet, füllen die phantastischen Motive ganze Skizzenbücher, die die Studentin zur regelmäßigen Wochenkorrektur vorlegt. Nicht von ungefähr wählt sie "Zeichnen" als Examensfach. Bis heute stellen die Skizzenbücher einen festen Bestandteil im Schaffen von Gabriele Eickhoff dar, mehrere hundert Stück sind im Laufe der Jahrzehnte entstanden. Getragen von einem schier unerschöpflichen Ideenreichtum, gehen sie weit über den Status reiner "Fingerübungen" hinaus.
Feder und Farbstifte sind auch die Darstellungsmittel der 1977 entstehenden Zeichnung "Atomar". Hier feuert ein roboterähnlicher Angreifer mit seiner Waffe, einer Mischung aus Kampfflugzeug und Maschinengewehr, auf sein wehrloses Gegenüber. Bomben fallen auf den in Felder gegliederten Landschaftskörper - Mutter Erde ist der völligen Vernichtung preisgegeben. Wiederum fasst die Künstlerin das Thema figürlich auf, übersetzt es in einen zwischenmenschlichen Konflikt.
Die kritische Beleuchtung aktueller Themen lässt sich auch in den Arbeiten der 1980er Jahre beobachten. So etwa in der Farbstiftzeichnung "Wer verliert hier das Gesicht?" (1983), die sich im Rahmen des europäischen Ausstellungsprojekts "1984" mit dem berühmten Roman von George Orwell auseinandersetzt. In Gabriele Eickhoffs Beitrag taucht der Kopf des "großen Bruders" wie ein riesiger aufgeblasener Ballon im Hintergrund auf und beherrscht die Szene mit seinen starren, allgegenwärtigen Augen.
Einer literarischen Vorlage folgt auch die 1986 in Mischtechnik entstandene Darstellung "Wir haben die Erde gekränkt". Dort nimmt die Künstlerin Bezug auf das gleichnamige Kurzgedicht von Reiner Kunze. Die Erde ist als vermenschlichtes Wesen interpretiert: Mit blutigen Krallen reißt es sich selbst entzwei.
Vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung entsteht die Zeichnung "Kraftprobe" (1989). Ost- und Westdeutschland sind hier in den Gestalten eines unnahbaren Mannes und einer verführerischen Frau wiedergegeben. Im Vergleich zu den Arbeiten der siebziger Jahre hat sich Gabriele Eickhoffs Zeichenstil deutlich entwickelt, ist sichtlich feiner und differenzierter geworden. Die Künstlerin hat die einzelnen Bildelemente präzise und bis ins Detail genau erfasst. Der Geschlossenheit der männlichen Gestalt antwortet die Extrovertiertheit des bunt schillernden, in filigrane Strukturen "aufgespaltenen" weiblichen Körpers.
Immer wieder begegnet man im frühen Werk von Gabriele Eickhoff skurrilen Fabelwesen, rein aus der Phantasie geschaffenen Figuren in bizarrem Gewand. Sie stecken voller Anspielungen und Symbole, geben bisweilen Rätsel auf. In der 1988 entstandenen Holzarbeit "Objekt" verlassen die phantastischen Wesen die Bildfläche und treten als Elemente eines mehrteiligen Gehäuses in den Raum hinaus. Der Raum bzw. die Auseinandersetzung mit dem Lebensraum an der Saar ist auch das Thema dieser Arbeit, die die Künstlerin für die Ausstellung "Saarabande" im Bonner Frauenmuseum gestaltet hat. Für die Umsetzung ihrer Idee hat Gabriele Eickhoff einen altarähnlichen Aufbau geschaffen, wobei die Wahl der Bildform nicht religiös bedingt ist, sondern der Möglichkeit Rechnung trägt, mehrere Bildebenen gleichzeitig in einen komplexen Zusammenhang einzubeziehen. In der "Predella", einem nach vorne hin offenen Kasten, kann man die Symbole der am Fluss gelegenen Industrielandschaft erkennen, die eng mit der Kohle und deren Abbau verknüpft ist. Darüber sind die beiden Tafeln des "Diptychons" angebracht. Sie erinnern an die Seiten eines aufgeschlagenen Buchs und erzählen die Geschichte der Region in Bild und Schrift. Die an den Kanten anmontierten Holzfiguren nehmen in Gestalt farbig gefasster Naturgeister Bezug auf das "im Text Erdachte" (Eickhoff). Zu den Seiten hin ausgeklappt, verflüchtigen sie sich zu Schattenrissen.
Die Ausstellung "Saarabande" ist nur eines von zahlreichen Projekten, die Gabriele Eickhoff im Laufe der Jahrzehnte gemeinsam mit den Kolleginnen der "Künstlerinnengruppe Saar" realisiert. Mit Malaktionen und Ausstellungen wie etwa "Gewalt und Eros" (1987), "Aktion Kunst live" (1990), "Wasser, Feuer, Raum" (1990), "Dialoge" (1990/1991), "Ursprung – Zivilisation" (1995) oder "Zeitgehäuse" (2001) stellen die Frauen ihre Arbeiten in größere künstlerische und thematische Zusammenhänge. Unter Tage oder während mehrerer Irland-Aufenthalte gewonnene Eindrücke werden in Präsentationen und Mappenwerken vorgestellt. Darüber hinaus pflegt die Gruppe Kontakte zu auswärtigen Kunstschaffenden - etwa zu Malerkolleginnen aus Dresden und Lübeck - oder arbeitet mit SchriftstellerInnen aus der Emscher-Ruhr-Region (2000).
Gabriele Eickhoff schätzt den künstlerischen Austausch und geht doch stets ihren eigenen Weg. In den neunziger Jahren zeichnet sich ein großer Umschwung in der Bildauffassung der Malerin und Grafikerin ab. Werktitel wie "Aufbrechen" oder "Durchbrechen" weisen die Richtung. Hatte Eickhoff bereits in den Arbeiten der späten Achtziger begonnen, die Geschlossenheit der Oberfläche "aufzusplittern", treibt sie diesen dynamischen Prozess im Folgenden weiter, erhebt ihn in der Darstellung "Hartnäckig aufbrechen" von 1990 sogar zum Bildthema. Rätselhafte, nur noch fragmentarisch erkennbare Gestalten sind im Begriff zu zerbersten, befreien sich aus dem formal wie auch figürlich gebundenen Zusammenhang - ein Vorgang, der als übergreifender, das Schaffen der Künstlerin selbst charakterisierender Prozess verstanden werden kann. Über ihn findet Gabriele Eickhoff zu einem freieren Umgang mit Form, Farbe und Komposition.
In der 1993 entstandenen Darstellung "Nachtkörper aufgebrochen" erscheint die Bildanlage sichtlich gestrafft. Die kleinteilig-nervöse Zersplitterung der Motive ist nun einer Konzentration auf wesentliche bildübergreifende Formbezüge gewichen. Flächige Zonen formieren sich zu einer Art Binnenraum. In diesem baut sich ein Spannungsfeld aus spitz zulaufenden Winkeln und Keilformen auf. Im Hintergrund erstreckt sich der nächtliche Himmel. Er scheint von winzigen Sternen belebt - ein Effekt, den die Künstlerin durch Perforierung des Malgrundes erreicht. Insgesamt wirken die Bildelemente wie ausgeschnitten, erinnern nicht zufällig an die Struktur grober Holzschnitte. So etwa die der zeitgleich entstandenen Druckgrafik "Kopfprofil" von 1993. In der dunklen, scharfkantig beschnittenen Fläche mag man die Form eines von der Seite erfassten Kopfes erkennen. Eine ungelenk in den Grund getriebene Kerbe spaltet das Gebilde der Länge nach auf, gibt der undurchdringlichen Silhouette ein Gesicht.
In dem Holzschnitt "Verbindungen" entfaltet die Linie, nun gänzlich losgelöst von gegenständlichen Vorbildern, ihre volle Aussagekraft. Das Blatt entsteht im Sommer 1998 während eines zweimonatigen Aufenthalts im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. In einem Katalogtext beschreibt Gabriele Eickhoff die damalige Situation: "Die intensive und lebendige Kommunikation zwischen Autoren, Komponisten, Musikern, Literaturwissenschaftlern, Bildenden Künstlern prägte einen Sommer lang meine Atelierarbeit in der wunderbaren Abgeschiedenheit der Mark Brandenburg circa 80 km südlich vom brodelnden Berlin entfernt … die besondere Ruhe und Stille von Schloß und Landschaft … ermöglichten mir gute Konzentration auf die künstlerische Arbeit." In diesem fruchtbaren, im positiven Sinne ambivalenten Umfeld findet Eickhoff zu einer Synthese zwischen Ruhe und Aktivität. Diese spiegelt sich auch in der Komposition des Werkes wider: "Der Holzschnitt Verbindungen zeigt zwei blockhafte schwarze Segmente, die sich gegenüberstehen, darübergespannte Linienschwünge, Verstrebungen verbinden diese eher statischen Blöcke miteinander. Diese Querverbindungen sind das dynamische Element der Gestaltung und stehen für die Kraftfelder, die hier entwickelt werden, sei es mit Tönen, Worten oder Bildzeichen. Die zwei schwarzen Felder, in der Mitte getrennt voneinander, weisen Ruhe, Statik, Festigkeit auf, die Verstrebungen dagegen halten und durchbrechen die Felder gleichzeitig, sodaß sich Dynamisches mit Statischem verbindet, dieses gleichsam aufbricht." (Eickhoff).
Im Zusammenhang mit den Künstlerbüchern, die Gabriele Eickhoff gemeinsam mit saarländischen Autoren wie Aloys Ohlmann, Bernd Philippi und Gerhard Tänzer gestaltet, stellt die Grafikerin die Ausdruckskraft der Linie in Beziehung zu der des Wortes. Die sparsame, auf das Wesentliche der Bildaussage konzentrierte Liniensprache wirkt nicht erzählerisch, sondern assoziativ. Die Künstlerin lässt sich vom Klang der Worte zu eigenschöpferischen Formgebilden anregen - die Linie folgt hierbei ihren eigenen Gesetzen.
"Kraftlinien" entfalten sich in den beiden Fettkreidezeichnungen von 1999. Farblich verdichteten "Kraftzentren" entspringend, strahlen sie in die Fläche aus oder wachsen wie kräftiges Wurzelwerk in den freien Bildraum hinein.
Auch in anderen grafischen Techniken ist die Künstlerin zuhause: Von Witz und Phantasie zeugen beispielsweise ihre frühen Aquatinten, die bereits Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre entstanden sind. Dem groben Duktus der Holzschnitte stellt Eickhoff die feine Strichführung ihrer Kaltnadelarbeiten gegenüber. So etwa in dem Blatt "Einschnitt" aus dem Mappenwerk "quatres artistes" von 2005.
Die Linie wird im Laufe der Jahre immer eigenständiger. Vor allem die geschnittene Linie, von der Technik des Holzschnitts inspiriert, beginnt sich - nicht nur im grafischen, sondern auch im malerischen Werk von Gabriele Eickhoff - zu etablieren. Die ersten Kartonschnitte entstehen. Diese Entwicklung wird während der Wochen auf Schloss Wiepersdorf entscheidend vorangebracht. "Die Dichte der Atmosphäre hier", so schreibt die Künstlerin, "führte zu einer Verdichtung in meiner Arbeitsweise, ob im Holz- oder im Kartonschnitt …". Gabriele Eickhoff probiert sich aus, experimentiert mit verschiedenen Bildträgern und -techniken.
Zeugnis davon legt die in Wiepersdorf entstandene Darstellung "Grenzlinien aufbrechend" (1998) ab. Die Komposition ist aus geometrischen Bildelementen aufgebaut. Neben- bzw. übereinander gelegte Rechtecke und Streifen arrangieren sich in einem orthogonalen Gefüge. Hier hat die Grafikerin die Strenge der Bildanlage in besonderer Weise "aufgebrochen". Sie bearbeitet die Oberfläche mit dem Messer, erzeugt so feine Ritzungen und Punkte, die nicht nur die Bildhaut angreifen, sondern auch die Grenzen zwischen den geometrischen Elementen in Frage stellen. Dichte waagerechte Gravuren ziehen über das markante Balkenmotiv im linken Vordergrund hinweg, an einer "aufgekratzten" Stelle rechts oben scheint der helle Bildgrund durch die Farbdecke eines gelben Rechtecks hindurch. Die Behandlung der Malfläche mit einem spitzen Gegenstand - in Ansätzen schon in der Darstellung "Nachtkörper aufgebrochen" (1993) zu beobachten - wird für das Schaffen von Gabriele Eickhoff von grundlegender Bedeutung.
Anders gestaltet sich auch der Umgang mit der Farbe. Die Künstlerin verwendet natürliche Pigmente, die sie mit den Fingern schichtweise in den Malgrund einarbeitet. Transparenz und Leuchtkraft bleiben auf diese Weise erhalten. Die feine, unmittelbar aufgetragene Substanz verleiht der Oberfläche eine zart changierende Textur. Hierbei erweist sich der Karton als ideales Trägermaterial, auf dem sich die Eigenschaften der ungebundenen Farbe optimal entfalten können.
Überdies findet die Malerin zu einem ganz neuen, architektonisch anmutenden Bildaufbau. Auch im Folgenden arbeitet sie mit geometrischen Flächen und Formen, setzt diese in ein spannungsvolles Verhältnis zueinander.
Im Kartonschnitt "Raum/Segmente" (2004) lotet Eickhoff die Grenzen zwischen Fläche und Raum aus. Zu sehen sind mehrere unterschiedlich große Rechteckformen, die über den zweigeteilten Bildgrund hinweg miteinander korrespondieren. Partielle Überschneidungen verwandeln die Fläche in ein raumhaltiges Gebilde. Dieser Eindruck wird durch die Gegenüberstellung von vor- und zurücktretenden Farbwerten unterstützt.
Verschiedene Bildlösungen spielt Eickhoff im Rahmen der zwölfteiligen Kartonschnitt-Serie "Verschiebungen" (2008) mit wenigen Rechteckformen durch. Durch Umverteilung von Farbe, Form, Größe und Position erreicht sie unterschiedliche "Gewichtungen".
Auf dem variablen Spiel mit den Möglichkeiten basiert auch das System der "Schiebekästen" (2003). Hintereinander gestaffelte Bildtafeln schließen sich zu mehrschichtigen Kompositionen zusammen. Durch Verschiebungen der einzelnen Platten ergeben sich wechselnde Bildmuster. Die Affinität der Künstlerin zu dreidimensional gebauten Objekten - schon in dem Diptychon von 1988 offenbar - spricht sich auch in einer Serie von "Objektkästen" (1995) aus. Hier ordnet Eickhoff sowohl gedankliche als auch materielle "Fundstücke" ("objects trouvés") in ein System aus miteinander verbundenen Rahmenkästen ein.
Trotz gelegentlicher Ausflüge in die Dreidimensionalität bleibt Gabriele Eickhoff jedoch grundsätzlich der Fläche treu. Etwa ab 2003 finden die "Farblandschaften" Eingang in das Schaffen der Malerin. Es sind dies Kompositionen, die, zwar durchaus von realen Landschaften bzw. Landschaftserlebnissen inspiriert, gänzlich unabhängig von konkreten Natur-Vorbildern entstehen.
Werke wie "Landscape with orange - blue and grey" (2011) oder "Disposition Nr. 1 – Landscape" (2008) zeichnen sich durch einen konstruktiven Aufbau und eine klare Formensprache aus. Hier setzt die Künstlerin auf rechte Winkel und gerade Linien. Größere und kleinere Quadrate und Rechtecke ordnen sich auf der Fläche an. Neben- oder übereinander gesetzt, schließen sie sich bisweilen zu dichten Formgefügen zusammen. Sie folgen einem orthogonalen Bezugssystem, das etwa in Gestalt schmaler Streifen oder Linien anklingt, die sich hier und da stabilisierend zwischen die einzelnen Elemente schieben, Flächen teilen oder Zäsuren markieren. Meist baut sich zwischen den Bildmotiven Spannung auf. Dicht besetzte Partien werden mit Leerflächen konfrontiert, Schwerpunkte verschieben sich nach oben, vereinzelte Vierecke schweben scheinbar frei im Bildfeld. Immer wieder gelingt es der Künstlerin, Gegengewichte zu schaffen, "instabile" Konstellationen auszugleichen und die Bildelemente in eine übergreifende Ordnung einzubinden. Hier geht es um Gewichtungen: Formen und Farben halten sich in gegenseitiger Balance, wobei der formalen Reduktion ein behutsamer Umgang mit dem Kolorit entspricht. Ausgewählte Buntwerte von verhaltener Leuchtkraft - ein gedämpftes Gelb etwa oder ein hell schimmerndes Lachsrosa - dominieren die in fein abgestuften Grau-, Beige- oder Brauntönen gehaltenen Formen und Flächen. Hier und da tun sich buntfarbige Akzente - ein leuchtend blauer Streifen oder eine orangenfarbene Linie - hervor, schwarze oder weiße Vierecke setzen gewichtige Akzente.
In Farbe umgesetzte Stimmungs-Eindrücke spiegeln sich etwa in den ausgedehnten Bild- Sequenzen der "Landschaftsschichten (Paysage Nord)" von 2003, während sich die Komposition "Little Landscape" (2010) mit dem Thema "Farbraum" befasst.
Bezieht die Darstellung "Little landscape" noch geometrische Strukturen in den Bildaufbau mit ein, haben sich diese in den beiden Fassungen der "Landscape grey" von 2011 weitgehend aufgelöst. Die frei aufgetragenen Farbzonen fließen sanft ineinander über. Durch die besondere Art ihres Auftrags entstehen "Wischungen", gestische Spuren, die die schaffende Hand der Künstlerin offenbaren. Spuren manueller Bearbeitung sind auch in Form von Schnitten, Ritzungen oder Kratzern zu erkennen. Diese bilden freie, über die ganze Bildfläche hinweg geführte Muster von spontanem, stellenweise eher sprödem Duktus aus. Sie beleben den gleichmäßigen Rhythmus der Formen und Farben, versetzen das Bildgeschehen in Unruhe und Spannung - Schnitte und Kratzer haben sich zum eigentlichen Bildthema entwickelt.
So kommen die Kartonschnitte von Gabriele Eickhoff letztendlich einem Bekenntnis zur Linie gleich. Ob erzählerisch, spröde, struktiv oder spontan, oder aber im Zusammenklang mit Form und Farbe: Die Linie agiert in vielerlei Gestalt und bleibt stets das ureigene Element, aus dem heraus Gabriele Eickhoff Ideen und Kraft für ihre Bilder schöpft.
Michaela Mazurkiewicz-Wonn
Redaktion: Doris Kiefer
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